Die Aktie von BP hat in der laufenden Börsenwoche etwas nachgegeben. Gegenwind erhält der Kurs vor allem durch die schwache Entwicklung der Ölpreise. Brent und WTI verbilligen sich auch im heutigen Handel wieder einmal deutlich. Und eine klare Trendwende ist aktuell nicht absehbar. So wird für 2026 mit einem überversorgten Ölmarkt gerechnet.
Laut Einschätzung von Robert Rennie, dem Rohstoffchef von Westpac, dürfte eine sich anbahnende Überversorgung die Ölpreise im kommenden Jahr belasten. Brent werde deshalb wohl vorerst in der Spanne von 60 bis 65 US-Dollar je Barrel verharren. „Die sich abzeichnende Überversorgung wird die Preise im Jahr 2026 belasten“, so Rennie.
Die jüngste Festsetzung eines Öltankers vor der venezolanischen Küste hatte nur einen sehr kurzen Einfluss auf die Notierungen. Zwar kletterten die Preise unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls leicht, gaben jedoch rasch wieder nach. Rennie rechnet damit, dass „die Beschlagnahmung eines sanktionierten Schiffes vor Venezuela durch die USA und der Angriff der Ukraine auf ein weiteres Schiff der russischen Schattenflotte im Schwarzen Meer“ die kurzfristigen Risikoaufschläge erhöhen können. Größere markttreibende Effekte dürften jedoch durch die erwartete Überversorgung gedämpft werden.
Mit der gewaltsamen Übernahme des Tankers hat sich der Konflikt zwischen den USA und Venezuela weiter zugespitzt. Bereits in den vergangenen Monaten zerstörten US-Streitkräfte immer wieder Schnellboote in der Karibik, die mutmaßlich im Drogenhandel eingesetzt wurden. Parallel dazu bauten die USA ihre militärische Präsenz in der Region erheblich aus – inklusive Truppen, Kriegsschiffen und dem größten Flugzeugträger der Welt.
Venezuela verfügt über enorme Ölreserven und ist wirtschaftlich stark von den Ausfuhren abhängig, die zu einem großen Teil nach China gehen. Präsident Nicolás Maduro wirft der US-Regierung vor, den Konflikt gezielt anzuheizen, um Zugang zu Venezuelas Rohstoffen zu erhalten und einen Regierungswechsel herbeizuführen.
BP leidet unter den großen europäischen Energiekonzernen besonders stark unter den fallenden Ölpreisen. Denn die Briten werden durch den Verkauf von Assets in Bereichen wie Solar oder Wind immer abhängiger von hohen Erträgen aus diesem Segment. Zudem wird das eher kurzsichtige Unterfangen, die Gewinne möglichst rasch hochzuschrauben, um anschließend möglichst hohe Beträge in Form von Dividenden und Aktienrückkäufen ausschütten zu können, dadurch auch deutlich erschwert. Daher bleiben die Aktien von weitsichtig agierenden Konkurrenten wie TotalEnergies, Shell oder Repsol die attraktivere Wahl. Wer bei BP aber bereits investiert ist, kann dabeibleiben (Stoppkurs: 4,10 Euro).
11.12.2025, 14:02