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18.03.2017 Marion Schlegel

Roche: Auf dem besten Weg to be great again

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Roche

Pharma-Aktien waren in den vergangenen beiden Jahren alles andere als in. Zunächst setzte Hillary Clinton im US-Wahlkampf mit ihrer Kritik an der Preispolitik der Pharmaunternehmen den Werten ordentlich zu. Dann startete auch noch der neue Präsident Donald Trump einen Frontalangriff auf die Branche. Auch er fordert tiefere Medikamentenpreise und kritisierte zudem, dass der Sektor zu wenig Stellen in den USA anbiete. In den vergangenen Tagen und Wochen erst bekräftigte er seine Kritik mit einem neuen Tweet und mit der Ankündigung den Etat im Gesundheitssektor kürzen zu wollen. Dabei haben die Aktien ohnehin mit Patentabläufen ihrer umsatzstärksten Medikamente zu kämpfen. Also weiterhin Finger weg von den Pharmatiteln? Keineswegs – genau jetzt könnte ein interessanter Einstiegszeitpunkt gekommen sein, zumindest wenn man selektiv vorgeht. Zum einen dürften die Einschnitte bei Weitem nicht so stark ausfallen wie vielerorts befürchtet und die Aktien damit im Vorfeld viel zu stark unter Druck geraten sein. Immerhin darf man nicht vergessen, dass der Healthcare-Bereich zu den wichtigsten Arbeitgebern und Steuerzahlern in den USA gehört. Zum anderen gibt es einige Aktien, die gerade im Hinblick auf Trumps Politik besser dastehen als andere. Einige Pharmawerte haben in den vergangenen Wochen bereits wieder nach oben gedreht und erste Kaufsignale geliefert. Beispielsweise Pfizer, der als US-Konzern sicher einer der großen Gewinner der aktuellen Entwicklung ist. Aber mit Roche befindet sich auch ein Europäer in einer enorm guten Position.

Viele Arbeitsplätze in den USA
Roche hat in den vergangenen Jahren überproportional stark in den USA investiert, was Trump durchaus gefallen dürfte. Die Schweizer bieten in den USA mehr als 25.000 Arbeitsplätze, das entspricht rund 27 Prozent der gesamten Belegschaft des Konzerns. Die meisten US-Mitarbeiter sind am Hauptsitz der Tochter Genentech tätig, die Roche im Jahr 2009 vollständig übernommen hat.
Zudem glänzt Roche mit einer im Branchenvergleich enorm großen Innovationsstärke. Wohl auch deswegen gibt sich der Konzern gelassen, was Trumps Ankündigungen angeht. Der Vorstandsvorsitzende Severin Schwan erklärte zuletzt auf der jüngsten Bilanzpressekonferenz: „In den USA schätzen sie innovative Produkte, die auch einen entsprechenden Preis verdient haben.“ Und da ist Roche top positioniert.
In der Pharmabranche wird von den Zulassungsbehörden ein spezielles Gütesiegel verliehen, wenn ein Medikamentenkandidat besonderen Anforderungen gerecht wird: von der US-Zulassungs­behörde FDA die Breakthrough Therapy Designation (BTD). Der Status des „Therapiedurchbruchs“ soll die Entwicklung und Prüfung von Medikamenten, die für die Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen vorgesehen sind, beschleunigen. Die FDA gewährt den Produkten mit BTD eine erhöhte Aufmerksamkeit sowie einen schnelleren Zulassungsprozess und akzeptiert verkürzte klinische Studien. Die mit Abstand meisten BTDs aller Pharmakonzerne hat die Schweizer Roche inne. Insgesamt 14 Mal hat das Unternehmen bereits das Prädikat verliehen bekommen und sich damit im Vergleich deutlich schnellere Zulassungen gesichert.

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Hochkarätige neue Medikamente
Und eine weitere wichtige Zulassung könnte demnächst bevorstehen und dazu beitragen, den Erlösausfall durch Nachahmerprodukte bei den drei wichtigsten Medikamenten Rituxan, Herceptin und Avastin zu kompensieren. Großer Hoffnungsträger ist hier Perjeta, der zuletzt in einer Studie bekräftigte, dass Roche hier auf einen neuen Kassenschlager bauen kann.
Daneben könnte auch Tecentriq zu einem entscheidenden Treiber aufsteigen. Das Mittel ist seit dem vergangenen Jahr in den USA und Europa gegen eine bestimmte Form von Blasenkrebs zugelassen. „Tecentriq ist seit über 30 Jahren das erste Medikament, das von der US-Gesundheitsbehörde FDA für Patienten mit zuvor behandeltem fortgeschrittenen Blasenkrebs im Mai 2016 zugelassen wurde“, so Sandra Horning, Chief Medical Officer und Leiterin der globalen Produktentwicklung von Roche. Vor wenigen Wochen gewährte die FDA für das Immuntherapeutikum eine beschleunigte Zulassungsprüfung für die Behandlung einer weiteren Form von fortgeschrittenem Blasenkrebs. Dabei geht es um Patienten mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem urothelialem Karzinom (mUC), die für eine Cisplatin-Chemotherapie nicht infrage kommen und deren Erkrankung entweder zuvor noch nicht behandelt wurde (Erstlinientherapie) oder mindestens zwölf Monate nach einer Chemotherapie vor der Operation (neoadjuvant) oder nach der Operation (adjuvant) fortschreitet. Das urotheliale Karzinom macht 90 Prozent aller Fälle von Blasenkrebs aus und kann sich auch in Nierenbecken, Harnleiter und Harnröhre entwickeln, so Roche. Die FDA wird bis 30. April 2017 eine Entscheidung über die Zulassung treffen.
Vielversprechend ist zudem ein Leukämie-Mittel, das ebenfalls im vergangenen Jahr neu auf den Markt kam. In den kommenden Jahren könnte Venclexta merklich zum Umsatzwachstum des Konzerns beitragen.

Wachstum geht weiter
Im Geschäftsjahr 2016 gelang es Roche, den Umsatz zu konstanten Wechselkursen um vier Prozent auf 50,6 Milliarden Franken zu steigern. Der Konzern­gewinn kletterte um fünf Prozent auf 18,4 Milliarden Franken. Für 2017 rechnet Roche zu konstanten Wechselkursen mit einem Verkaufszuwachs im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Zudem wird ein Wachstum des Kern­gewinns je Titel angestrebt, das weit­gehend dem Verkaufswachstum entspricht. Roche plant des Weiteren, die Dividende in Schweizer Franken weiter zu erhöhen. Zuletzt wurde eine Anhebung auf 8,20 Franken angekündigt, womit das jahrelange Dividendenwachstum fortgesetzt würde.

Zeit zum Einsteigen
Vieles spricht dafür, dass die zweijährige Schwächephase bei der Roche-Aktie nun vorbei ist. Das Unternehmen ist auch unter Trump-Bedingungen bestens positioniert und kann zudem die Patentabläufe wohl überkompensieren. Zudem überzeugt die gute Dividendenrendite.

(Hinweis: Der Artikel ist bereits im AKTIONÄR Ausgabe 11/17 erschienen.)

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