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18.06.2020 Leon Müller

Wirecard-Sturz weckt Erinnerung an Hypo Real Estate und MLP

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Wirecard

Der Absturz der Wirecard-Aktie mutet für DAX-Verhältnisse einmalig an. Das Papier des Zahlungsdienstleisters aus Aschheim bei München hat sich am Donnerstag im Wert gedrittelt. Acht Milliarden Euro Börsenwert lösten sich in Luft auf. Ein Blick in die Geschichte des Deutschen Aktienindex offenbart: Wirecard ist nicht allein, aber in schlechter Gesellschaft.

Der 62-prozentige Kursabsturz der Wirecard-Aktie am Donnerstag ist der zweitgrößte Tagesverlust eines DAX-Titels in der fast 32-jährigen Geschichte des deutschen Leitindex. Der Börsenwert des Zahlungsdienstleisters aus dem Münchener Vorort Aschheim stürzte damit wegen Problemen in der Bilanzierung um acht Milliarden Euro auf jetzt nur noch 4,9 Milliarden Euro ab.

Wirecard (WKN: 747206)

Wegen milliardenschwerer Unklarheiten in der Bilanz musste der Konzern die Vorlage seines Jahresabschlusses für 2019 am Donnerstag quasi in letzter Minute ein weiteres Mal verschieben. Banken könnten nun Wirecard Kredite über zwei Milliarden Euro kündigen, wenn bis Freitag kein testierter Jahresabschluss vorliegt.


Zudem droht der Rauswurf aus dem deutschen Leitindex, in dem das Papier erst im September 2018 aufgenommen worden war. Damals war Wirecard mit einer Marktkapitalisierung von fast 25 Milliarden Euro wertvoller als die Deutsche Bank .


Anbei die die bisher zehn größten Tagesverluste von Dax-Werten in der Übersicht. Spitzenreiter bleibt die in der Finanzkrise verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Der Finanzierer von gewerblichen Immobilien ist gleich drei Mal in der Top Ten vertreten - Wirecard ist zwei Mal in der Liste zu finden.


1.) Hypo Real Estate -73,9% am 29.09.2008 - Grund: Staatliches Rettungspaket infolge Liquiditätsengpäassen in der Finanzkrise. Die Bank wurde inzwischen aufgelöst. Die milliardenschweren Risiken hat der Staat übernommen, das operative Geschäft wird von der inzwischen wieder an der Börse notierten Deutschen Pfandbriefbank PBB weitergeführt.


2.) Wirecard -61,8% am 18.06.2020 - Grund: Bilanzierungsprobleme, die zur erneuten Verschiebung der Zahlenvorlage führten und damit für den endgültigen Vertrauensverlust an der Börse

3.) MLP -48,7% am 02.08.2002 - Grund: Gewinnwarnung. Verdacht auf Bilanzmanipulation, der sich allerdings nie erhärtete. Das Unternehmen gibt es immer noch, spielt aber am Aktienmarkt keine große Rolle mehr.


4.) VW-Stammaktie -45,3% am 29.10.2008 - Grund: Geplatzte Blase infolge eines rasanten Kursanstiegs die Tage davor, der von fehlgeleiteten Spekulationen auf Kursverluste der Aktie ausgelöst worden war. Die beispiellosen Kurskapriolen der VW-Stammaktie Ende Oktober 2008 führten dazu, dass die Deutsche Börse die Gewichtung einer Aktie im Dax auf maximal zehn Prozent beschränkte. Da der Streubesitz der VW-Stammaktie inzwischen zu gering ist, ist die VW-Vorzugsaktie im Dax gelistet.


5.) Infineon -39,6% am 03.12.2008 - Grund: Schwache Zahlen, schwacher Ausblick sowie stark angeschlagene Situation des Halbleiterherstellers. Die Aktie des Unternehmens war zwischenzeitlich ein sogenannter Pennystock, kostete also weniger als einen Euro. Das Papier flog auch zeitweise aus dem Dax, hat aber die Wende geschafft. Der Kurs lag zuletzt bei rund 20 Euro - damit ist der Konzern an der Börse rund 27 Milliarden Euro wert.


6.) Hypo Real Estate -37,4% am 6.10.2008 - Grund: Weiteres staatliches Rettungspaket, das nur eine Woche nach dem 74-prozentigem Absturz zu einem weiteren drastischen Wertverlust der Aktie führte.


7.) Hypo Real Estate -35,2% am 15.01.2008 - Grund: Die Hypo Real Estate hatte bereits vor dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008, der dann endgültig zur Finanz- und Weltwirtschaftskrise führte, große Probleme. So schockierte der damalige HRE-Chef Georg Funke bereits Mitte Januar 2008 die Märkte mit einer Abschreibung auf Wertpapiere in den USA die Investoren.


8.) Wirecard -25,0% am 01.02.2019 - Grund: Bericht der britischen Zeitung "Financial Times" über fragwürdige Geschäfte eines Ablegers des Unternehmens in Singapur. Die in dem Bericht genannten Vorwürfe hatte Wirecard immer bestritten, waren und sind jetzt aber ein Teil der aktuellen Bilanzierungsprobleme.


9.) K+S -24,7% am 05.10.2015 - Grund: Die Hoffnung auf eine Übernahme durch den kanadischen Wettbewerber Potash platzte an dem Tag endgültig. Potash ging stattdessen 2018 mit Agrium zusammen und firmiert jetzt unter dem Namen Nutrien. K+S hat weiter große Probleme. Der Kurs der Aktie stürzte immer weiter ab und das Unternehmen stieg im Frühjahr 2016 vom Dax in den MDax ab.


10.) Commerzbank -24,0% am 29.09.2008 - Grund: Panik am Aktienmarkt in der Finanzkrise, die an dem Tag vor allem die Banktitel erfasst hatte. Für die Aktionäre der Commerzbank war das der Beginn einer langen Leidenszeit. Kaum ein Papier hat in der Finanzkrise so viel an Wert verloren wie die Anteile der inzwischen teilverstaaatlichten Bank. Dies führte im September 2018 zum Abstieg in den MDax. Platz machen mussten die Frankfurter dabei ausgerechnet für Wirecard.

Mit Material von dpa-AFX

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