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09.08.2019 Leon Müller

Commerzbank-Aktie: Was passiert, wenn alle Optionen vom Tisch sind

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Commerzbank

Die Commerzbank-Aktie ist nach Vorlage durchwachsener Zahlen nur knapp an der Katastrophe vorbeigeschrammt, hat knapp über ihrem bisherigen Allzeittief nach oben gedreht. Aufgeschoben könnte in diesem Fall aber nicht gleichbedeutend mit aufgehoben sein. Dem Frankfurter Geldinstitut drohen nach den gescheiterten Fusionsgesprächen mit der Deutschen Bank die Optionen auszugehen. Es ist merkwürdig ruhig geworden um einen potenziellen Exit für die Anteilseigner.

Die Commerzbank-Aktie gerät nach Vorlage der Zahlen zum zweiten Quartal zunehemnd unter Druck. Analysten äußern ihre Skepsis. Insbesondere die trüben Geschäftsaussichten der Commerzbank lassen auch den renommierten JPMorgan-Analysten Kian Abouhossein pessimistischer werden. Trotz des jüngsten Kursrutsches der Commerzbank-Aktie ist er zu den Papieren zwar weiterhin "neutral" eingestellt. Allerdings sieht auch er beim Kurs nicht mehr so viel Luft nach oben wie bislang. Sein Kollege Firdaus Ibrahim vom Analysehaus CFRA malt noch viel schwärzer. Sein neues Kursziel für die Aktie liegt sogar unterhalb des Rekordtiefs aus dem Jahr 2016.


So strich Ibrahim sein bisheriges Kursziel am Donnerstag von 7 auf 5 Euro zusammen und rät weiterhin zum Verkauf der Papiere. Die Kursentwicklung der vergangenen Tage schien ihm bisher Recht zu geben. Nach der Zahlenvorlage am Mittwoch ging es für die Commerzbank-Aktie zeitweise um mehr als 6 Prozent bis auf 5,179 Euro nach unten. Da waren das Rekordtief von 5,157 Euro und auch die von Ibrahim erwartete Marke von 5 Euro nicht mehr fern.


Abouhossein hält das offenbar für übertrieben. Er schrieb der Aktie am Donnerstag ein Kursziel von 6,75 Euro zu, lediglich 75 Cent weniger als zuvor. Während der Fusionsgespräche mit der Deutschen Bank hatten Anleger für Commerzbank-Papiere im April noch zu bis zu 8,255 Euro bezahlt. Auch als die Gespräche geplatzt waren, ging es für den Kurs nicht schlagartig nach unten.

Um ING und UniCredit ist es ruhig geworden

Denn lange hielten sich Spekulationen im Markt, die niederländische Großbank ING oder die italienische HVB-Mutter Unicredit könnten sich für einen Einstieg oder eine Fusion mit der Commerzbank erwärmen. Doch die Gerüchte sind inzwischen verstummt, und Unicredit hat angesichts wegbrechender Erträge derzeit offenbar andere Sorgen, als sich bei einem deutschen Geldhaus einzukaufen und sich auf dem Privatkundenmarkt mit der harten Konkurrenz durch Sparkassen und Volksbanken herumzuschlagen.

Dabei gelang es der Commerzbank zuletzt noch relativ gut, die wegbrechenden Erträge im Privatkundengeschäft durch die Anwerbung von mehr als 100.000 neuen Kunden pro Quartal aufzufangen. Einen Gewinneinbruch gab es zuletzt vor allem Geschäft mit Firmenkunden. Der Chef der Firmenkunden-Sparte wurde inzwischen durch einen Nachfolger ersetzt. Konzernweit will Commerzbank-Chef Martin Zielke die Erträge in diesem Jahr auf vergleichbarer Basis weiterhin steigern. Auch der Gewinn soll etwas höher ausfallen als im Vorjahr.


JPMorgan-Experte Abouhossein sieht die Ziele auch wegen der Aussicht auf noch niedrigere Zinsen allerdings als schwierig an und geht für 2019 von einem Ertragsrückgang um zwei Prozent aus. Nachdem die Commerzbank im ersten Halbjahr mehr Geld für faule Kredite zurücklegen musste, rechnet Abouhossein auch für die zweite Jahreshälfte damit, dass die Summe im zweiten Halbjahr noch höher ausfallen könne. Das gelte auch, wenn es sich dabei - wie von Finanzvorstand Stephan Engels betont - um wenige Einzelfälle handle.


Nach dem zweiten Quartal kürzte der Analyst seine Gewinnschätzungen je Aktie für die Jahre 2019 bis 2021 um bis zu 10 Prozent. Er sieht derzeit keine unternehmenspezifischen Impulse, die den Aktienkurs nach oben treiben könnten. Daher will er abwarten, wie der für Herbst erwartete neue Strategieplan des Vorstands aussieht.


Eine mögliche Fusion der Commerzbank mit einem Geldhaus im Ausland hat Abouhossein jedenfalls vorerst nicht auf dem Zettel. Die Schaffung einer europäischen Bankenunion komme nur begrenzt voran, und dies mache grenzüberschreitende Übernahmen und Fusionen zwischen den Instituten schwierig. Wegen unterschiedlicher Regularien in den einzelnen EU-Staaten können Banken bei solchen Vorhaben bisher weitaus weniger Zentralfunktionen bündeln als bei Zusammenschlüssen innerhalb eines Landes.

Commerzbank (WKN: CBK100)

DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung zur Commerzbank-Aktie: Finger weg. Die Aktie ist technisch angeschlagen. Bei einem Absinken unter das bisherige Tief droht ein Sell-off. Die Geschäftsaussichten sind weiterhin negativ getrübt und die Fantasie durch eine mögliche Fusion mit einem anderen Institut respektive der Übernahme durch ein solches vorerst verpufft.

Mit Material von dpa-AFX

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