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30.03.2017 Markus Horntrich

Aurelius: Short-Seller vernichten 800 Millionen Börsenwert

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Aurelius

Mehrere Hedgefonds haben sich die Beteiligungsgesellschaf Aurelius für eine Short-Attacke vorgenommen. Die Aktie hat nach der Veröffentlichung eines vernichtenden Research-Reports deutlich verloren

Gotham City Resarch, ein Hedgefonds, der sich auf Short-Attacken spezialisiert hat, hat bei Aurelius und den Aktionären einen beträchtlichen Schaden hinterlassen. Insgesamt wurden gut 40 Prozent des Börsenwertes, rund 800 Millionen Euro, innerhalb weniger Minuten vernichtet.

Brisant, wie üblich bei solchen Attacken, ist die Positionierung des Hedgefonds im Vorfeld. Gotham City meldete nur wenige Tag vor der Attacke eine Short-Position in Höhe von 0,61 Prozent des Grundkapitals bei Aurelius. Sprich, man spekuliert auf fallende Kurse bei der Münchener Beteiligungsgesellschaft. Mit Leerverkäufen wetten Investoren wie Gotham City auf fallende Kurse. Sie leihen sich die Aktien, um diese zu verkaufen. Dabei hoffen sie, dass sie die Papiere bis zum Ende der Ausleihfrist billiger zurückkaufen und die Differenz als Gewinn einstreichen können. Neben Gotham City Resarch, die den Short-Anteil mittlerweile sogar auf 0,8 Prozent ausgebaut haben, sind noch weitere Short-Seller aktiv. Insgesamt sind 3,59 Prozent der Aktien leerverkauft.

Aktuell gemeldete Leerverkaufspositionen:

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In dem von Gotham City am 28. März veröffentlichten Bericht hieß es, die Aktie sei nicht mehr wert als 8,56 Euro. Der Hedgefonds wirft Aurelius unter anderem Ungereimtheiten bei der Bilanzierung vor. Aurelius wies die Vorwürfe zurück. Als erste Reaktion, um den Kurs zu stützen, legt Aurelius sofort ein weiteres, 50 Millionen Euro schweres Aktienrückkaufprogramm auf. Die Hauptversammlung soll am 21. Juni zudem einen Rückkauf von weiteren zehn Prozent des Grundkapitals beschließen.

Die in der Studie von Gotham City aufgelisteten Fakten sind weitgehend bekannt und werden von Aurelius auch so ausgewiesen. Allerdings präsentiert Gotham City diese in irreführender Weise und unter falschen Annahmen, so Aurelius in einem ersten Statement.

So bemängelte Gotham City etwa, dass man 43 bis 100 Prozent der von Aurelius ausgewiesenen Gewinne der Tochtergesellschaften nicht ableiten könne beziehungsweise dass es eine Diskrepanz zu der von Aurelius ausgewiesenen Größe gibt. Dazu muss man wissen, dass Aurelius die Gewinne der einzelnen Gesellschaften gar nicht ausweist. Zudem ist fraglich, ob Gotham für die rund 100 Einzelgesellschaften überhaupt Einzelberichte vorliegen, die die Kalkulation des Hedgefonds untermauern.

Die Kritik an den ausgewiesenen Gewinnen aus negativem Goodwill ist insofern ebenfalls nichts neues. Es ist Geschäftsmodell von Aurelius, Firmen unter dem Buchwert zu kaufen, um Sanierungsgewinne zu erzielen. Die entsprechenden Bargain Purchases, wie Aurelius diese aggregiert ausweist, werden spätestens mit dem Verkauf der Firmen real. In der Vergangenheit konnten die Münchener das regelmäßig in der Nähe des angegebenen Substanzwertes umsetzen.

DER AKTIONÄR hat auch gestern Nachmittag am Conference-Call mit Aurelius teilgenommen, der vor allem im Hinblick auf die Short-Attacke nicht positiv überzeugen konnte. Zwar hat Aurelius deutlich gemacht, dass es wohl mit Blick auf Portfolio-Verkäufe gute Nachrichten in Kürze geben wird. Allerdings konnte man die Vorwürfe von Gotham bis dato zum Großteil nicht zufriedenstellend entkräften beziehungsweise kommentieren. Es blieben im Call für unseren Geschmack noch zu viele Fragen offen. Diese werden hoffentlich mit dem Statement, dass Aurelius derzeit anfertigt geklärt.

Grundsätzlich ist es denkbar, dass die Aktie wieder Richtung des ausgewiesenen Substanzwertes (40-43€) laufen kann. Dass sie die 66€ wieder erreicht, halten wir vom aktuellen Stand aus für unwahrscheinlich. Die Erfahrung zeigt, dass die Aktien, die sich Gotham in der Vergangenheit vorgenommen hat, sehr lange keinen Fuß mehr aufs Parkett brachten. Zumal davon auszugehen ist, dass der Druck noch länger auf dem Wert lasten wird. Gotham blieb ebenfalls bei einigen Punkten vage, sprich, dass sie noch einmal nachlegen werden mit weiteren Details ist wahrscheinlich.

Aurelius prüft Schadenersatzforderungen und eine Strafanzeige wegen Marktmanipulation gegen Gotham City. Die Wertpapieraufsicht prüft den Handel mit den Aktien routinemäßig. Aufgrund der diversen Disclaimer in den Research-Reports wird wahrscheinlich auch Gotham Research im Hinblick auf den manipulativen Eingriff straffrei bleiben. Ähnlich wie bei Wirecard und Ströer, wo es in der Vergangenheit ähnliche Attacken gab. Die Ströer-Aktie arbeitet jetzt noch daran, die Kursverluste der Hedgefonds-Attacke aufzuholen. Ein ähnliches Schicksal könnte nun auch Aurelius drohen.

Der Sachverhalt wird in der nächsten Ausgabe des AKTIONÄR noch einmal genauer unter die Lupe genommen. Bis dahin dürfte auch ein ausführlicheres Statement vom Untenehmen kommen. Wir arbeiten parallel daran, mit Aurelius-Chef Dirk Markus ein Interview zu bekommen.

 

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