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08.04.2021 Fabian Strebin

Analyst Häßler im Gespräch: Zinsanstieg, Pleitewelle oder Bankenkrise?

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Deutsche Bank

Nach einem brutalen Absturz im vergangenen Jahr feiern Bankaktien ein Comeback. Steigende Zinsen und die Aussicht auf einen starken Konjunkturaufschwung haben die Kurse immer weiter in die Höhe getrieben. Doch ist das alles nachhaltig und was sollten Anleger kurzfristig erwarten? DER AKTIONÄR hat mit Dr. Philipp Häßler gesprochen. Er ist Analyst bei Pareto Securities und analysiert Finanztitel in Deutschland.

DER AKTIONÄR: Bankaktien haben 2021 einen Lauf. Der Sektor ist seit Jahresbeginn der Spitzenreiter in Europa an der Börse. Was sind dafür die Gründe?

Banken sind Zykliker und da der Markt jetzt eine wirtschaftliche Erholung spielt, gewinnen auch diese Aktien an Wert. In einem Aufschwung würde die Kreditnachfrage steigen und die Ausfälle dürften weniger stark zunehmen wie befürchtet. Das ist bisher aber erst eine Hoffnung. Ein wichtiger Punkt sind hingegen speziell bei Finanzwerten die Zinsen. Vor allem am langen Ende sind die Renditen gestiegen und somit wird die gesamte Zinsstrukturkurve steiler. Banken, die im Investmentbanking aktiv sind, dürften im ersten Quartal außerdem von der Marktentwicklung profitieren

DER AKTIONÄR: Ist der Anstieg der Anleiherenditen nur ein Strohfeuer oder eine nachhaltige Entwicklung? Und geraten Banken bei einer zu schnellen Zunahme auch irgendwann in Bedrängnis?         

Ein zu schneller Anstieg bei den Zinsen ist tendenziell nicht gut. Am besten ist für Banken immer eine langsame Erhöhung über die Zeit. Von den deutschen Finanzinstituten, die börsennotiert sind, dürfte kein Haus von der aktuellen Entwicklung negativ betroffen sein. Andererseits sollte man den Einfluss auf die Gewinne im ersten Quartal durch die steilere Zinsstrukturkurve nicht überschätzen. Die positiven Effekte dürften überschaubar sein. Wichtiger wäre, dass auch die kurzfristigen Zinsen steigen, retaillastige Banken wie die Commerzbank sollten in solch einem Szenario am meisten profitieren. Aber das ist derzeit nicht in Sicht.

Droht eine Pleitewelle?

DER AKTIONÄR: Ist mit einer Pleitewelle in der deutschen Wirtschaft zu rechnen, oder verhindern staatliche Maßnahmen wie auch die teilweise Aussetzung des Insolvenzrechts das derzeit?                                                                                                                                                                                         

Das ist in der Tat der Fall. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Insolvenzen sogar noch zurückgegangen. Die Kreditausfälle sind indes durch mehrere große Fälle gestiegen. Ich gehe davon aus, dass die Pleiten dieses Jahr deutlich steigen, wenn das Insolvenzrecht wieder voll in Kraft tritt. Interveniert der Staat wieder rechtlich oder mit Geld, ist die Situation unklarer.

DER AKTIONÄR: Was bedeutet das für die Kreditausfälle bei den deutschen Banken?                                                                                                                  

Nicht alle Wirtschaftsbranchen sind von Insolvenzen betroffen, das konzentriert sich vor allem auf die Sektoren Einzelhandel, Reisen, Gastronomie oder Luftfahrt. Welches Exposure haben dann einzelne Banken gegenüber diesen Segmenten? Darauf kommt es an. Letztes Jahr haben viele Finanzinstitute aber bereits Risikovorsorge für solche Fälle aufgebaut. Beispielsweise hat die Commerzbank 505 Millionen Euro für dieses Jahr vorsorglich zurückgestellt. Mit der neuen IFRS-Regulierung sind Banken seit kurzem dazu verpflichtet vorausschauernder in diesem Feld zu agieren. Ich denke nicht, dass die Risikovorsorge 2021 im Durchschnitt ansteigt, sondern rechne eher mit einem Rückgang. Im Branchenschnitt wurde 2020 schon viel Kapital zurückgestellt, um für dieses Jahr einen Puffer zu haben.

Andere Situation als 2008

DER AKTIONÄR: Banken in der Eurozone sind zuletzt restriktiver geworden bei der Vergabe von neuen Darlehen. Droht uns eine Kreditklemme wie 2008?

Das glaube ich nicht. Der Wettbewerb ist weiterhin hoch, in der Branche gibt es keine Anzeichen dafür, dass die Kreditvergabe signifikant abnimmt. Dementsprechend rechne ich mit einer Ausweitung des Kreditvolumens im laufenden Jahr. Denn die Geldhäuser haben viel Liquidität, die investiert werden will.

DER AKTIONÄR: Rechnen Sie mit einer Bankenkrise in Deutschland als Konsequenz der Pandemie?            

Nein. Der Staat und die Notenbanken würden das verhindern. Es gibt derzeit auch keine Anzeichen dafür, dass das 2021 ein Thema werden könnte.

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