Börse Online zitiert Stephan Engels, Finanzvorstand der Commerzbank, der sich endgültige vom Gewinnziel für dieses Jahr verabschiedet: Einen Gewinn von 1,06 Milliarden Euro wie im vergangenen Jahr werde das zweitgrößte deutsche Bankhaus 2016 nicht schaffen. Daraufhin sackte der Kurs auf ein Rekordtief ab. In den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres brach der Gewinn im Jahresvergleich um 58 Prozent auf 372 Millionen Euro ein. Vor allem das Kerngeschäft, also das mit mittelständischen Firmenkunden, leidet unter den Niedrig- und Strafzinsen. Engels begründete die Gewinnwarnung entsprechend auch mit den niedrigen Zinsen sowie geopolitischen Unwägbarkeiten. Der neue Vorstandsvorsitzender Martin Zielke möchte im September erklären, wie er strategisch gegensteuern will.
Das Ergebnis des sogenannten Stresstests der Europäischen Zentralbank für 51 große europäische Banken belastete die Kurse der gesamten Branche zusätzlich. Die Commerzbank, wie auch die Deutsche Bank, landeten unter den letzten zehn der getesteten Institute. Die deutschen Geldhäuser leiden mit ihren Universalbank-Geschäftsmodellen besonders unter der Niedrigzinspolitik, welche die Erträge dauerhaft unter Druck setzt. Dazu kommen die hohe Wettbewerbsdichte und die strengere Regulierung. Andrea Enria, Vorsitzender der Europäischen Bankenaufsicht (EBA), erklärte, insgesamt hätten die getesteten Banken ihre Kapitalpolster zwar gestärkt, sie seien aber noch nicht gesund.
Der Bundesverband deutsche Banken (BdB) schätzt, Commerzbank und Deutsche Bank würden ohne Kapitalerhöhung auskommen. Das bezweifeln Analysten, die nach der „gewaltigen Ernüchterung“ der Gewinnwarnung ihre Einschätzungen für die Commerzbank zunächst beibehielten. Philipp Häßler, Analyst von Equinet, glaubt, die Commerzbank habe das Geschäft erfolgreich umgebaut und sei auf dem Weg in die Normalität. Deshalb sollten Anleger die Aktie kaufen. Börse Online jedoch rät weiterhin, die Aktie zunächst zu beobachten.