Die Aktie des Möbelversandhändlers Home24 wird am heutigen Dienstag förmlich nach unten durchgereicht. Mehr als 15 Prozent geht es am späten Nachmittag nach unten auf 15,03 Euro. Damit ist die Aktie der mit Abstand größte Verlierer im SDAX.
Dabei hat ein starkes Europa-Geschäft dem Möbelversandhändler in den ersten drei Monaten ein kräftiges Umsatzplus beschert. Auch beim Bruttowarenwert und der Zahl an Kunden konnte das Unternehmen gute Zahlen vorweisen. Allerdings warnte der Vorstand bei der Vorlage der Quartalszahlen am Dienstag auch vor höheren Möbelpreisen, was auch an dem Stau auf dem Suez-Kanal liegt. Zudem bestätigte Home24 trotz des hohen Wachstums lediglich seine bisherige Prognose. An der Börse sorgte dies für die hohen Verluste. Die seit Dezember im SDAX gelistete Aktie setzte damit ihre jüngste Kurskorrektur fort.
Im ersten Quartal stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahresabschnitt währungsbereinigt um 64 Prozent auf 159 Millionen Euro. Allerdings drückten die pandemiebedingten Schließungen im stationären Handel auf das Geschäft der brasilianischen Tochter Mobly. Auch im Europa-Geschäft, das aus Deutschland, Frankreich, Österreich, den Niederlanden, der Schweiz, Belgien und Italien besteht, gab es einen leichten Knick: Weil vor allem Outlets, in denen Home24 Retouren vermarktet, geschlossen blieben, fielen dort geringfügig Erlöse aus.
Unterdessen nutzte Home24 die ersten drei Monate des Jahres dafür, neue Kunden zu gewinnen. Die Kosten für die Akquise seien saisonal höher, hieß es. "Wir wollen durch eine aggressivere Kundenakquise mehr Marktanteile gewinnen", sagte Home24-Chef Marc Appelhoff in einer Telefonkonferenz. Das Unternehmen investiere üblicherweise im ersten und dritten Quartal mehr Geld in Werbemaßnahmen, sodass die Profitabilität geringer ausfalle.
Allerdings warnte Konzernchef Appelhoff vor steigenden Preisen in der gesamten Möbelindustrie, weil Materialkosten wie etwa für Holz sowie Ausgaben in der Logistik nach oben gingen. Denn die Kunden bestellten deutlich mehr, während die Kapazitäten bei der Seefracht begrenzt seien. Zuletzt sei der Stau auf dem Suez-Kanal zudem eine Herausforderung für die Branche gewesen. "Ich sehe daher nicht, dass es zu einem Preiskampf kommen wird."
Das ist einer der Gründe, warum der Vorstand seine Ziele für 2021 lediglich bestätigte - trotz des kräftigen Wachstums, das deutlich über der bisher angepeilten Prognosespanne liegt. "Aufgrund der weiter bestehenden Unsicherheit für den restlichen Jahresverlauf im Kontext der Covid-19-Pandemie hält das Unternehmen diesen Korridor weiterhin für angemessen." Demnach soll der Umsatz währungsbereinigt um 20 bis 40 Prozent steigen. Die bereinigte Ebitda-Marge soll zwischen null und zwei Prozent liegen.
Aus charttechnischer Sicht ist die Aktie von Home24 nun an eine wichtige Unterstützung herangelaufen, die unbedingt verteidigt werden muss. Ansonsten drohen weitere deutliche Verluste.
(Mit Material von dpa-AFX)