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27.12.2014 Markus Bußler

Silberjunge Thorsten Schulte: Wer antizyklisch investiert, gewinnt

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Die meisten Silberanleger werden das Jahr 2014 schnell vergessen wollen. Während sich der Goldpreis in etwa konstant hielt, ging es für Silber rapide in den Keller. Doch was hält 2015 für die Anleger bereit? Kommt der große Rebound? Silberjunge Thorsten Schulte gibt sich betont gelassen.

Herr Schulte, 2014 war für Silberanleger ein eher schwieriges Jahr gewesen. Haben Sie Hoffnung, dass 2015 besser wird?


Noch immer sehe ich noch keinen Expansionskurs der Schwellenländer und die Inflationsgefahren scheinen kurzfristig gebannt, so dass wir kein Bilderbuchumfeld wie 2010 und 2011 für Silber haben. Aufschwung der Weltwirtschaft und Inflation sind wie Mutter und Vater einer Silberhausse. Dennoch sind die Chancen gut, dass wir 2015 die Wende schaffen. Sollte die Silberbaisse bis Anfang Februar 2015 anhalten, hätten wir es mit der längsten Korrektur seit den 60er Jahren zu tun. Beim Gold dauerte nur der Abschwung von 1996 bis 1999 länger und selbst dieser Rekord würde vom Gold Ende März 2015 geschlagen. Die Banken überschlagen sich mit Negativprognosen. Ich warnte im April 2011 beim Silber davor, dass der Preis nach fast 50 Dollar schnell auf unter 30 Dollar oder sogar unter 25 Dollar fallen konnte. Noch Anfang September 2011 nannte die Deutsche Bank Preisziele für Ende 2011 und Ende 2012 von 50 Dollar. Heute sagt die Bank für Ende 2016 nur 17 Dollar und für Ende 2017 18 Dollar voraus. Die Societe Generale prognostiziert für 2018 und 2019 sogar nur 11 Dollar beim Silber und beim Gold 800 bzw. 775 Dollar. Negativprognosen der Banken, wohin man sieht. 2011 war das anders und dies sollte Privatanleger nachdenklich stimmen.

Sie haben vor kurzem noch gesagt, Sie seien sehr entspannt mit Blick auf den Silberpreis. Hat sich daran etwas geändert?


Das 90 Prozent Perzentil der Förderkosten der primären Silberproduzenten lag 2013 bei knapp unter 15 Dollar, also nur die letzten 10 Prozent werden oberhalb dieses Niveaus gefördert. Beim Deflationsschock 2008 inmitten von Lehman-Pleite, Einbruch der Aktienmärkte etc. wurde das damalige Niveau von rund 8 Dollar nicht unterschritten. Dieses Jahr fiel der Preis im Tief auf 14,29 Dollar. So wie der Preis 2011 nach oben klar übertrieb, läuft die Übertreibung nun bei der Korrektur. Angesichts der gigantischen Papiergeldblase, deren Dimensionen heute schlimmer ist als vor der Krise 2008, bin ich für Gold und Silber langfristig sehr entspannt!


Warum sollte Silber steigen? Die Inflation ist niedrig – und die Industrienachfrage boomt auch nicht gerade.


Seit Mai 2011 sehe ich die Schwäche der Schwellenländer und derzeit sieht China nicht gut aus. 1990 verbrauchte das Riesenreich nur 5 Prozent aller Metalle und im letzten Jahr waren es 47 Prozent. Von Januar bis Oktober 2014 importierte China netto 1327 Tonnen im Vergleich zu 1.098 Tonnen in der gleichen Vorjahresperiode. China senkte den Guthabenzins erstmals seit Juli 2012 und muss mehr Gas geben. Der Ölpreiseinbruch dürfte den Schwellenländern helfen, die OECD-Frühindikatoren lösen sich in den großen Schwellenländern von den Tiefs. Gegenwärtig kann ich kein Bilderbuchumfeld ausrufen, aber der Markt ist pessimistisch für Gold und Silber, was für mich als Antizykliker Chancen eröffnet. Wer traut sich denn noch, für die kommenden Jahre eine neue Edelmetallhausse zu prognostizieren?


Ein Blick auf die Investmentnachfrage. Verschiedene Medien berichten, diese sei zuletzt eingebrochen, gleichzeitig waren aber Silbermünzen wie der American Eagle kurzzeitig ausverkauft. Wie erklärt sich dieser Widerspruch?


Die US Mint verkaufte im Oktober und November über 9,2 Mio. Unzen im Vergleich zu 5,4 Millionen im Vorjahreszeitraum. Die australische Perth Mint verkaufte im November 5,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Ich sehe in den letzten Wochen also eine Belebung!


Die Privatanleger kaufen nach wie vor bei Kursschwäche, während institutionelle Investoren einen Bogen um Silber machen. Normalerweise heißt es an der Börse, Anleger sollten dem „smart money“ folgen. Machen Privatanleger also alles falsch?


Im Gegenteil: Wer nach einer derart langen Streckfolter und angesichts des hohen Marktpessimismus ablesbar an Sentimenterhebungen, Medienberichten, Bankprognosen etc. antizyklisch investiert, wird mit Geduld und Gelassenheit in den kommenden Jahren die Ernte einfahren können. Die großen Hedgefunds hatten übrigens am Terminmarkt Mitte Juli 2014 bei 21,5 Dollar je Feinunze rekordhohe Kaufpositionen aufgebaut. Damals zeigte ich bewusst Absicherungen gegen fallende Preise, während die großen Hedgefunds respektive das "smart money" einen Überschwang an Optimismus aufwiesen.


Ein Belastungsfaktor ist sicherlich der starke US-Dollar. Sehen Sie hier auf absehbare Zeit eine Trendwende?


In der Tat und Goldman Sachs hat Ende August dieses Jahres für 2017 die Parität ausgerufen, die Deutsche Bank sieht 0,95 US Cent für einen Euro Ende 2017 und die Euro-Spekulanten setzten im Rekordumfang in den letzten Wochen auf eine anhaltende Dollarstärke. Aus antizyklischer Sicht ein deutliches Warnsignal. Auch die monatliche Umfrage von Merrill Lynch unter den globalen Fondsmanagern ergab ein historisches Hoch beim Dollaroptimismus für die kommenden 12 Monate. Was jeder schon weiß, macht mich nicht heiß. Ganz aktuell profitiert der Dollar auch nicht von der Zuspitzung der Russlandkrise, was die Dollarbullen auch skeptisch machen sollte. Im Übrigen falle ich nicht auf die Märchenstunde von Goldman Sachs herein. Wenn es der US-Wirtschaft und den Konsumenten doch wieder so gut geht, warum ist das durchschnittliche Alter eines Personenkraftwagens von 8,4 Jahren im Jahr 1995 auf den Rekord von 11,4 Jahren 2013 gestiegen? Der Aufschwung findet eben nicht in den Geldbeuteln von Joe Sixpack statt! Und die Netto-Auslandsverschuldung der USA liegt bei 4,6 Billionen Dollar. Der Schuldenkaiser soll also in den kommenden Jahren die stärkste Währung haben?


Mit dem Silberpreis sind auch Silberminen-Aktien unter die Räder gekommen. Gibt es Papiere, auf die Sie einen genaueren Blick werfen?


Silver Wheaton, Fresnillo, First Majestic nach dem starken Einbruch und Tahoe sind für mich sehr interessante Werte und sollten den Kern von Silbermineninvestments repräsentieren. Kleine Werte mit Marktkapitalisierungen von weniger als 100 bis 200 Mio. Dollar mögen zwar bei einem Turnaround des Marktes einen weitaus höheren Hebel haben, sind aus meiner Sicht jedoch keine reine Zockerei für Privatanleger und sollten nicht mehr als 10 Prozent eines Minenportfolios ausmachen.

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