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17.12.2017 Jochen Kauper

Thomas Gebert: "Nicht jedes Finanzprodukt hält, was es verspricht. Der Teufel steckt im Detail"

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Steinhoff

Börsenexperte Thomas Gebert führt in seinem Börsenbrief ein kleines spekulatives Musterdepot mit dem Namen SdM,  Stärkste des Monats. "Darin kaufe ich  im vierwöchigen Wechsel jeweils zwei Aktien, den in den letzten vier Wochen am stärksten gestiegenen DAX-Titel und den am stärksten gestiegen MDAX-Titel. Nach einem Verkaufssignal des Börsenindikators kaufe ich entsprechend Short-Zertifikate auf die schwächsten Titel des Monats. Diese Vorgehensweise ergibt im Rücktest ein wesentlich besseres Anlageergebnis als die Investition in den DAX selbst. Bei der Entwicklung dieser Methode fiel auf, dass sich bei der Rückrechnung das SdM-Depot in der Vergangenheit die meiste Zeit wie der DAX entwickelte, oder bei einem Verkaufssignal des Börsenindikator invers zum DAX, dass es aber hin und wieder einige deutliche Kursbewegungen einfing, die dann die Outperformance brachten. So geschehen im SdM-Depot vor drei Wochen. Steinhoff war zuvor die schwächste Aktie der letzten vier Wochen und war so als Shortzertifikat ins SdM-Depot gelangt. Dann kam der Zusammenbruch der Steinhoff-Aktie", sagt Thomas Gebert.

Ein Kunststück

"Das gekaufte Steinhoff-Short-Zertifikat hätte sich bei der versprochenen eins zu eins Umsetzung der inversen Kursentwicklung versechsfachen müssen. Es verdoppelte sich aber nur und führte so nur zu einem Anstieg des SdM-Depots um 50 Prozent. Das Studium des Verkaufsprospekts mit den endgültigen Bedingungen liefert den Grund für die enttäuschende Entwicklung. Das Produkt wird zwar plakatiert als eins zu eins Umsetzung des Inversen der Kursentwicklung der zugrunde liegenden Aktie, aber im hinteren Teil war dann zu lesen, dass an einem Tag mit einem Rückgang von über 15 Prozent, einem „unteren Kursereignis“, keine Indexberechnung stattfindet. Der Tag, an dem die Steinhoff-Aktie 50 Prozent fiel, galt als gar nicht stattgefunden. Der Kurs des Short-Zertifikats stieg keinen Cent. Das Produkt sollte besser gelegentliche eins zu eins Partizipation statt eins zu eins Partizipation heißen. Das Gemeine an der Konstruktion ist, dass es kein „oberes Kursereignis“ gibt. Steigt die Aktie 15 Prozent, verliert der Anleger 15 Prozent, fällt die Aktie 15 Prozent, gewinnt er nichts. Das klingt ein bisschen wie: Kopf - ich gewinne, Zahl - Du verlierst. Wenn die Aktie nach einem 50-prozentigen Rutsch an einem Tag wieder 30 Prozent steigt, steht das Zertifikat 30 Prozent im Minus, statt 35 Prozent im Plus. Das gilt übrigens für fast alle Partizipations- und Faktorzertifikate. So kann es kommen, dass der Anleger, der mit einem Partizipations- oder Faktorzertifikat auf einen schweren Börseneinbruch in der Zukunft setzt, bei der nächsten Krise Verluste macht statt Gewinne. Er sollte vorher die 283 Seiten der endgültigen Bedingungen aufmerksam lesen. Dazu braucht er neben einer juristischen auch eine mathematische Vorbildung. Neben für den Nicht-Juristen unverständlichen Formulierungen finden sich auch Formeln, nach denen der Wert des Zertifikats berechnet wird. Beim nächsten schweren Börsenwetter - und das wird auch wieder kommen, das kann ich ihnen mit 40-jähriger Erfahrung versprechen – wird das eine oder andere Finanzprodukt Kunststücke vollführen, die sich der Käufer nicht hätte träumen lassen", so Thomas Gebert.

Mehr von Thomas Gebert gibt es unter www.gebertbrief.de

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