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18.08.2018 Michel Doepke

Bayer und Loxo Oncology: Pakt gegen Krebs – das müssen Sie wissen

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Bayer, Monsanto, Glyphosat – derzeit dreht sich alles um die Risiken durch die Übernahme nach dem Hammer-Urteil in den USA. Völlig in Vergessenheit gerät in diesem Zusammenhang das Pharma-Geschäft der Leverkusener. Mit dem Blutverdünner Xarelto und vielen lukrativen Partnerschaften ist Bayer in diesem Segment gut positioniert. Besonders hervorzuheben: Der Deal mit der Biotech-Gesellschaft Loxo Oncology. DER AKTIONÄR hat bei Bayer bezüglich der Kooperation nachgehakt.

DER AKTIONÄR: Bei Larotrectinib handelt es sich um einen TRK-Inhibitor. Welche Funktion hat der Wirkstoff und gegen welche Krebserkrankungen soll Larotrectinib in Zukunft zum Einsatz kommen?

Bayer: Larotrectinib steht für ein neues Konzept in der Krebsbehandlung (Präzisionsonkologie). Statt auf einen bestimmten Tumor zu zielen, geht es um die zugrunde liegende molekulargenetische Veränderung des Tumors. Larotrectinib (LOXO-101) befindet sich derzeit in der klinischen Entwicklung für die Behandlung von Patienten mit unterschiedlichen Krebserkrankungen, bei denen pathologische Genfusionen von neurotrophen Tropomyosin-Rezeptor-Kinasen (NTRK) eine Rolle spielen. Der Wirkstoff Larotrectinib wurde spezifisch entwickelt, um den für das Tumorwachstum verantwortlichen Signalweg gezielt zu blockieren (hemmt die Tropomyosin-Rezeptor-Kinasen).

NTRK-Fusionen sind insgesamt selten (0,5-1% bei Patienten mit soliden Tumoren), kommen aber bei vielfältigen soliden Tumorerkrankungen (17 Krebsarten) bei Erwachsenen wie auch Kindern vor. Dazu zählen Karzinome des Wurmfortsatzes, Brustkrebs, Gallengangskarzinome, Dickdarmkrebs, GIST (gastrointestinale Stromatumoren), Fibrosarkome bei Kindern, Lungenkrebs, MASC (mammary analogue secretory carcinoma) der Speicheldrüse, Melanome, Bauchspeicheldrüsenkrebs, Schilddrüsenkrebs und verschiedene Sarkome. NTRK-Fusionen lassen sich mithilfe verschiedener Diagnosetests erkennen, wobei die zielgerichtete Next-Generation-Sequenzierung (NGS) die validesten Ergebnisse liefert.

In klinischen Studien mit Patienten, die verschiedene Arten von soliden Tumoren mit NTRK-Genfusionen aufwiesen, zeigte Larotrectinib eine durch Prüfärzte ermittelte Gesamtansprechrate (overall response rate, ORR) von 80 Prozent sowie eine laut unabhängigem Review bestätigte ORR von 75 Prozent. Larotrectinib wurde gut vertragen, wobei die aufgetretenen Nebenwirkungen überwiegend solche vom Grad 1 oder 2 waren.

Mit welchen Neuigkeiten ist mittelfristig bei Larotrectinib im Rahmen der Bayer-Kooperation mit Loxo Oncology zu rechnen?

Der von Bayer’s Kooperationspartner Loxo Oncology, Inc., in den USA eingereichte Zulassungsantrag (Siehe Pressemitteilung Dez. 2017) bezieht sich auf Krebsarten, die durch Tropomyosin-Rezeptor-Kinase (TRK)-Fusionsproteine, eine Folge genetischer Veränderungen, bedingt sind. Larotrectinib hat in den USA den Status als „Orphan Drug“ (Arzneimittel für seltene Erkrankungen) sowie einen Sonderstatus für die Behandlung von seltenen pädiatrischen Erkrankungen erhalten. Darüber hinaus hat die amerikanische Arzneimittelbehörde FDA Larotrectinib den Status einer beschleunigten Zulassung, so genannte „Breakthrough-Therapy Designation“, gegeben. Wir erwarten die die Entscheidung der FDA noch in diesem Jahr. Bayer plant außerdem noch in diesem Jahr, die Zulassung von Larotrectinib in Europa zu beantragen.

Bayer hat sich die Entwicklung und Vermarktung von LOXO-195 gesichert. Was ist das Besondere an diesem Präparat?

LOXO-195 ist ein wirksames orales und selektives neues Prüfmedikament in klinischer Entwicklung für die Behandlung von Patienten mit Krebstypen, die eine Resistenz gegen eine initiale TRK-Therapie wie Larotrectinib erworben haben. Arzneimittel wie Larotrectinib können zwar ein dauerhaftes Ansprechen bei diesen Patienten einleiten, allerdings kann der Tumor wieder anfangen zu wachsen. Dieses Phänomen wird als „erworbene Resistenz“ bezeichnet, da der Krebs Merkmale erworben hat, die eine Resistenz gegen die zuvor wirksame Anfangstherapie bewirken. Neuere Daten auf dem Gebiet der TRK-Inhibition lassen darauf schließen, dass die erworbene Resistenz aufgrund von TRK-Kinase-Punktmutationen auftreten kann. LOXO-195 wurde entwickelt, um diese neuen Punktmutationen anzugreifen und ein erneutes Ansprechen der Krebserkrankung des Patienten herbeizuführen.

Kann sich Bayer vorstellen, die Kooperation mit Loxo Oncology auszubauen?

Unsere strategische Zusammenarbeit mit Loxo Oncology bei Larotrectinib und LOXO-195 ist ein Beleg dafür, wie wir unsere Wachstumsstrategie umsetzen. Wir wollen zum einen unsere Pipeline in Bereichen mit höchstem medizinischen Bedarf weiter stärken, wobei Onkologie der aktivste Bereich der pharmazeutischen Innovation ist, und zum anderen unsere Präsenz in den USA ausbauen.

Wir suchen auch künftig ähnliche Möglichkeiten, wie sie diese Kooperation beispielhaft aufzeigt, deshalb betrachten wir die Zusammenarbeit mit Loxo als eine gute Vorlage für weitere Kooperationen.

Vielen Dank für die umfangreichen Informationen zum Deal mit Loxo Oncology!

Bayer oder Loxo Oncology kaufen? Für den AKTIONÄR ist Loxo einer der aussichtsreichen Onkologie-Spezialisten aus den USA. Allerdings sollten ausnahmslos risikobewusste Anleger sich eine kleine Position ins Depot legen. Bei Bayer hingegen rät DER AKTIONÄR weiter, an der Seitenlinie zu verharren. Nach dem Urteil in den USA sind die Folgen einer Klagewelle nicht absehbar.

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