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28.07.2018 Thomas Bergmann

Allianz: Die Nummer 1

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Allianz

Die Ankündigung des italienischen Versicherungskonzerns Generali vor wenigen Wochen, vier Millionen Lebensversicherungsverträge in Deutschland an einen Abwickler zu verkaufen, hatte ein mittleres Beben ausgelöst. Es zeigt, dass viele Versicherer Probleme haben, in dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld Gewinne zu erwirtschaften. Probleme, die die Allianz nicht kennt. Die Münchner wollen 2018 operativ zwischen 10,6 und 11,6 Milliarden Euro verdienen. Auf der Bank liegt so viel Cash, dass sie ein drittes Aktienrückkaufprogramm auf den Weg gebracht haben. Umfang: eine Milliarde Euro.

Investition in eigenes Unternehmen

Das neue Rückkaufprogramm ist am 4. Juli gestartet und soll bis 30. September abgeschlossen sein. Es ist nun schon das dritte in den zurückliegenden 18 Monaten, das zweite in diesem Jahr (siehe Kasten rechts unten). Bis September wird die Allianz dann für sechs Milliarden eigene Aktien gekauft und ohne Herabsetzung des Grundkapitals eingezogen haben.

Ein Aktienrückkauf hat nicht nur positive Effekte auf den Gewinn je Aktie oder die Dividende je Aktie. Er ist in der Regel auch förderlich für den Börsenkurs. Beim ersten Aktienrückkaufprogramm 2017 kaufte die Allianz die ersten Stücke zu 162 Euro, die letzten 340.000 im Schnitt zu 197 Euro. Während des zweiten Programms verlor der DAX 2,22 Prozent an Wert. Die Allianz-Aktie hingegen stieg im gleichen Zeitraum um 2,24 Prozent.

Fusion unter Gleichen?

Dass die Allianz weiter fleißig eigene Aktien zurückkauft, dürfte ein Indiz dafür sein, dass vorerst kein großer Zukauf ansteht. Dabei liebäugelt Vorstandschef Oliver Bäte schon seit Längerem mit großen Übernahmen, vor allem in der Sachversicherung, um die Fusionswelle nicht zu verpassen. Die Allianz ist jedoch nicht bereit, jeden Preis mitzugehen. "Wir haben entschieden, dass wir noch kein so attraktives Objekt gefunden haben, dass wir guten Gewissens eine Menge Geld dafür ausgeben würden", sagte Bäte Anfang Mai.

Der Allianz-Chef gilt bei den Investoren als Sparfuchs, einer, der vorsichtig mit ihrem Geld umgeht. Bäte hatte deshalb selbst eine „Fusion unter Gleichen“ mit einem großen Konkurrenten ins Spiel gebracht. Dies sei seiner Meinung nach eine Möglichkeit, eine umwälzende Transaktion umzusetzen, ohne die derzeit hohen Preise für Versicherungskonzerne zahlen zu müssen. Bei einer Fusion unter Gleichen schließen sich Unternehmen auf Augenhöhe – etwa über einen Aktientausch – zusammen, ohne dass der eine den Aktionären des anderen eine Übernahmeprämie zahlt.

Interesse an Schweizer Konkurrenz?

Zuletzt war immer wieder über ein Interesse der Allianz am Schweizer Konkurrenten Zurich spekuliert worden. Laut Allianz-Vorstandsmitglied Jacqueline Hunt ist nichts ausgeschlossen: "Wenn der richtige große Deal vorbeikäme, würden wir uns das natürlich anschauen. Wir wären verantwortungslos, wenn wir das nicht täten", sagte sie kürzlich. Aber ein Objekt müsse nicht nur strategisch passen, sondern auch zu den richtigen Konditionen verfügbar sein.

Die Allianz müsse sich auch nicht zwingend am Konsolidierungsprozess in der Vermögensverwaltungs-Branche beteiligen. "Ganz klar: Fusionen und Übernahmen haben für uns an und für sich keine strategische Priorität", so Hunt. "Wir haben alle Fähigkeiten, die wir brauchen." Doch wenn sich die Chance biete, könne die Allianz durchaus zuschlagen.

China im Fokus

Priorität hat für den Versicherer offensichtlich China, denn das Reich der Mitte glänzt noch mit enormen Potenzial – und saftigen Steigerungsraten. Während die Märkte im etablierten Heimatmarkt Europa nur noch moderat zulegen, stieg in China die Summe der Beitragseinnahmen im letzten Jahr um 20 Prozent. Und die weiteren Aussichten sind gut: Viele Chinesen haben bisher noch überhaupt keine Versicherung – nur 4,2 Prozent betrug das Prämienvolumen 2016 im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt (BIP), schätzen Experten. Der weltweite Durchschnitt lag indes bei 6,2 Prozent.

Bäte hat deshalb wohl auch die Zusammenarbeit mit dem chinesischen Online-Riesen JD.com vertieft. Vor Kurzem unterschrieben er und sein Amtskollege Richard Lui ein Abkommen über eine Partnerschaft für digitale Versicherungen auf dem chinesischen Markt. Es heißt, dass man mit Garantieversicherungen für technische Geräte starten und später weitere Policen hinzufügen will. Schon im April hatte sich JD.com mit 33 Prozent an der Allianz China Sachversicherung beteiligt und dafür rund 85 Millionen Dollar bezahlt. Die Chinesen sind seitdem der zweitgrößte Aktionär des deutsch-chinesischen Joint Ventures.

Die Partnerschaft muss zwar noch von den Regulatoren in China genehmigt werden, doch sollte dies lediglich Formsache sein. Jüngst hatte Peking angekündigt, seinen Finanzmarkt zu öffnen. Künftig können ausländische Lebensversicherer bis zu 51 Prozent der Anteile an Joint Ventures mit chinesischen Partnern erwerben und damit eine Mehrheit und deutlich mehr Entscheidungsgewalt erlangen. Bislang ging das nicht, die Grenze lag bei 50 Prozent. Innerhalb von drei Jahren sollen die Kapitalbeschränkungen sogar ganz wegfallen.

Allianz goes digital

Neben China hat Bäte das Thema Digitalisierung auf der To-do-Liste ganz oben. In erster Linie geht es darum, das Kerngeschäft weiter zu optimieren. Dazu sollen Produkte, Systeme und Prozesse mithilfe von Technologie drastisch vereinfacht und harmonisiert werden. Bei der Allianz nennt man diesen Schritt "Transformation". Er sei vergleichbar mit dem Sprung von einer Kamera mit Film hin zu Digitalbildern.

Ziel ist es ferner, schrittweise neue Geschäftsfelder für die Zukunft zu erschließen. Und zwar zusammen mit Unternehmen, an denen der Versicherer über die hauseigene Investmentgesellschaft Allianz X beteiligt ist. Ein Beispiel ist American Well: Das Unternehmen bietet Telemedizin-Lösungen an, um den Zugang zu hochwertiger Pflege zu verbessern. Eine andere Beteiligung ist Lemonade, ebenfalls aus den USA. Das innovative Start-up entwickelt rein digitale mobile Lösungen für Hausrat- und Gebäudeversicherungen.

Mehr Rendite, mehr Dividende

Auf kurze Sicht (2018) erwartet Bäte eine Verbesserung der Eigenkapitalrendite auf 13 Prozent. Laut den Aussagen zur Hauptversammlung wäre das für den Allianz-Chef ein wirklich ansehnlicher Wert. "Er wirkt noch überzeugender, wenn man weiß, dass gleichzeitig unsere Eigenkapitalkosten von zehn auf neun Prozent gefallen sind", so Bäte.

Überzeugen dürfte viele Anleger die angepeilte Dividende für 2018 in Höhe von 8,40 Euro pro Aktie. Auf dem aktuellen Kursniveau entspricht das einer Dividendenrendite von 4,7 Prozent. Damit liegt die Allianz im oberen Fünftel aller DAX-Konzerne. Lediglich die zuletzt stark gebeutelten Autobauer schneiden in dieser Kategorie besser ab.

Anders als bei BMW und Daimler steht auch nicht zu befürchten, dass die Dividende gekürzt wird. Laut Bäte ist die Gesellschaft auf einem guten Weg, das Jahresziel von 16,90 Euro Gewinn je Aktie – ein starkes Plus von elf Prozent gegenüber 2017 – zu erreichen. Dafür spricht unter anderem auch, dass es im ersten Halbjahr nur wenige schwere Naturkatastrophen gegeben hat. Die Gesamtschäden betrugen nach vorläufigen Zahlen weltweit rund 33 Milliarden Dollar. Das ist etwa die Hälfte des Vorjahreswertes und des preisbereinigten Durchschnitts der vergangenen 30 Jahre sowie der niedrigste Stand seit 2005.

Basisinvestment fürs Langfristdepot

Neben der soliden Ergebnisentwicklung überzeugt die Allianz vor allem durch ihre überdurchschnittliche Dividendenrendite. Mit dem Einstieg in den chinesischen Markt und der fortschreitenden Digitalisierung im Konzern sollten Gewinne und Ausschüttungen auch weiter steigen. Trotz des jüngsten Kursanstiegs ist die Gelegenheit immer noch günstig, um beim Versicherer neu einzusteigen, vor allem für Anleger, die langfristig orientiert sind.

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