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14.01.2021 Leon Müller

Leon Müller: Übertreibungen

Die Börsen drehen zu Beginn des neuen Jahres mächtig auf. Wirken regelrecht befreit, beflügelt. Der – wenn auch mancherorts verunglückte – Start der Impfungen gegen das Coronavirus, die nahende Präsidentschaft von Joe Biden samt zu erwartendem Green Deal, die weiterhin lockere Geldpolitik der Notenbanken: Diese Mixtur wirkt positiv auf das Gemüt vieler Anlegerinnen und Anleger. Ob Aktie oder Bitcoin – die Mixtur scheint beinahe über alle Assetklassen hinweg ihre Wirkung zu entfalten. Wer jedoch genauer hinsieht, erkennt erste ernste Anzeichen einer Übertreibung.

Offensichtlich wird das Ausmaß der Übertreibung beim Blick auf den Kursverlauf des Bitcoin. Jener Kryptowährung, an der sich nach wie vor die Geister scheiden. Wertlose Bytes oder doch ernst zu nehmende Alternative zu Fiat-Währungen? Die Antwort da­rauf: Der Kurs des Bitcoin hat sich zuletzt innerhalb weniger Wochen verdoppelt. Anschließend ging es um rund ein Viertel wieder runter. Doch Märkte müssen atmen. Je schneller sie steigen, desto dünner wird die Luft, desto bedrohlicher die Höhe. Deswegen ist es richtig und wichtig, dass die Teilnehmer ihnen hin und wieder eine Pause gönnen. Zum Verschnaufen, zum Luftholen. Alles andere wäre ungesund.

Die Korrektur beim Bitcoin kam daher gerade noch rechtzeitig. Zu stark ist die Notiz in zu kurzer Zeit gestiegen. Der Absturz sichert beides: die Gewinne jener, die jetzt die Reißleine gezogen haben. Und die Chance, zu vernünftigen Konditionen reinzukommen, für all jene, die bisher nur staunend am Seitenrand standen. Etwas mulmig indes wird mir, wenn ich mir das Ergebnis einer kleinen Umfrage auf Twitter ansehe, die ich am Tag des Crashs gestartet habe. Dort votierten 78,3 Prozent der 1.875 Teilnehmer dafür, dass es sich bei der Korrektur lediglich um einen Zwischenhalt auf dem Weg nach oben handle. Ein Sentiment, das eher dafür spricht, dass hier das Gröbste noch nicht ausgestanden ist, weil der Optimismus ungebrochen scheint. Die Zeit wird zeigen, ob sich das bestätigt. 

Mit Blick auf die Aktienmärkte geben Einzelfälle Anlass zur Sorge. Mittendrin der reichste Mensch der Welt. Als Elon Musk den Messenger Signal empfahl, schoss die Aktie der gleichnamigen Firma Signal Advance um 1.100 Prozent in die Höhe. Wer hier investierte, machte sich nicht die Mühe, zu prüfen, wer hinter dem Messenger steckt. Signal Advance jedenfalls ist es nicht, der Hype um die Aktie vollkommen unbegründet. 

Ähnliches ist im Wasserstoffsegment zu beobachten. Die Aktien qualitativ guter Firmen steigen rasant schnell. Immerhin: Dieser Anstieg wird von guten Nachrichten begleitet, etwa dem Deal zwischen Plug Power (die Aktie hat sich seit dem Jahreswechsel im Wert verdoppelt) und Renault. Doch das hohe Inte­resse der Anleger versuchen inzwischen auch halbseidene Aktien-Promoter auszunutzen. Dass es ausreicht, eine Aktie mit Wasserstoff zu labeln, um sie massiv nach oben zu bewegen, macht mir etwas Sorge.  

Die Redaktion hat sich für Sie auf die Suche nach Aktien begeben, die auch heute noch echtes Potenzial haben. Keine Promo-Buden, keine Luftnummern. Etwas verrückte vielleicht. Aber sie passen zu den verrückten Börsen, die wir derzeit in Teilen erleben.

Dieses Editorial ist in DER AKTIONÄR Nr. 03/21 erschienen, welches Sie hier als PDF gesamt herunterladen können.

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