Neue Konkurrenz für Deutsche Bank, Commerzbank und Co. Die Berliner Start-up-Schmiede Rocket Internet, die unter anderem den Online-Händler Zalando auf die Beine gebracht hat, will jetzt Banken Konkurrenz machen. Die am Sonntag vorgestellte neue Firma Lendico vermittelt Kredite zwischen Privatleuten. Sparer sollen höhere Zinsen bekommen als bei Anlage in Tagesgeld, und die Kreditnehmer günstigere Konditionen als bei einer Bank, erläuterte Mitgründer Dominik Steinkühler den Plan hinter dem Projekt.
Nach dem Start in Deutschland ist eine internationale Expansion zunächst nach Osteuropa geplant. "Wir wollen schnell in umliegende europäische Länder gehen und mittelfristig auch auf andere Kontinente expandieren", sagte Steinkühler.
Der Zinssatz für Kredite soll je nach Bonitätseinstufung zwischen 2,9 und 11 Prozent liegen. Lendico hat für die Einschätzung ein eigenes System entwickelt und holt Informationen bei der Schufa und anderen Quellen ein. Eine Banklizenz braucht das Start-up nicht, weil es mit einer Bank zusammenarbeitet, die als Partner-Institut letztlich die Kredite ausgibt. Die Laufzeit ist auf fünf Jahre beschränkt.
Geldgeber und Kreditnehmer kennen sich nicht. Ein Kunde kann maximal zwei Kredite von jeweils bis zu 25 000 Euro aufnehmen. Lendico haftet nicht für eventuelle Zahlungsausfälle, dem Geldgeber entstehen aber keine Inkasso-Kosten. Die Firma bekommt neben einmaligen Gebühren ein Prozent von jeder Rückzahlung. "Wir haben eine ganz andere Kostenstruktur als eine klassische Bank, weil wir uns nur auf unser Produkt konzentrieren können", sagte Steinkühler.
Trend Privatkredite
Wie bei diversen anderen Projekten von Rocket Internet, das von den Brüdern Marc, Oliver und Alexander Samwer gegründet wurde, gibt es auch für Lendico US-Vorbilder. Am bekanntesten ist die Firma Lending Club, die seit der Gründung bisher drei Milliarden Dollar an Krediten vermittelte und zuletzt bei gut 220 Millionen Dollar im Monat lag. In Deutschland gibt es mit auxmoney, smava oder der Fidor Bank ähnliche Konzepte.
Neue Bank-Konzepte könnten auf lange Sicht die Margen der klassischen Banken im Privatkundengeschäft unter Druck bringen. Im Bereich Trading-Gebühren hat die Konkurrenz bereits zugenommen. Aus diesem Grund und neuen Gebührenkonzepten wie etwa bei der Quirin Bank haben die Deutsche Bank und Commerzbank mittlerweile Flatrate-Modelle eingeführt.
Kurzfristig bringt diese Meldung die Aktie der Commerzbank jedoch nicht aus dem Tritt. Im Aktienkurs der Commerzbank steckt derzeit viel Hoffnung auf die Wende zum Guten. DER AKTIONÄR rät Commerzbank-Aktionären, die Gewinne laufen zu lassen und einen engen Stopp setzen.
Mit Material von dpa-AFX.