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24.03.2015 Jonas Groß

Max Otte über den DAX: „15.000 Punkte sind möglich“

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DAX

Der deutsche Aktienmarkt ist fulminant in das Jahr gestartet und konnte seit Jahresbeginn über 2.000 Punkte zulegen. Außerdem bestimmt der Griechenlandkonflikt weiterhin die Schlagzeilen. Börsenexperte Max Otte gibt seine Einschätzung ab.

DER AKTIONÄR: Herr Otte, der DAX ist mit einer Rallye in das Jahr gestartet. Dabei konnte erstmals in der Geschichte die 12.000er-Marke erreicht werden. Wie schätzen Sie die weitere Entwicklung des DAX ein?

Otte: Wir sehen momentan eine leichte Überbewertung, die aber im Vergleich zu Immobilien und Staatsanleihen gering ist. Der DAX ist aktuell 15 bis 20 Prozent überbewertet, während Immobilien beispielsweise in München 50 bis 70 Prozent zu hoch bewertet sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Anleger erst jetzt den DAX für sich entdecken und wach werden. Ich denke, dass wir weiterhin eine fulminante Rallye sehen werden.

DER AKTIONÄR: Im Dezember hatten Sie für 2015 ein DAX-Ziel von 11.000 Punkten ausgegeben. Das konnte nun bereits früher erreicht werden. Welches Potential sehen Sie im DAX und welches Kursziel halten Sie Ende 2015 für realistisch?

Otte: Der DAX ist 10.000 bis 10.500 Punkte wert und damit momentan überbewertet. Aber wenn die Anleger den DAX für sich entdecken, kann die Rallye durchaus um 2.000 bis 3.000 Zähler weitergehen. 15.000 Punkte sind nicht unmöglich.

DER AKTIONÄR: Die weltweiten Aktienmärkte haben die letzten Jahre sehr stark zugelegt. Die Bewertungen sind entsprechend gestiegen. In welchen Aktien sehen Sie aktuell das meiste Potential?

Otte: Zum einen sind das Aktien wie Nestlé, die stark nachgefragt sind, weil sie vor allem sicheres Dividendenwachstum bieten. Sie haben zwar bereits meist ein KGV von 20, aber warum kann es nicht auch 25 betragen? Außerdem haben einige Aktien im Energiebereich, südeuropäische Titel und Aktien in Japan und Brasilien Potenzial.

DER AKTIONÄR: Welche Aktien wären das im Energiebereich?

Otte: Europäische Öltitel wie Statoil, OMV, Total sind interessant.

DER AKTIONÄR: Neben der Hausse an den Aktienmärkten ist zurzeit auch die Euro-Abwertung ein Thema. Der Euro hat seit Beginn des Jahres mehr als zehn Prozent nachgegeben. Halten Sie die starke Euro-Abwertung für bedenklich?

Otte: Nein, im Prinzip nicht. Sie hat Schattenseiten und Licht. Licht ist die damit einhergehende Exportförderung und Schattenseite, dass europäische und vor allem deutsche Assets ins Ausland verkauft werden. Der DAX ist schon zu 70 Prozent in ausländischer Hand. Eine Abwertung fördert einen weiteren Ausverkauf Deutschlands. Die Ausländer nehmen dafür Schulden auf, um deutsche Assets zu kaufen und wir haben nachher das Nachsehen.

DER AKTIONÄR: Ein Thema, was die Aktienmärkte immer wieder belastet, ist die Griechenlandkrise. Die Konfliktsituation zwischen Griechenland und der EU spitzt sich immer weiter zu. Meinen Sie, dass man in der jetzigen Situation einen Grexit – also einen Austritt Griechenlands aus der Eurozone – noch vermeiden kann?

Otte: Die Politik hat bis jetzt alles getan, um ihn zu vermeiden. Ich hoffe allerdings, dass er stattfindet. Da müsste sich die griechische Regierung allerdings sehr unklug anstellen, weil sich die Eurogruppe bisher zu fast jedem Spiel erpressen ließ. Letztlich gibt die Eurogruppe gerne nach. Ich halte den Grexit weiterhin für unwahrscheinlich, aber ich hoffe sehr darauf, dass er kommt.

DER AKTIONÄR: Wie schätzen Sie die Auswirkungen eines Grexits auf die Aktienmärkte ein?

Otte: Kurzer Kursrückgang, bis die Märkte realisieren, dass es gut für Europa und den Euro ist. Und ab dann haben wir die Bahn frei, dass die Aktienmärkte durchstarten können. Ein Grexit wäre eine Art Bereinigung für Europa.

DER AKTIONÄR: Wenn es zu einem Grexit kommt – was schätzen Sie, was mit Italien oder Frankreich passiert?

Otte: Nichts. Sie stehen durch einen Grexit sicherer da. Es würde durch einen Austritt Griechenlands Druck aus dem Kessel herausgelassen werden, indem ein Land herausfällt, das nicht zu den anderen Ländern passt. Dann wird es sicherer für die anderen Länder und nicht unsicherer. Wenn das Problemkind Griechenland wegfällt, kann der Rest viel besser saniert und gemanagt werden.

DER AKTIONÄR: Herr Prof. Otte, vielen Dank für das Interview.

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