Elon Musk ist bekannt dafür: Wird ein kleines Ziel verfehlt, wird gleichzeitig eine große, neue Langfrist-Vision ausgepackt. Ähnlich das Verhalten des Tesla-Chefs in diesen Tagen. Zum wiederholten Male hat Tesla die Preise für das Model 3 deutlich gesenkt – in den USA etwa um mindestens 1.000 Dollar pro Auto, die Performance-Variante sogar um 5.000 Dollar. Kunden, die noch letztes Monat die höheren Preise gezahlt hatten, zeigen sich enttäuscht. Wer etwa Ende 2018 ein Long-Range-AWD-Modell für 64.000 Dollar gekauft hat, könnte nun das gleiche Auto neu für 48.000 Dollar kaufen.
Das wirft Fragen auf: Wie wertbeständig ist ein Tesla? In älteren Studien belegten die Elektroautos vordere Ränge – mittlerweile ist der Wertverlust beim Kauf eines Tesla innerhalb kürzester Zeit jedoch enorm. Bevor sich Kunden und Medien darüber tiefere Gedanken machen, konterte Elon Musk mit einem Tweet, der es in sich hat. Er stellt enttäuschten Kunden in Aussicht: Eure Autos sinken künftig nicht mehr im Wert – sondern steigen exorbitant! Die These: Tesla installiert komplette Selbstfahrfunktionen, was die Autos „100.000 bis 200.000 Dollar“ teuer machen soll. Denn Robotertaxis könnten ohne Fahrer, quasi Tag und Nacht „statt 12 dann 60 Stunden pro Woche“ im Einsatz sein und neben dem Besitzer auch andere Fahrgäste kostenpflichtig transportieren.
If we make all cars with FSD package self-driving, as planned, any such Tesla should be worth $100k to $200k, as utility increases from ~12 hours/week to ~60 hours/week
— Elon Musk (@elonmusk) 16. Juli 2019
Eine Zukunftsvision, die dieses Mal selbst von Hardcore-Tesla-Fans kritisch beäugt wird. Sogar in Tesla-freundlichen Blogs tauchen neben zustimmenden „Daumen-Hochs“ mittlerweile viele „Lachen“-Smilies auf. Ein User bei Twitter fragt Musk: „Ich bin nicht sicher, ob das Dummheit ist oder ein Scherz sein soll? Diese Autos sind absolut keine Assets, die im Wert zulegen. Was Anderes zu behaupten, ist ein Aprilscherz.“
Ein solcher Preisanstieg eines Produktes wäre wohl nur in einer monopolartigen Umgebung möglich. Es müsste Tesla gelingen, Selbstfahrfunktionen auf die Straße zu bringen, die kein anderer Hersteller anbieten kann. Einige Experten sehen hier aufgrund vieler gesammelter Erfahrungen Tesla vorne, andere Studien sehen mangels verbauten Laserscanner Lidar das Know-how von Tesla nur im Mittelfeld und etwa GM und Google führend.
Ziel 35.000-Dollar-Tesla rückt näher
Während viele Bestandskunden verärgert sind, freuen sich Neukunden. Mit dem Absenken der Preise erreicht Tesla immer größere Kundengruppen. Bereits die guten Auslieferungszahlen im Q2 hatten gezeigt, dass die Nachfrage für günstigere Teslas hoch ist. Die alles entscheidende Frage wird am 24. Juli beantwortet – verdient Tesla bei diesen Verkaufspreisen Geld? Wird aus der im Jahr 2019 bisher im Wert fallenden Tesla-Aktie schon bald wieder ein „appreciating asset“, wie es Tesla künftig auch für seine Autos verspricht?
Hinweis auf Interessenkonflikt:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation resultierende Kursentwicklung profitieren: Tesla.