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27.01.2022 Andreas Deutsch

Falken gegen Bullen – andere Zeiten für Anleger

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Am Mittwoch hatte DER AKTIONÄR geschrieben, die Anleger sollten sich nicht allzu große Hoffnungen auf moderate Töne der Fed und einen darauffolgenden Run auf Aktien machen. Die Skepsis war berechtigt – die Aussagen Jerome Powells gefallen der Börse gar nicht. Es ist Zeit, die Erwartungshaltung zu überdenken.

Vor 22 Monaten begann die beste aller Welten für Aktionäre. Nach dem Coronacrash setzte die Börse zur V-förmigen Erholung an, angetrieben durch Konjunkturprogramme der Regierungen, hohe Investitionen in die Digitalisierung und eine Geldpolitik, so locker wie man sie selten gesehen hat.

Die negativen Folgen bekommen Verbraucher und Anleger jetzt zu spüren: Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. In etlichen Industriebereichen gibt es Engpässe, was die Preise weiter treibt.

Den Notenbanken bleibt damit gar nichts anderes übrig, als die Zinsen anzuheben. Das dürfte jedem Anleger auch vor der Fed-Sitzung klar gewesen sein. Ein Schock war aber die Wortwahl von Fed-Chef Powell: „Ich denke, es gibt ziemlich viel Spielraum für Zinserhöhungen, ohne den Arbeitsmarkt zu gefährden“, sagte er. Klingt ziemlich falkisch.

Aktuell rechnen Volkswirte bis Ende 2024 mit einem Leitzins von 2,25 Prozent. Die Möglichkeit, dass die Fed (und andere Notenbanken auch) aggressiver vorgehen muss, liegt unter anderem am China-Risiko.

Noch hat das Land, die Werkbank der Welt, Omikron mit seiner No-Covid-Strategie im Griff. Doch die Variante ist hochansteckend, durch Masseninfektionen könnten Hunderte Millionen Menschen in Quarantäne müssen. Produktionen würden ausfallen, die Preise würden weiter steigen, die Margen der Unternehmen gerieten unter Druck.

Für die Börse bedeutet das freilich nichts Gutes. Vor allem Tech-Unternehmen, die traditionell auf mehr Kredite angewiesen sind als viele andere Firmen, leiden unter steigenden Zinsen. Etliche Aktien haben bereits zwar massiv korrigiert, doch richtig günstig ist der Sektor noch nicht: Der Nasdaq 100 weist ein 2022er-KGV von 25 auf, was vier Punkte über dem 10-jährigen Durchschnitt liegt.

Nasdaq 100 (WKN: CG3AA3)

Die Zeichen verdichten sich, dass es nach dem Crash nicht zu einer V-förmigen Erholung bei Tech kommt. Re-Opening-Aktien dürften indes gut laufen, haben aber voraussichtlich nicht die Kraft, den Gesamtmarkt nach oben zu hieven. Ergo: Nach zwei Festjahren für die Bullen könnte 2022 ein Jahr werden, in dem man besser die eigenen Renditeerwartungen nach unten schrauben sollte. Und ein Jahr, in dem Stock-Picking noch wichtiger wird.

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