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22.02.2022 von The Wall Street Journal

Nvidia, Microsoft, Activision und Co: Angst der Anleger sorgt für Kursverluste

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Activision Blizzard

Von David Benoit
The Wall Street Journal
Übersetzung: Stefanie Konrad

Der Fusionsboom hält weiter an. Doch Unternehmen wie Activision Blizzard, Spirit Airlines und Zynga werden deutlich unter den vereinbarten Übernahmepreisen gehandelt. Der Grund: Die Anleger werden immer nervöser, dass die Übernahmedeals doch noch platzen könnten.

Die Besorgnis der Anleger rührt von ihrer wachsenden Überzeugung her, dass die weltweiten Aufsichtsbehörden zunehmend aus kartellrechtlichen Gründen gegen solche Deals vorgehen werden. Und ihre Befürchtungen haben sich Anfang letzter Woche bestätigt: Nvidia und der Chipanbieter Arm, eine Tochter von SoftBank, haben ihren 40-Milliarden-Dollar-Deal abgeblasen, der von den Aufsichtsbehörden angefochten wurde.

Die Anleger verloren ihr Vertrauen in einen Zusammenschluss der beiden Halbleiterriesen, nachdem die US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) im Dezember eine Klage gegen die Fusion eingereicht hatte. Die Nervosität hat sich seitdem aber auch auf andere Spitzen-Deals ausgeweitet, darunter der bisher größte Deal des Jahres 2022: Microsofts 75-Milliarden-Dollar-Übernahme von Activision. Die Aktien des Gaming-Anbieters werden mit rund 82 Dollar gehandelt und liegen damit etwa 17 Prozent unter den von Microsoft angebotenen 95 Dollar pro Aktie. Fusionsziele werden in der Regel mit einem viel geringeren Spread von maximal fünf Prozent gehandelt.

„Die Wahrscheinlichkeit, dass der Deal zustande kommt, liegt bei 50:50“, sagte Steve Schlemmer, CEO von Churchill Capital USA, einer Analyse- und Brokerage-Firma. „Das ist ziemlich schlecht für einen Deal, der vor ein paar Jahren noch problemlos möglich gewesen wäre.“

Der große Spread spiegelt die neuen Erwartungen in Bezug darauf wider, wie die Aufsichtsbehörden große Fusionen sehen. Durch den Deal würden Microsofts Spielekonsolen mit einem führenden Anbieter von Spielen kombiniert, die auf den Konsolen gespielt werden. In der Vergangenheit hätte diese Übernahme kaum für Aufsehen gesorgt, da die Aufsichtsbehörden damals eher über die Auswirkungen einer Übernahme auf den Marktanteil besorgt waren. Vor allem Deals in der Technologiebranche befinden sich derzeit im Visier der Aufsichtsbehörden.

Activision Blizzard (WKN: A0Q4K4)

Fusionsarbitrage-Trader suchen nach vermeintlich sicherem Geld: Sie kaufen Aktien nach der Ankündigung von Übernahmen, in der Hoffnung, bei Abschluss des Deals das letzte bisschen Gewinn mitzunehmen. Durch Verzögerungen im Zusammenhang mit kartellrechtlichen Klagen können sie keine schnellen Gewinne erzielen. Außerdem treiben Absicherungsstrategien ihre Kosten in die Höhe.

Laut Greg Bassuk, CEO von AXS Investments, hat die Ungewissheit dazu geführt, dass die Trading-Strategie seines Fusionsfonds geändert wurde.

„Bei Deals mit kartellrechtlichen Problemen werden wir uns erst später beteiligen und nicht das Auf und Ab des Marktes mitmachen“, schrieb Bassuk in einer E-Mail.

Unter kartellrechtlicher Prüfung steht auch der Verkauf von Change Healthcare an UnitedHealth Group. Die Aktien des Unternehmens werden rund 26 Prozent unter dem Angebotspreis gehandelt.

Anleger beobachten aktuell einen weiteren Deal aus dem Gaming-Bereich: Take-Two Interactive will den FarmVille-Entwickler Zynga für elf Milliarden Dollar in bar und in Aktien übernehmen. Zynga wurde rund sieben Prozent unter dem Wert des Deals pro Aktie gehandelt.

Spirit Airlines wird etwa sieben Prozent unter dem Preis pro Aktie gehandelt, den die Frontier Group geboten hat, die Anfang der Woche ihr Übernahmeangebot in Höhe von 2,9 Milliarden Dollar in bar und in Aktien bekannt gab. Arena Pharmaceuticals liegt etwa genauso viel unter den 6,7 Milliarden Dollar in bar, die Pfizer im Dezember für den Hersteller von Behandlungen für entzündliche Darmerkrankungen zahlen wollte. Das Schädlingsbekämpfungsunternehmen Terminix wird etwa zehn Prozent unter dem Preis gehandelt, den Rentokil Aktionären zahlen würde, die sich bei der Übernahme für Bargeld und Aktien entscheiden.

Größere Spreads können dennoch eine Chance bedeuten, so Salvatore Bruno, Chief Investment Officer bei IndexIQ, der einen ETF betreibt, der auf Fusionen spezialisiert ist. Letzten Monat teilte Advanced Micro Devices mit, dass es die Genehmigung Chinas erhalten hat, die im Oktober 2020 angekündigte Übernahme von Xilinx abzuschließen. Xilinx war bis zu 40 Prozent unter dem vereinbarten Preis gehandelt worden.

Laut dem Branchendatenanbieter HFR schnitten Fusionsarbitrage-Fonds 2021 zum ersten Mal seit 2018 besser ab als ein breiter gefasster Hedgefonds-Index. Dieser Trend setzte sich im Januar fort.

Und die Unternehmen gehen immer noch Deals ein. Das Volumen der Fusionen und Übernahmen ging im vergangenen Monat gegenüber Dezember etwas zurück, blieb aber auf dem Niveau vom Januar 2021.

Hinweis auf Interessenkonflikte:

Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Nvidia, Pfizer.

Behandelte Werte

Name Wert Veränderung
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Zynga - €
Nvidia - €
Softbank - €
Microsoft - €
Take-Two Interactive Software - €
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AMD - €

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