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24.09.2019 Michael Schröder

Ausgebremst: SAF-Holland nach Gewinnwarnung im freien Fall - Analysten senken den Daumen

SAF-Holland hat die Anleger mit einer deutlichen Senkung der Jahresziele geschockt. Zudem strich der Nutzfahrzeugzulieferer gut sechs Wochen nach der Vorlage von Quartalszahlen die Ziele für das kommende Jahr ersatzlos - neue sollen erst im Zuge der endgültigen Zahlen für 2019 veröffentlicht werden. Die Aktie stürzt deutlich ab.

Wegen der „sich weiter eintrübenden gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ plant SAF-Holland für 2019 nur noch mit einem Umsatz von 1,26 bis 1,3 Milliarden Euro. Damit würde er im Vergleich zum Vorjahr bestenfalls stagnieren beziehungsweise um bis zu drei Prozent sinken. Noch Anfang August hatte das Unternehmen das Ziel eines Wachstums von vier bis fünf Prozent bekräftigt. Die bereinigte EBIT-Marge soll im laufenden Jahr nun bei 6,0 bis 6,5 Prozent liegen - nach bisher 7,0 bis 8,0 Prozent.

"Unser Marktumfeld hat sich im August weiter deutlich eingetrübt", sagt Vorstand Alexander Geis. "Als Konsequenz aus dieser im zweiten Quartal begonnenen Entwicklung hat das Group Management Board beschlossen, die Kostendisziplin deutlich zu erhöhen sowie Instrumente zur kurzfristigen Arbeitszeitflexibilisierung zu nutzen, um das operative Ergebnis zu stabilisieren. Zudem werden die eingeleiteten Projekte zur Effizienzsteigerung (Operational Excellence) sowie die Optimierung des Produktionsnetzwerkes konsequent umgesetzt."

"Wir befinden uns mit dem Programm FORWARD, welches der Optimierung der Produktions- und Lieferketten, des Produktportfolios, des Aftermarketgeschäfts sowie des Materialeinkaufs des nordamerikanischen Werksverbunds dient, voll im Plan. Zuversichtlich stimmt mich auch die Konsolidierung der chinesischen Standorte in das Greenfield-Projekt Yangzhou. Darüber hinaus werden wir unsere Anstrengungen zur Verbesserung des operativen Free Cashflow nochmals intensivieren", ergänzt Finanzvorstand Matthias Heiden.

Bei den Analysten stießen die neuen Ziele auf wenig Freude. Sowohl das Analysehaus Pareto als auch die Quirin Bank stuften die Aktie ab und raten nun zum Verkauf. Angesichts der massiven Gewinnabschwächung habe er seine Schätzungen für den Lkw-Zulieferer entsprechend gekürzt, schrieb Pareto-Analyst Tim Schuldt. Das Unternehmen erscheine nun im Vergleich zur Konkurrenz relativ teuer.

Das Ausmaß der Gewinnwarnung sei eine klar negative Überraschung, urteilte Warburg-Analyst Franz Schall. Die Profitabilität von SAF-Holland sei zurück auf dem tiefsten Niveau seit 2010. Schall wundert sich zudem über gleichzeitig avisierte Investitionskürzungen. Sie könnten zu Lasten künftiger Wettbewerbsfähigkeit gehen.

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Analyst Alexander Wahl von der Bank Mainfirst geht davon aus, dass die Konsensschätzung für das bereinigte operative Ergebnis im laufenden Jahr um 17 Prozent sinken dürfte. Beim Umsatz sieht er ein Abwärtspotenzial von immerhin knapp drei Prozent. Angesichts der mäßigen Nachfrage aus der Lkw-Branche und schwacher wirtschaftlicher Indikatoren dürfte der Gegenwind in den kommenden Quartalen noch stärker werden, befürchtet Wahl. Entsprechend bleibt er auch für andere Zulieferer wie Jost Werke und Knorr Bremse vorsichtig.

Derweil glaubt Analystin Yasmin Steilen von der Commerzbank, dass die SAF-Warnung für Jost nur in begrenztem Maß Rückschlüsse zulässt. Die Glaubwürdigkeit von SAF-Holland habe dadurch allerdings einen Schlag abbekommen. Steilen sorgt sich vor weiterem Gegenwind für die Profitabilität und den freien Barmittelzufluss.

Die Experten des Analysehauses Kepler Cheuvreux sahen sich in ihrer sehr vorsichtigen Einschätzung des Unternehmens bestätigt, das nun zum vierten Mal im laufenden Jahr eine Gewinnwarnung abgegeben habe.

SAF-Holland (WKN: A0MU70)

Die Enttäuschung ist groß. Das Vertrauen hat einen deutlichen Knacks bekommen. Ein Einstieg drängt sich auch dem deutlich verbilligten Niveau vorerst nicht auf. Der Verkaufsdruck dürfte vorerst noch anhalten, bevor eine technische Gegenbewegung startet. Interessierte Anleger bleiben an der Seitenlinie und warten zunächst eine Stabilisierung der Aktie ab.

(Mit Material von dpa-AFX)

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