Von Peter Rudegeair
The Wall Street Journal
Übersetzung: Laura Markus
Checkout.com hat bis 2019 keinerlei Geld von externen Investoren erhalten. Heute ist es eines der wertvollsten Start-ups der Welt. Der in London ansässige digitale Zahlungsdienstleister hat bei einem Aktienverkauf vor kurzem eine Milliarde Dollar eingenommen, was den Wert des Unternehmens auf 40 Milliarden Dollar erhöht. Seit der ersten Finanzierungsrunde 2019 hat sich die Bewertung von Checkout verzwanzigfacht und übertrifft nun die von Instacart und einer Handvoll anderer Start-ups.
Checkout wickelt den Geldtransfer zwischen Käufern und Online-Händlern ab – ein Geschäft, das während der Corona-Pandemie boomte. Das Zahlungsvolumen des Unternehmens verdreifachte sich sowohl 2020 als auch 2021, sagte CEO Guillaume Pousaz. Zu den Kunden zählen zum Beispiel Netflix und Klarna, die von der höheren Nachfrage nach ihren Diensten profitierten.
Durch die Lockerung der Corona-Beschränkungen und die Rückkehr in die Läden hat sich der Online-Handel in den letzten Monaten jedoch wieder verlangsamt. Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens MoffettNathanson wird das weltweite E-Commerce-Wachstum von 20 Prozent im Jahr 2021 auf 18 Prozent im Jahr 2022 sinken und damit wieder auf das Niveau von 2019 zurückfallen. Dies und der allgemeine Rückzug der Anleger aus Tech-Aktien in Erwartung auf Zinserhöhungen haben zu einem Sell-off der Aktien von Checkouts börsennotierten Konkurrenten, wie zum Beispiel Adyen und PayPal, beigetragen.
„Es ist nicht zu leugnen, dass der Markt sehr volatil ist", sagte Pousaz. „Das sind kurzfristige Faktoren. Alles, was wir bei Checkout tun, ist auf lange Sicht angelegt."
Die Investoren von Start-ups brauchen Zeit, um sich an die veränderte Bewertung von Tech-Unternehmen auf den öffentlichen Märkten zu gewöhnen, so Deven Parekh, Geschäftsführer von Insight Partners und Vorstandsmitglied von Checkout. Die jüngsten Marktkorrekturen seien jedoch nur von kurzer Dauer gewesen, und Checkout könne immer noch Marktanteile von traditionellen Banken und Zahlungsdienstleistern übernehmen. „Ich gehe von einer Fünfjahresperspektive aus", sagte Parekh.

Checkout will einen Großteil des neuen Kapitals nutzen, um in die USA zu expandieren. Außerdem will es sein Geschäft mit Krypto-Unternehmen ausbauen. Handelsplattformen wie Coinbase und Wallets wie Novi von Meta nutzen Checkout, um das Geld der Kunden in oder aus digitalen Währungen umzuwandeln. Krypto- und Fintech-Transaktionen machen mehr als die Hälfte des Zahlungsvolumens von Checkout aus.
Irgendwann will das Unternehmen auch an die Börse gehen. Momentan ist es aber noch nicht bereit dafür. Pousaz sagte, er verspüre keinen Druck seitens der Investoren, bald an die Börse zu gehen, da er erst vor knapp drei Jahren erstmals Geld beschafft habe.
„Wir werden lange auf dem öffentlichen Markt bleiben“, meint Pousaz. „Wir haben noch ein paar Jahre Zeit für den Börsengang.“