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04.03.2019 Markus Bußler

Silber: Sorry, aber das ist ein Märchen

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Silber

Silber hat am Freitag deutlich an Wert verloren und steht auch aktuell unter Druck. Eigentlich ist das überraschend, schließlich wird von Silberanlegern immer wieder das Argument angeführt, dass Silber bald zur Neige geht und die Silbervorkommen nur noch so und so viel Jahre reichen werden. Sorry, aber das ist ein Märchen, das auch durch ständiges Wiederholen nicht richtig wird.

Den meisten dürfte bekannt sein, dass Silber nur zu einem kleinen Teil, etwa 30 Prozent aus der Produktion primärer Silberminen stamme. Der Rest der Produktion stammt als Beiprodukt aus dem Abbau von Industriemetallen und/oder Gold. Aber sehen wir uns doch einmal die primären Silberproduzenten an. Sieht man sich die 20 wichtigsten primären Silberproduzenten an und wertet die Lebensdauer der Minen aus, dann kommt man zum Ergebnis, dass die Lebensdauer der Minen im Schnitt noch knapp zehn Jahre beträgt. Eine ausführliche Auswertung, die allerdings schon zweieinhalb Jahre alt ist, finden interessierte Leser hier.

Bedeutet dies, dass nach zehn Jahren die primären Silberminen versiegt sind? Das wäre ein fataler Irrglaube. Vor allem bei Untertageminen macht es für den Betreiber Sinn, die Exploration mit der Produktion voranzutreiben, da sonst hohe Kosten entstehen würden. Um das etwas plausibler zu machen: Je tiefer man bohrt, desto mehr kostet das in der Regel auch. In der Regel werden in Untertageminen auch Untertage gebohrt. Sprich: man nutzt die vorhandene Infrastruktur für Explorationsbohrungen und spart so Geld. Mit zehn Jahren Minenleben hat man eine mehr als ausreichende Visibilität für das Geschäft. Warum also hohe Summen in Exploration investieren, wenn man die in einigen Jahren günstiger haben kann, da die Infrastruktur dann ohnehin schon vorhanden ist? Mit anderen Worten: Auch nach den zehn Jahren, die in etwa das durchschnittliche Minenleben darstellen, vorbei sind, wird noch Silber von primären Produzenten produziert. Das könnte zwar durchaus sein, dass die Produktion zurückgeht, da nicht alle abgebauten Unzen tatsächlich ersetzt werden können. Doch zum Versiegen kommt die primäre Produktion sicherlich nicht.

Bevor wir uns aber an der Stelle in Vermutungen verlieren, ein paar Zahlen, die das U.S. Geological Survey (USGS) gerade veröffentlicht hat. Und siehe da: Die Silberproduktion als auch die Silberreserven sind im vergangenen Jahr gestiegen.

Es spricht also aktuell wenig dafür, dass wirklich in wenigen Jahren kein Silber mehr erhältlich sein könnte. Das gilt umso mehr, da das Gros der Silberproduktion als Beiprodukt bei der Produktion von Industriemetallen wie Zink, Blei oder auch Kupfer anfällt. Und die großen Minen in diesem Bereich haben Minenleben, die noch deutlich länger sind. Zwar ist es richtig, dass tatsächlich einige ältere Projekte in den kommenden Jahren ihrem Lebensende entgegen sehen und neue Projekte wohl erst in fünf Jahren mit einer nennenswerten Kapazität in Produktion kommen werden. Doch wie man daraus schlussfolgern kann, dass bald kein Silber mehr produziert wird, ist mir ehrlich gesagt komplett schleierhaft.

Am Ende scheint auch der Faktor Recycling vernachlässigt zu werden. Aktuell werden rund 5.000 Tonnen jährlich recycelt. Doch letztlich ist das eine Momentaufnahme. Steigende Preise, und eine echte Knappheit würde wohl zwangsläufig steigende Preise nach sich ziehen, würden das Recycling deutlich attraktiver machen. Von daher kann ich beim besten Willen nicht sehen, dass es in einigen Jahren kein Silber mehr geben wird. Die Minenproduktion dürfte zwar zurückgehen, ähnlich wie bei Gold, doch daraus zu schlussfolgern, dass Silber bald nicht mehr erhältlich ist, ist schlicht und ergreifend übertrieben.

Aber, damit mich hier niemand falsch versteht: Die Chancen, dass der Silberpreis in den kommenden Monaten steigen wird, stehen gut. Nur hat das wenig mit diesem vorgenannten Gerücht zu tun. Oder will allen Ernstes jemand behaupten, dass der Silberpreisanstieg bis auf 50 Dollar im Jahr 2011 von einer Knappheit getrieben war und der anschließende Rutsch bis auf 14 Dollar von einem riesigen Silberfund herrührt? Silber hat die Chance auf ein großes Comeback. Doch kryptische Rechnungen, wann es kein Silber mehr geben wird, haben damit nichts zu tun. Aktuell sieht es danach aus, als ob wir uns bei Silber in einer Kaufzone befinden.

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