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Foto: HeidelbergCement
03.08.2019 Maximilian Völkl

Exklusiv: HeidelbergCement-Chef im Interview – „Unsere Auftragsbücher sind gut gefüllt“

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HeidelbergCement

Am schwachen Marktumfeld kommt auch HeidelbergCement nicht ungeschoren vorbei. Nach den Zahlen setzte ein deutlicher Abverkauf ein. Dank voller Auftragsbücher und des Baubooms in den USA bleibt Konzernchef Bernd Scheifele im Interview mit DER AKTIONÄR optimistisch. Auch zur niedrigen Bewertung und zur Dividende äußerte er sich.

DER AKTIONÄR: Herr Dr. Scheifele, kann der starke Jahresauftakt bestätigt werden?

Dr. Bernd Scheifele: Wir sind mit einem sehr guten ersten Quartal ins Jahr gestartet. Im zweiten Quartal hat sich dann die Marktdynamik gegenüber dem ersten Quartal leicht abgeschwächt. Dennoch konnten wir dank unserer starken globalen Aufstellung unser Ergebnis auch im zweiten Quartal verbessern. Ein gutes Margengeschäft in Asien sowie West- und Südeuropa konnte das wetterbedingt schwächere Geschäft in Nordamerika und in Afrika-Östlicher Mittelmeerraum mehr als ausgleichen. Insgesamt bleibt die Baukonjunktur weiterhin stark. Unsere Auftragsbücher für das zweite Halbjahr sind gut gefüllt.


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Kann die Prognose für das Gesamtjahr erfüllt bzw. konkretisiert werden?

Wir können unsere Jahresprognose bestätigen. Für das Gesamtjahr 2019 gehen wir weiter davon aus, dass unser Ergebnis vor Abschreibungen, Zinsen und Steuern moderat, d.h. zwischen plus drei und plus neun Prozent, auf vergleichbarer Basis wachsen wird.
Nach dem ersten Halbjahr liegen wir bei einem Ergebniswachstum von fast sechs Prozent auf Zielkurs. Die günstigere Entwicklung der Energiekosten im Vergleich zum Vorjahr sowie die solide Entwicklung in Europa, Nordamerika und Asien, hier insbesondere in Indonesien, sollten sich positiv auf das Jahresergebnis auswirken.

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HeidelbergCement-Chef Bernd Scheifele stand dem AKTIONÄR nach den Zahlen Rede und Antwort.

Wie schwer belastet das schlechte Wetter in den USA Ihr Geschäft?

In den USA herrscht ein Bauboom. Die Kapazitäten der Bauunternehmen sind ausgeschöpft. Wenn Bauprojekte durch schlechtes Wetter unterbrochen werden, sind die Unternehmen kapazitätsbedingt nicht imstande, diese Verzögerung aufzuholen. Weitere Aufträge verschieben sich damit ebenfalls. Da unsere Margen in den USA vergleichsweise gut sind, treffen uns entgangene Absatzmengen dort besonders hart.

In welchen Märkten sehen sie dagegen die größten Wachstumschancen, um diese Belastung durch eine starke Entwicklung zu kompensieren bzw. Möglichkeiten um diese Abhängigkeit zu verringern?

Das Geschäft in Europa ist weiter positiv. Die Zementpreise ziehen kräftig an, gleichzeitig ist die Auftragslage weiterhin gut. Auch die USA wird in der zweiten Jahreshälfte wieder ein Wachstumsmotor sein. Während der langjährige Wohnungsbauboom langsam abflaut, sehen wir einen deutlichen Anstieg bei Infrastrukturprogrammen in den einzelnen Bundesstaaten. In Asien dürfte insbesondere Indonesien zum Wachstum beitragen. Preise und Margen erholen sich signifikant, und die Nachfrage entwickelt sich positiv.

Sind dazu Übernahmen bzw. Desinvestitionen in verschiedenen Märkten angedacht?

Wir wollen unser Portfolio weiter optimieren, d.h. in ertragsstarke Märkte investieren und gleichzeitig schwache Geschäfte abstoßen. Ziel unserer Akquisitionen ist es, Märkte, in denen wir langfristig Wachstum erwarten, zu konsolidieren oder unsere vertikale Integration dort zu stärken. Ein gutes Beispiel ist die Akquisition der Zuschlagstoff- und Transportbetonaktivitäten von Cemex in Frankreich im Juni 2019, mit der wir unser bestehendes Netzwerk in der Pariser Region ausbauen. Verkaufen wollen wir Nischengeschäfte oder Gesellschaften in Ländern mit schwachen Wachstumserwartungen oder Marktpositionen.

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Der Börsenwert liegt weiter unter dem Eigenkapital. Welche Maßnahmen werden Sie zur Steigerung des Aktienkurses ergreifen?

Wir wollen unseren Aktionären eine attraktive Dividende zahlen und gleichzeitig unsere Verschuldung weiter reduzieren. Dafür müssen wir einen starken Kapitalfluss generieren.

Dabei helfen uns unsere Kosteneffizienzprogramme. Bis 2020 wollen wir unsere Vertriebs- und Verwaltungskosten um 100 Millionen Euro reduzieren. Für das Jahr 2019 rechnen wir bereits mit Einsparungen in Höhe von 80 Millionen Euro.

Außerdem haben wir letztes Jahr einen Desinvestitionsplan in Höhe von 1,5 Milliarden Euro bis 2020 beschlossen. Auch hier liegen wir sehr gut im Plan. Bis jetzt haben wir bereits fast 900 Millionen Euro erreicht. Daneben reduzieren wir unsere Wachstumsinvestitionen, indem wir uns auf kleinere, selektive Akquisitionen fokussieren.

Wir sehen eine niedrige Bewertung, aber hohe liquide Mittel. Im kommenden Jahr wird mit 6,40 Euro Gewinn gerechnet. Ist bei der Dividende mehr als 2,50 Euro drin?

Wir verfolgen eine progressive Dividendenpolitik. Im Jahre 2011 betrug die Dividende 0,35 Euro je Aktie. Vier Jahre später waren es schon 1,30 Euro. In diesem Jahr haben wir 2,10 Euro an unsere Aktionäre ausgeschüttet. Wir wollen natürlich auch weiterhin unsere Dividende erhöhen, aber um eine konkrete Aussage zur Dividendenhöhe zu treffen, ist es heute sicher zu früh.

Vielen Dank für das Interview, Herr Dr. Scheifele.

HeidelbergCement (WKN: 604700)

Die aktuelle Einschätzung von DER AKTIONÄR zu HeidelbergCement finden Sie hier.

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