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22.12.2018 Maximilian Völkl

Siemens Healthineers: Fels in der Brandung

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Viele Anleger werden 2018 als schwieriges Börsenjahr in Erinnerung behalten. Das Emissionsvolumen war dennoch so hoch wie seit 2007 nicht mehr. Besonders hervorzuheben ist der Börsengang von Siemens Healthineers – und das auf allen Ebenen. Zum einen war die Siemens-Abspaltung mit einem Volumen von 4,2 Milliarden Euro das größte IPO des Jahres und das fünftgrößte in Deutschland überhaupt, zum anderen notiert die Aktie gut 30 Prozent über dem Ausgabepreis. Umso beeindruckender, wenn man bedenkt, dass insgesamt nur zwei Neuemissionen höher notieren als zum Börsenstart.

Attraktiver Wachstumsmarkt

Selbst in der zuletzt hochvolatilen Phase des Gesamtmarkts hat sich Siemens Healthineers sehr stark präsentiert. Die Aktie, die inzwischen auch in den MDAX aufgestiegen ist, notiert lediglich fünf Prozent unter dem Allzeithoch. Doch die starke Entwicklung des Medizintechnikkonzerns kommt nicht von ungefähr. Allein die Branche ist hochattraktiv. Über 400 Milliarden Dollar sind im vergangenen Jahr bereits für Medizintechnik ausgegeben worden. Und die Tendenz ist klar steigend. Bis 2024 rechnen Experten mit einem jährlichen Wachstum von durchschnittlich 5,7 Prozent.

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Das hat mehrere Gründe. Zunächst einmal wird die Weltbevölkerung allgemein immer älter und benötigt damit mehr medizinische Versorgung. Zudem werden die Behandlungsmethoden immer ausgefeilter und aufwendiger – und damit gleichzeitig auch kostenintensiver. Da sich gleichzeitig chronische Krankheiten mehr und mehr ausbreiten, ist ein Ende des Trends nicht in Sicht, der den Medizintechnikkonzernen Milliarden in die Kassen spült.

Starke Marktposition

Siemens Healthineers ist bestens positioniert, um vom Branchenboom zu profitieren. Das Geschäft der Siemens-Tochter teilt sich in drei Bereiche – Bildgebung, Labordiagnostik und Neuartige Therapien. Mehr als die Hälfte des Umsatzes macht die Bildgebung, mit rund 30 Prozent Marktanteil ist Healthineers hier sehr stark aufgestellt. Der Clou: Mit einer EBITDA-Marge von über 20 Prozent sind MRT, Röntgen und Co gleichzeitig besonders renditestark.

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Sorgenkind war dagegen lange das Labordia­gnostikgeschäft. Doch mit der neuen Plattform Atellica soll sich das Blatt wenden. Seit vergangenem Jahr wird das System weltweit eingeführt – und die Ziele wurden bislang erfüllt. 800 bis 1.000 Atellica-Systeme wollte Healthineers bis Ende September installieren, es wurden 999. Ende 2020 sollen bereits 7.000 Systeme installiert sein. Der Vorteil: Durch die Vereinheitlichung der Tests auf einer Plattform können Forschung und Entwicklung auf das Aushängeschild konzentriert werden. Trotz der großen Konkurrenz um Roche und Abbott soll Atellica so die großen Hoffnungen erfüllen. In den Zahlen macht sich das erst künftig bemerkbar. Bei der Labordiagnostik wird das große Geld nicht durch die Plattform selbst, sondern durch die Verbrauchsgegenstände verdient. Über 90 Prozent des Umsatzes machen die Reagenzien – umso wichtiger ist es, dass Healthineers bei der Installation von Atellica jetzt entscheidende Fortschritte vorweisen kann.

Der dritte Geschäftsbereich sind die Neuartigen Therapien. Hier werden hochintegrierte Produkte, Lösungen und Dienstleistungen für den klinischen Gebrauch zusammengefasst. Vor allem minimalinvasive Verfahren – also Eingriffe mit kleinstmöglichen Schnitten in Haut und Weichteilen –, die mehr und mehr zum Standard bei der Präzisionsmedizin werden, sollen durch die Nutzung von bildgesteuerten Therapien erleichtert werden. Siemens Healthineers liefert beispielsweise detaillierte CT-Aufnahmen, aber auch Roboterarme oder Herzkathetergeräte. Stark: Die modernen Behandlungsmethoden gewinnen immer mehr an Bedeutung und sind mit einer EBITDA-Marge von 20,5 Prozent zudem sehr lukrativ.

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Die Mutter als Vorteil

Siemens Healthineers soll zudem auch künftig vom Know-how der Mutter Siemens profitieren. So dürfte die Internet-der-Dinge-Plattform Mindsphere auch in der Medizintechnik zum Einsatz kommen. Dank Mindsphere lassen sich Daten dezentral verarbeiten und so ohne Verzögerung parallel auswerten – vor allem bei medizinischen Notfällen ist das Gold wert. Gleichzeitig ermöglicht Mindsphere den verstärkten Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Ausfälle und Fehler lassen sich durch Algorithmen leichter beheben – wodurch Zeit und Geld gespart werden kann.

Mindsphere soll als Klammer für alle Siemens-Geschäfte fungieren. Dennoch bleibt es spannend, wie der DAX-Konzern mit der Healthineers-Beteiligung verfährt. Einerseits will Siemens Mehrheitseigner bleiben, andererseits könnte der 85-Prozent-Anteil durchaus etwas reduziert werden, um Geld zu generieren. Für Healthineers sind das gute Nachrichten: Eine starke Mutter im Rücken schützt vor möglichen Angriffen durch Heuschrecken und bietet beispielsweise durch Mind­sphere auch operative Vorteile. Gleichzeitig würde eine Verringerung der Siemens-Beteiligung die Chancen auf den DAX-Aufstieg deutlich erhöhen. Zum Vergleich: Die Lufthansa kommt derzeit auf einen Börsenwert von nicht einmal zehn Milliarden Euro. Bereits bei einem Streubesitz von gut 25 Prozent würde Healthineers hier vorbeiziehen.

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Basisinvestment

Siemens Healthineers ist margenstark, glänzt mit einer tollen Marktposition und agiert in einem Wachstumsmarkt. Die Aktie hat zudem auch in der heiklen Börsenphase Relative Stärke bewiesen. Anleger sollten zugreifen.

Dieser Text ist in leicht veränderter Form in DER AKTIONÄR 51/18 erschienen.

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