Alle Management-Beteiligten geben sich derzeit redlich Mühe, das Ansehen der Volkswagen AG zu schädigen. Damit haben sie Erfolg, wie die Absatzzahlen und nun Umfrageergebnisse der Zeitschrift Auto Motor und Sport belegen. Trotzdem sorgen die Ingenieure und Arbeiter noch immer für eine erneut ausgezeichnete Qualität der Fahrzeuge.
Stephan Weil ist Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, welches eine Sperrminorität an der Volkswagen AG hält. Weil ist auch Aufsichtsrat des Unternehmens. Er schließt einen Stellenabbau aus: "Da ist nichts dran." Allerdings schränkte er im selben Interview mit der Nordwest-Zeitung ein: "Spekulationen über einen angeblichen Stellenabbau (sollte man) nicht zu hoch zu hängen." Außerdem scheint Weil nicht für die Leiharbeiter sondern lediglich für die fest Angestellten zu sprechen, denn Ziel des Aufsichtsrats und aller Anteilseigner sei, die VW-Stammbelegschaft zu halten.
Auf der anderen Seite kostet der (vielleicht auch in juristischem Sinne) Betrug bei den Diesel-Automobilen das Unternehmen viele Milliarden. Trotzdem fordert Dr. Herbert Diess, Vorsitzender des Markenvorstands Volkswagen Pkw, eine zehn Prozent höhere Produktivität schon in diesem Jahr. Zudem schränkte auch Dr. Diess bereits ein: Wie viele und welche Stellen gestrichen werden, hänge auch vom Absatz ab.
Ruf schädigen ist modern
Weil freut sich unterdessen, denn die Rückrufaktion (für die Betrugs-Dieselautos) in Deutschland werde bei den Kunden viel verlorenes Vertrauen wieder herstellen. Dabei ist bislang nur bekannt, die Betrugs-Software würde stillgelegt. Am Schadstoffausstoß wird nichts geändert. Wie sollte das auch geschehen, dazu müsste die Firma wissen, wie die zuvor angegebenen Abgaswerte tatsächlich erreicht werden sollen. Die Vertrags-Werkstätten jedenfalls sollen für einmal Software ausmerzen 60 Euro zuzüglich der Adresse des Diesel-Fahrers bekommen. Die Deutsche Presse Agentur zitiert die murrenden Vertragspartner: Daran verdienen wir praktisch nichts. Ein Volkswagen-Sprecher kommentierte: Der Konzern und seine Händler würden eine Schicksalsgemeinschaft bilden.
Vorstandsvorsitzender Matthias Müller schädigt den Ruf erneut. Medienberichten zufolge soll ein "VW-Kronzeuge", der selbst am Betrug beteiligt gewesen ist, der Staatsanwaltschaft Braunschweig gesagt haben, intern sei das vielen Führungskräften bekannt gewesen. Müller sagt, Grundlage für die "ausgedachten" Nachrichten könnten allenfalls Quellen sein, "die keine Ahnung haben". Doch bereits ohne solche Aussagen rümpfen immer mehr Menschen in Deutschland über Volkswagen die Nase. Der Zeitschrift Auto Motor und Sport zufolge ist der Ruf des Unternehmens im Vergleich zum Vorjahr viel schlechter geworden. Trotzdem blieben die Marken des Volkswagen-Konzerns in der Wahl der besten Autos erfolgreich.
Wer denn unbedingt will, bitte
DER AKTIONÄR bleibt dabei: Daimler ist der Favorit unter den Automobil-Konzernen. Wer unbedingt bei Volkswagen einsteigen möchte, sollte einen Anlage-Horizont von ein bis zwei Jahren haben.