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23.10.2023 ‧ dpa-Afx

ROUNDUP/Hannover Rück: Kfz-Versicherer bleiben trotz höherer Prämien defizitär

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BADEN-BADEN (dpa-AFX) - Autobesitzer in Deutschland müssen nach Ansicht der Hannover Rück noch über Jahre mit deutlich steigenden Versicherungsprämien rechnen. Überdurchschnittlich gestiegene Ersatzteil- und Reparaturkosten führten bei den Kfz-Versicherern zu "massiven Verlusten", sagte Hannover-Rück-Deutschlandchef Michael Pickel beim Branchentreffen am Montag in Baden-Baden. Weitere Preisanpassungen seien "unausweichlich", um das Geschäft aus den roten Zahlen zu bringen und langfristig wieder profitabel zu machen. Auf einen Schlag dürfte dies aber nicht gelingen: Pickel rechnet mit einer "schrittweisen Entwicklung".

Rückversicherer wie Hannover Rück und Munich Re treffen sich seit Sonntag in Baden-Baden mit Erstversicherern wie Allianz und Axa , um die Konditionen für die Vertragserneuerung zum 1. Januar 2024 auszuhandeln. Nach dem vorangegangenen Treffen in Monte Carlo im September steht in Baden-Baden besonders der deutsche Markt im Fokus.

Dabei geht es auch um die Konditionen in der Kfz-Versicherung - der vom Volumen her größten Sparte des Schaden- und Unfallgeschäfts. Unter den weltweiten Rückversicherern ist die Hannover Rück die Nummer drei, in Deutschland ist sie allerdings der größte Kfz-Rückversicherer. Dadurch hat sie einen guten Einblick in die Konditionen der deutschen Kfz-Erstversicherer wie Huk Coburg und Allianz. Diese buhlen in der üblichen Wechselsaison im Herbst mit ihren Angeboten um neue Kunden - und dürften die Prämien bei ihren Bestandskunden weiter anheben.

Notwendig seien Prämienerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich, schreibt die Hannover Rück in ihrer Präsentation zum Treffen in Baden-Baden. Die Vergleichsportale Verivox und Check24 hatten in den vergangenen Tagen bereits über Prämienerhöhungen von bis zu 16 Prozent berichtet - je nachdem, ob es um Kfz-Haftpflicht, Teilkasko oder Vollkasko geht. Die Portale betrachten allerdings nur die Tarife für Neukunden und Wechsler. Die Hannover Rück berücksichtigt auch die Tarife für Kunden, die ihrem Versicherer treu bleiben.

In der Vergangenheit hatten viele Kfz-Versicherer vor allem bei ihren Bestandskunden an der Preisschraube gedreht und Neukunden oft mit vergleichsweise günstigen Konditionen gelockt. Der harte Konkurrenzkampf in der Branche verhinderte, dass die Prämien insgesamt stärker stiegen.

Nun steckt die Branche tief in den roten Zahlen. Nach Einschätzung der Hannover Rück dürften die Kfz-Versicherer im laufenden Jahr 2,9 Milliarden Euro mehr für Schäden, Verwaltung und Vertrieb ausgeben, als sie an Beiträgen einnehmen. Im kommenden Jahr dürften sich die durchschnittlichen Schäden nach Einschätzung der Hannover Rück weiter verteuern. Daher werde das Minus der Kfz-Versicherer trotz Prämienerhöhungen lediglich auf 2,7 Milliarden Euro sinken.

Auch abseits des Kfz-Geschäfts rechnet die Hannover Rück hierzulande mit weiter steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz. "Wir müssen davon ausgehen, dass der langjährige Trend zu höheren Schadenleistungen weiter anhält", sagte Deutschland-Chef Pickel. Die Frage nach der Absicherung der Folgen von Extremwetter wie Starkregen, Überschwemmung, Sturm und Hagel bleibe auch in Deutschland hochaktuell. Sie betreffe private Haushalte, Gewerbe und Industrie gleichermaßen.

Daher rechnet die Hannover Rück mit steigenden Preisen für Rückversicherungsschutz auch rund um Schäden durch Naturkatastrophen. So hätten die Sommerunwetter "Lambert" und "Kay" sowie eine Unwetterserie in Süddeutschland im August zu erheblichen Versicherungsschäden geführt. Zugleich wachse die Nachfrage nach Elementarschadendeckungen, doch das Angebot an Rückversicherungsschutz sei knapp.

Im Geschäft mit Industrie und Gewerbe hält die Hannover Rück weitere Prämienerhöhungen infolge der hohen Inflation für notwendig. Zudem habe es mehr Großschäden durch Feuer gegeben. Nicht weiter verteuern dürfte sich nach Einschätzung des Managements hingegen Rückversicherungsverträge rund um Cyber-Attacken. Hier erwartet die Hannover Rück nach den "deutlichen Preissteigerungen" der vergangenen Jahre eine Stabilisierung der Preise auf höherem Niveau./stw/nas/jha/

Quelle: dpa-AFX

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