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18.08.2019 Martin Mrowka

DAX-Ausblick: Warum die Aktienkurse nun erstmal eine Talsohle erreicht haben könnten

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DAX

Der deutsche Aktienmarkt könnte sich in der neuen Woche etwas von den jüngsten Verlusten erholen. Zwischen Handelskrieg, Rezessions-Angst, Hongkong-Konflikt, Brexit-Unsicherheiten und Unternehmensdaten wird es allerdings schwer für DAX und Co., sich auf breiter Front zu erholen. Jeden Entspannungssignal wird aber gefeiert. 

Nach dem jüngsten Kursrutsch an den Börsen dürften sich die Anleger in der neuen Woche erst einmal sammeln und neu orientieren. Immerhin hat der DAX vom Hoch Ende Juli in nur gut drei Wochen mehr als 1.000 Punkte oder fast neun Prozent eingebüßt. Der Handelskrieg zwischen den USA und China und das davon ausgehende Risiko einer Rezession haben viele Investoren gründlich verprellt. Viele Aktienkurse erlitten zweistellige Kursverluste

"Unsicherheit ist Gift für die Börse", sagt Analyst Markus Reinwand von der Hessischen Landesbank (Helaba). Lange Zeit hätten die Marktakteure daraufgesetzt, dass sich im Handelskrieg letztlich doch die ökonomische Vernunft durchsetzt. Nun aber schienen immer mehr Anleger die Hoffnung auf eine baldige Wende zum Besseren aufzugeben. "Erfahrungsgemäß bergen solche Kapitulationsphasen auch Chancen", sagt Reinwand. Kurzfristig könne sich die Situation jedoch noch zuspitzen, bevor es an den Börsen wieder aufwärts geht. 

Donald Trump mag keine Kursverluste

Auf den ersten Blick erscheint es paradox, doch gerade mit dem Kursverfall an den Börsen könnten die Chancen auf eine Deeskalation im Handelskrieg steigen. "Schließlich kann es sich Donald Trump angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Wahl nicht leisten, dass der Aktienmarkt einbricht und die US-Wirtschaft in eine Rezession schlittert", argumentiert Reinwand. Wer sich wie der US-Präsident für jedes neue Hoch an den Aktienmärkten feiern lasse, der könne sich bei fallenden Kursen schlecht aus der Verantwortung stehlen.  

Trumps Worte, der Handelskonflikt mit China werde nicht von allzu langer Dauer sein, gingen bereits in diese Richtung. "Ich habe das Gefühl, dass das ziemlich kurz laufen wird", sagte Trump am Donnerstag. Es gebe gute Diskussionen mit China, die Chinesen wollten unbedingt ein Abkommen. Er rechne auch nicht damit, dass Peking Vergeltung für die zuletzt von den USA angekündigten Zölle üben werde. Es liefen Gespräche zwischen beiden Seiten, und China biete hier gute Dinge an.

Möglicherweise ein erstes Stabilisierungszeichen: Am Freitag ging der DAX mit einem Tagesplus von 1,3 Prozent bei 11.562 Punkten ins Wochenende. In der neuen Woche könnte die 200-Tage-Linie wieder in Angriff genommen werden. Auch die Wall Street schloss zuletzt freundlich: Der Dow Jones Index gewann 1,2 Prozent auf 25.886 Punkte. 

DAX (WKN: 846900)

Unterstützung könnten die Finanzmärkte nun auch wieder von den Notenbanken erhalten, vermutet Dirk Friczewsky vom Online-Broker Lynx. Am Donnerstag beginnt in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming das jährliche Notenbanker-Treffen. "In der Vergangenheit wurden dabei auch konzertierte Aktionen der Zentralbanken beschlossen, um die Märkte zu stützen", sagte der Finanzanalyst. Grundsätzlich aber müssten Notenbanken "Marktkorrekturen zulassen", statt sie mit immer neuen geldpolitischen Anreizen zu "manipulieren".

Wichtige Konjunkturdaten

Wie tief die Scharten sind, die der Handelskrieg und die vielen anderen Polit-Krisen weltweit in der Konjunktur hinterlassen, werden in der kommenden Woche Frühindikatoren zeigen. Veröffentlicht werden Einkaufsmanager-Indizes für die Eurozone und die USA im August. Allerdings dürfte die Messlatte an den Märkten nach enttäuschenden Wachstumsdaten in den vergangenen Wochen bereits erheblich niedriger liegen.

In der Eurozone dürfte sich die Konjunktur-Skepsis unter Einkäufern in Unternehmen zuletzt noch vergrößert haben. "Besonders betroffen hiervon ist weiterhin die exportorientierte Industrie in Deutschland", sagte Stefan Kipar von der Bayerischen Landesbank. Hier dürften die Signale auf eine "sehr deutliche Rezession" stehen, die Stimmung sei "unter Wasser". Wegen der angekündigten Strafzölle gegen China dürften die Umfragewerte auch in den USA sinken, allerdings immer noch auf Wachstum hindeuten.

Merkel will Johnson treffen

Und dann ist da ja auch noch der Brexit: Kanzlerin Angela Merkel (CDU) will den neuen britischen Premierminister Boris Johnson bald zu einem persönlichen Gespräch treffen. Einen Termin dafür nannte Regierungssprecher Steffen Seibert aber noch nicht. Das Treffen sei in allernächster Zeit geplant, und es sei sinnvoll, über den Brexit und andere gemeinsame Themen zu sprechen.  

Johnson will Großbritannien am 31. Oktober aus der Europäischen Union führen - "komme, was wolle". Er droht mit einem Austritt ohne Abkommen, sollte sich Brüssel nicht auf seine Forderung nach Änderungen an dem mit seiner Vorgängerin Theresa May ausgehandelten Austrittsabkommen einlassen. Änderungen lehnt die EU aber strikt ab. Damit wächst die Gefahr eines No-Deal-Brexits, der die Wirtschaft und viele andere Lebensbereiche schädigen würde.

Berichtssaison nähert sich ihrem Ende

Nachdem die zurückliegende Börsenwoche in puncto Quartalsberichte noch recht turbulent war, kehrt in der kommenden Woche Ruhe ein. Mit der im MDAX notierten Immobiliengesellschaft Grand City Properties  (Montag) und dem Ticketvermarkter und Konzertveranstalter CTS Eventim (Donnerstag) stehen zwei Nachzügler unter den größeren Nebenwerten mit Zahlen auf der Agenda. Bei CTS Eventim könnte es spannend werden: Die Aktie erklomm am Dienstag ein Rekordhoch und hat im September bei der Indexüberprüfung durchaus Chancen auf eine Rückkehr in den MDAX. 

(Mit Material von dpa-AFX)

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