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26.04.2019 Michael Schröder

Wirecard nach den Zahlen: Das ist der Stand der Dinge

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Wirecard

Wirecard hat gestern den Geschäftsbericht für 2018 vorgelegt – und einen ersten Ausblick auf 2019 gegeben. Der Konzern ist eigenen Angaben zufolge auf seinem Wachstumskurs in die nächste Phase eingetreten. Auf der Bilanzpressekonferenz sprach Wirecard-Vorstand Markus Braun über die Geschäftsentwicklung - aber auch über Qualitätsmängel in der Buchhaltung und entsprechende Controllingprozesse.

Wirecard will sich für die Zukunft ein stärkeres Augenmerk auf Buchhaltungsprozesse vornehmen. Vorstand Markus Braun sprach am Donnerstag auf der Bilanzpressekonferenz in Aschheim bei München vom "Elefant im Raum", den das Unternehmen angehen müsse. Als Wachstumsunternehmen habe der DAX-Konzern "Qualitätsmängel" in der Buchhaltung gehabt und müsse daher "Controllingprozesse nachziehen". Eine Wachstumspause will der Manager dem Unternehmen dabei aber nicht gönnen - die Neukundenzuwächse im vergangenen Halbjahr dürften auch in diesem Jahr für gute Geschäfte sorgen.

Umstrittene Bilanzierungspraktiken
Zuletzt stand Zahlungsdienstleister wegen umstrittener Bilanzierungspraktiken im Fokus von Financial Times-Berichten, was den Aktienkurs heftig unter Druck setzte. Mittlerweile hat die von Wirecard beauftragte Untersuchung einer Singapurer Anwaltskanzlei ergeben, dass Mitarbeiter in dem südostasiatischen Inselstaat tatsächlich gegen Bilanzregeln verstoßen haben - allerdings weniger gravierend, als von der Finanzzeitung berichtet. Mittlerweile beschäftigt der Fall mehrere Ermittlungsbehörden in Deutschland und Singapur, auch die deutsche Börsenaufsicht schritt ein. Die Münchner Staatsanwaltschaft etwa geht davon aus, dass es bei den Kursturbulenzen nicht mit rechten Dingen zuging. Die Bafin hatte im Februar gar ein zweimonatiges Leerverkaufsverbot verhängt, das Ende vergangener Woche auslief.

Rasantes Wachstum
Wirecard wächst bei allen Problemen dank des Online-Shoppingbooms weiter rasant. Das auf der Wirecard-Plattform abgewickelte Transaktionsvolumen kletterte um gut 37 Prozent auf 124,9 Milliarden Euro, hiervon behält Wirecard Gebühren für die Abwicklung und Absicherung ein. Der Umsatz stieg daher um gut 35,4 Prozent auf gut zwei Milliarden Euro. Vorstandschef Braun betonte, das Wachstum aus eigener Kraft, also ohne Zukäufe und Wechselkursschwankungen, habe mit 27 Prozent einen neuen Höchststand erreicht.

Auch für das laufende Jahr seien die Aussichten gut. Im zweiten Halbjahr 2018 habe das Unternehmen neue Kunden gewonnen, die bis zu 32,3 Milliarden Euro an zusätzlichem Transaktionsvolumen bringen könnten. Rund zwei Drittel davon dürften aus Erfahrungswerten auch tatsächlich zu neuem Geschäft werden.

Investieren statt ausschütten
Der Gewinn kletterte ebenfalls deutlich. Unter dem Strich stand 2018 ein Nettoergebnis von 347,4 Millionen Euro und damit knapp 36 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Dividende will das Unternehmen um zwei Cent auf 0,20 Euro je Aktie aufstocken. Gemessen am Aktienkurs ist das aber nach wie vor eine sehr geringe Ausschüttung, Wirecard-Chef Braun betont immer wieder, dass das Unternehmen sein Geld lieber in Wachstum investiert.

Beratungsleistungen rund um die Bilanzprobleme belasten
Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen wuchs um fast 37 Prozent auf 560,5 Millionen Euro, fiel damit aber etwas geringer aus als in den Eckdaten Ende Januar mitgeteilt. Die Prognose für das laufende Jahr, zwischen 740 und 800 Millionen Euro operativen Gewinn erwirtschaften zu wollen, behielt das Management bei. Darin seien auch Beratungsleistungen rund um die Bilanzprobleme in Singapur enthalten, sagte Braun. Finanzchef Alexander von Knoop sagte, im vergangenen und diesem Jahr belasteten diese mit einem mittleren einstelligen Millionen-Euro-Betrag.

Softbank steigt ein
Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der japanische Mischkonzern Softbank zunächst über eine Wandelanleihe mit insgesamt 900 Millionen Euro bei Wirecard einsteigen will, woraufhin der Aktienkurs deutlich angestiegen war. Wirecard will das Vorhaben den Aktionären auf der Hauptversammlung zur Genehmigung vorlegen. Ziel für Wirecard sei es, präferierter Partner von Unternehmen im Softbank-Portfolio für Zahlungsservices und andere Dienste zu werden. Softbank gehört mit seinem Fonds zu den größten Technologieinvestoren weltweit und ist bei namhaften Partnern wie dem Fahrdienstvermittler Uber beteiligt. Die Verwässerung des Softbank-Einstiegs für die bestehenden Aktionäre liege bei 5,6 Prozent, im operativen Geschäft dürfte die angestrebte Partnerschaft aber einen deutlich höheren Effekt haben, sagte Braun.

Aktie vorerst weiter im AKTIONÄR-Musterdepot
Wie geht es weiter? Das letzte Kapitel in der Causa Financial Times versus Wirecard ist sicher noch nicht geschrieben. Wirecard hat aber eine saubere Bilanz vorgelegt. Das Testat von Ernst & Young macht das deutlich. Nunmehr Zweifel unter den Aktionären zu säen, dürfte für die Financial Times ungleich schwieriger geworden sein. Der Zahlungsdienstleister dürfte zudem weitere Anstrengungen unternehmen, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen.

Die nächsten Zahlen gibt es bereits am 8. Mai in Form der Quartalsmitteilung Q1. Kurzfristig dürfte der Titel volatil bleiben, mittelfristig ist DER AKTIONÄR weiter bullish für den Zahlungsdienstleister eingestellt - und wird an dieser Stelle weiter über das Thema berichten.

DER AKTIONÄR hat das Wertpapier am 10. April zu 107,30 Euro in sein Aktien-Musterdepot aufgenommen. Das AKTIONÄR Aktien-Musterdepot zählt mit einem Plus in Höhe von über 1.920 Prozent seit Auflegung im Jahr 2002 zu den erfolgreichsten Musterdepots in Deutschland.

(Mit Material von dpa-AFX)

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