Die Jagd auf das Phantom der Kryptowelt geht in die nächste Runde. Jahrelang galten Krypto-Urgesteine wie Hal Finney oder Nick Szabo als Favoriten für die Identität des Bitcoin-Erfinders. Nun rückt ein prominentes Schwergewicht des Silicon Valley ins Rampenlicht. Eine neue Indizienkette von Analystenseite lässt die Szene aufhorchen: Die Spuren führen direkt in die Chefetage eines US-Zahlungsdienstleisters.
Der Name, der die Gerüchteküche aktuell zum Überkochen bringt: Jack Dorsey. Der Vorwurf: Der Ex-Twitter-CEO und Gründer von Block sei nicht nur Bitcoin-Maximalist, sondern dessen Schöpfer selbst. Die These ist gewagt, doch Analysten untermauern sie mit verblüffenden Details.
Der Code und der Kalender
Treibstoff für die Spekulation liefert Krypto-Analyst Seán Murray. Seine Beweisführung stützt sich auf eine Reihe technischer und biografischer Anomalien. Der Grund: Dorsey beherrscht C und C++ – jene Programmiersprache, in denen das Bitcoin-Whitepaper und der ursprüngliche Quellcode verfasst wurden – bereits seit den 90er-Jahren perfekt. Zudem war er früh in der Cypherpunk-Bewegung aktiv, dem ideologischen Nährboden der Kryptowährungen.
Noch pikanter sind die zeitlichen Korrelationen. Satoshis allererster Post im Forum BitcoinTalk erschien exakt an Dorseys Geburtstag. Die historische erste Bitcoin-Transaktion an Hal Finney fiel auf den Geburtstag von Dorseys Mutter. Ein weiterer Schlüssel-Block, der Satoshi zugeordnet wird, datiert auf den Ehrentag seines Vaters. Murray spricht von einer „bewussten Signatur“, Kritiker von statistischem Rauschen.
Forensik in der Blockchain
Unterstützung erhält die Theorie überraschend von institutioneller Seite. Experten des Finanzhauses Baird haben die Blockchain-Forensik vertieft. Ihr Fund: Frühe Wallet-Adressen enthalten auffällige Sequenzen wie „jD2m“. Die Lesart der Analysten: „Jack Dorsey 2 Mint“ – eine Referenz an Dorseys damaligen Wohnsitz an der Mint Plaza in San Francisco.
Ausweichen als Strategie
Der Tech-Milliardär selbst gießt Öl ins Feuer. Auf einem Investorentag seines Unternehmens Block Mitte November direkt auf die Gerüchte angesprochen, mied Dorsey das klare Dementi. Seine Replik: Die Identität Satoshis spiele heute „keine Rolle mehr“. Während er in der Vergangenheit eine Urheberschaft bestritt, wirkt diese rhetorische Unschärfe für Marktbeobachter wie eine Einladung zur Spekulation.
Die Indizienkette ist unterhaltsam und detailreich, bleibt aber spekulativ. Dass Dorsey ein radikaler Bitcoin-Verfechter ist, steht außer Frage. Ihn jedoch als Schöpfer zu stilisieren, dürfte eher dem Mythos als den Fakten dienen.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstand und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Bitcoin.
04.12.2025, 15:20