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24.09.2017 Michel Doepke

Singer, Loeb, Peltz und Co: Heuschreckenalarm!

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Sie gelten als unberechenbar, egoistisch und profitsüchtig: Aktivistische Investoren können viel bewegen, sowohl im Management von börsennotierten Firmen als auch bei den dazugehörigen Aktienkursen. Historisch betrachtet stammt das sogenannte „Shareholder Activism“ aus den USA – kein Wunder, dass die weltweit bekanntesten Aktivisten der Szene aus Amerika stammen. Die „Heuschrecken“ halten mittlerweile weltweit Ausschau nach Schnäppchen. In der Regel fokussiert sich diese Investorenschar auf günstige Firmen, welche über ausreichend liquide Mittel verfügen, um beispielsweise Übernahmen oder Aktienrückkäufe zu tätigen. Doch auch die Geschäftsentwicklung spielt eine wichtige Rolle bei der Auswahl. Dass die „Heuschrecken“ bei ihrem Vorgehen durchaus erfolgreich sind, belegt eine Studie der Credit Suisse.

Freude für Aktionäre

Innerhalb von knapp zwölf Jahren bis 2015 stieg das Vermögen von aktivistischen Investoren jedes Jahr um 20 Prozent an. Eine Performance, die sich sehen lassen kann. In den meisten Fällen profitieren auch Aktionäre vom aktiven Eingriff der Investoren in die Geschäftsentwicklung oder das Management. So beispielsweise bei STADA: Im Sommer 2016 positionierte sich mit Active Ownership Capital (AOC) ein bekannter europäischer Investor. Sein Ziel: Profit. Gut ein Jahr nach dem Einstieg bei STADA glückte der Verkauf an das Investorenduo Bain Capital und Cinven. Mittlerweile ist bei dem begehrten Pharmakonzern ein neuer, sehr bekannter aktivistischer Investor an Bord. Die Rede ist vom Hedgefonds Elliott unter der Leitung von Paul Singer. Er wiede­rum hat sich mitten im Übernahmeprozess mit rund zehn Prozent eingekauft – und sein Ziel offenbar erreicht, denn: Bain und Cinven streben einen Beherrschungsvertrag an, bei dem allerdings 75 Prozent aller Aktien auf einer Hauptversammlung zustimmen müssen. Dabei dürfte Singer das Zünglein an der Waage sein – gegen einen gewissen Aufschlag wird er wohl sein Paket veräußern. Elliott hat nicht nur bei STADA die Finger im Spiel: Im Zuge des Übernahmeangebotes von General Electric für den TecDAX-Titel SLM Solutions sicherte er sich 20 Prozent. Der Plan, einen höheren Übernahmepreis zu erzwingen, scheiterte. Bis heute hält er jedoch an seiner Position fest. Gut möglich, dass langfristig ein neuer Käufer für SLM parat steht. Der 3D-Druck-Technologie gehört schließlich die Zukunft.

Frontalangriff

Eine andere Strategie verfolgt der US-Investor Guy Wyser-Pratte. Sein Name taucht derzeit im Zusammenhang mit der Bremer Firma OHB auf. In einem offenen Brief wendet er sich an das Management und fordert einen strikten Kurswechsel. Wyser-Pratte zweifelt an der Unabhängigkeit des OHB-Managements – es müsse „aufgeräumt“ werden. Im Anschluss haben die Bremer die Vorwürfe gekontert. Doch Wyser-Pratte wird nicht locker lassen. Investierte Anleger sollten bei der laufenden aktionär-Empfehlung unbedingt an Bord bleiben.

Wyser-Prattes rabiates Vorgehen ist Aktionären von Cewe oder auch Kuka bekannt. Beim Robotik-Spezialisten setzte er sich sogar im Aufsichtsrat fest, um direkten Druck auf den Vorstand auszuüben. Mit Erfolg: Sowohl Wyser-Pratte als auch die Kuka-Aktionäre verdienten kräftig an der Übernahme durch den chinesischen Konzern Midea.

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Bei den ganz Großen mitmischen

Daniel Loebs Hedgefonds Third Point ist ebenfalls auf Performance getrimmt. Die Durchschnittsrendite pro Jahr beträgt satte 16 Prozent bei einem zu verwaltenden Vermögen von 14 Milliarden Dollar. 2011 erwarb der Milliardär sechs Prozent an Yahoo und forderte einen Sitz im Verwaltungsrat. Zwei Jahre später verabschiedete Loeb sich von seinen Aktien mit einem Gewinn von rund 115 Prozent, ganz zur Freude der Aktionäre. Bei Sony hingegen drängte Loeb auf eine Umstrukturierung, um mehr Potenzial freizusetzen. Auch dieses Vorhaben glückte: Die Japaner setzten Teile seiner Pläne um. Loeb verkaufte im Anschluss seinen Anteil mit einem Kursplus von etwa 20 Prozent.
Für Schlagzeilen sorgte der US-Milliardär in diesem Jahr mit seinem Einstieg beim Konsumgüter-Riesen Nestlé. Kurze Zeit später reagierten die Schweizer bereits mit einem Aktienrückkaufprogramm im Wert von 20 Milliarden Schweizer Franken. Doch damit nicht genug: Der Hedgefonds will den Druck auf das Nestlé-Management unverändert aufrechterhalten. Ähnliche Forderungen stellt der aktivistische Investor Nelson Peltz bei Procter & Gamble: Die Unternehmensstrukturen sollen verbessert und die Bilanz der Amerikaner aufpoliert werden, um einen Mehrwert für alle Aktionäre zu schaffen.

Mehr Fluch als Segen

Performance und Profit stehen im Vordergrund bei den bekannten „Heuschrecken“. Entsprechend groß sind die Chancen auf satte Kursgewinne, wenn ein aktivistischer Investor an Bord ist und aktionärsfreundliche Forderungen durchgesetzt werden.

Hinweis: Dieser Artikel erschien bereits in der Ausgabe 36/2017 von DER AKTIONÄR in der Rubrik Depot & Co.

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