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15.02.2019 Thorsten Küfner

K+S: Jetzt spricht der Chef …

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K+S

Blickt man auf die Prognosen der Analysten, so gibt es im MDAX nur wenige Unternehmen, die im laufenden Jahr die Gewinne so derart deutlich steigern dürften wie der Düngemittel- und Salzproduzent K+S. DER AKTIONÄR hat deshalb mit dem Konzernchef Dr. Burkhard Lohr über die Perspektiven für seinen Konzern gesprochen.

Sehr geehrter Herr Dr. Lohr, welche drei Punkte – abgesehen von einem hoffentlich weniger trockenen Sommer – stimmen Sie persönlich zuversichtlich, dass K+S im Jahr 2019 den Gewinn wieder deutlich steigern kann?

Dr. Burkhard Lohr: Ich blicke positiv auf 2019. Die Umsetzung unserer Strategie Shaping 2030 schreitet voran. Wir wollen in diesem Jahr einen positiven Freien Cash Flow erzielen und weitere Synergien heben. Damit schaffen wir die Grundlagen für zukünftiges Wachstum. Die Kaliproduktion an unserem wichtigen Werk Werra ist im ersten Quartal gesichert und auch im weiteren Jahresverlauf erwarten wir keine wetterbedingten Produktionsunterbrechungen, wenn der Sommer in diesem Jahr normal verläuft. Hinzu kommt das derzeit recht ordentliche Preisniveau sowie die gute Nachfrage auf den Kalimärkten. Und nicht zuletzt werden wir die Produktion in unserem neuen Kaliwerk Bethune in Kanada weiter steigern. Unsere Ergebnisprognose für das Jahr 2019 werden wir am 14. März auf unserer Bilanzpressekonferenz vorstellen.

Wie zufrieden sind Sie mit den bisherigen Fortschritten in Kanada und wo liegt das Produktionsziel der Bethune-Mine für 2019?
Mit Bethune kommen wir gut voran. Das Team vor Ort macht einen hervorragenden Job. Im vergangenen Jahr haben wir die erwarteten 1,4 Mio. Tonnen Kali auch produziert und in 2019 sollten es mindestens 1,7 Mio. Tonnen werden. Wie geplant hat Bethune letztes Jahr ein positives EBITDA erzielt. Dennoch ist das Werk weiterhin in der Anfahrtsphase (Ramp-up), das heißt, wir können Überraschungen nicht ausschließen. Es gilt, die Qualität unserer Produkte weiter zu steigern. Mit dem neuen Werk sind wir in eine neue Liga aufgestiegen. Wir produzieren Kali nun auf zwei Kontinenten und können damit noch besser auf die Bedürfnisse unserer weltweiten Kunden reagieren.

Wo liegen etwa die Produktionskosten bei Bethune im Vergleich zu den deutschen Werken?
Wenn der Ramp-up im Jahre 2023 abgeschlossen sein wird, können wir in Bethune knapp 3 Mio. Tonnen Kali herstellen. Auf dieser Basis liegen die Kosten pro Tonne dort um rund ein Drittel unter denen in unseren deutschen Werken. Dazu kommt, dass der größte Teil der Kosten variabel ist. Insgesamt können wir also mit Bethune die durchschnittlichen Produktionskosten deutlich senken, werden flexibler und können damit unsere Wettbewerbsposition signifikant verbessern.

In diesem Jahr erhoffen Sie sich auch Fortschritte bei Shaping 2030. Können Sie unseren Lesern Beispiele geben, inwiefern diese Umstrukturierungen in bestimmten Bereichen konkret zu niedrigeren Kosten führen?
In der Produktion wollen wir konzernweit über 50 Mio. Euro an Synergien erzielen. Zum Beispiel hatten Mitarbeiter an einem Kalistandort eine exzellente Idee, wie durch eine Veränderung im Personaleinsatz die benötigte Zeit für die tägliche Überprüfung des Förderschachts erheblich verkürzt werden kann. Dadurch können wir nun mehr produzieren als vorher. Dies wollen wir nun auch an anderen Standorten umsetzen.
Auch im Bereich Supply Chain/Logistik sollen über 20 Mio. Euro eingespart werden. Zum Beispiel haben bislang unsere Kali- und Salzgesellschaften jeweils eigene Logistikbereiche gehabt, die unabhängig voneinander operiert haben. Im Zuge der Neuorganisation zu „One K+S“ werden diese nun zusammengelegt. Dadurch werden wir effizienter und können viel Geld sparen.
Durch alle Maßnahmen wollen wir ab Ende 2020 insgesamt über 150 Mio. Euro jährlich an Synergien erzielen.

Ein Ziel von Shaping 2030 wäre auch „neue, angrenzende Wachstumsfelder zu entwickeln“. Welche möglichen Bereiche schweben Ihnen diesbezüglich jetzt schon vor?
Wir haben uns intensiv mit den Megatrends, die unser Geschäft berühren, beschäftigt. Daraus haben wir eine ganze Reihe von Wachstumsfeldern abgeleitet. Großes Wachstumspotential sehen wir zum Beispiel im Segment der Fertigation (Flüssigdüngung). Hier wollen wir in Zukunft unser Geschäft deutlich ausbauen. Ein weiteres Thema ist der Aufbau einer digitalen Handelsplattform in Afrika. Damit sollen Kleinbauern in Zukunft einerseits unsere Kalidüngemittel kaufen, aber auch ihre eigene Ernte anbieten können. Hinzu kommen Möglichkeiten für Wachstum bei pharmazeutischen und chemischen Anwendungen. Optionen in all diesen Bereichen werden wir verstärkt nach 2020 realisieren, wenn unsere Transformationsphase abgeschlossen ist.

Ein Punkt, der Anleger etwas nervös machen könnte, ist die hohe Nettoverschuldung. Haben Sie konkrete Ziele, auf welche Beträge diese Kennzahl bis Ende 2019 oder Ende 2020 sinken soll?
Mit unseren Investitionen in das neue Kaliwerk in Kanada stieg auch die Nettoverschuldung an. Nachdem Bethune nun in Betrieb ist, haben wir unsere Investitionen wieder auf ein normales Niveau zurückgefahren. Die Hebung der genannten Synergien, die Steigerung unserer operativen Ergebnisse und unsere permanent hohe Ausgabendisziplin hilft uns, bei der angestrebten Halbierung des Verschuldungsgrades bis Ende 2020 voranzukommen. Im Jahr 2023 wollen wir dann auch die Voraussetzungen schaffen, wieder ein Investment-Grade-Rating erreichen zu können.

Noch ein Blick auf den Gesamtmarkt: Gehen Sie davon aus, dass die Kalipreise 2019 zulegen werden? Und was macht Ihnen aktuell bei der Angebots- und Nachfrageentwicklung Hoffnung?
Derzeit beobachten wir eine anhaltend starke Nachfrage in allen wichtigen Regionen. Wir sehen derzeit keinen Grund, warum sich die positive Gesamtsituation in diesem Jahr eintrüben sollte.

Viele unserer Leser interessieren sich für die K+S-Aktie vor allem seit der Kursrallye 2008 als der Kalipreis bis auf über 900 Dollar nach oben schnellte. Halten Sie annähernd hohe Kalipreise für die kommenden fünf Jahre oder das kommende Jahrzehnt für realistisch?
Ich bin zwar von Natur aus ein positiv denkender Mensch, aber Kalipreise in dieser Größenordnung sind in den nächsten Jahren eher nicht zu erwarten. Das war damals eine extreme Phase, die dann eine heftige Korrektur nach unten auslöste. Ich glaube der Markt hat daraus gelernt.

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Aktie bleibt attraktiv
Die Aussichten für K+S sind gut und die Aktie ist nach der Talfahrt der vergangenen Jahre im Branchenvergleich günstig bewertet. DER AKTIONÄR rät daher mutigen Anlegern weiterhin zum Kauf der MDAX-Titel. Der Stoppkurs sollte bei 14,80 Euro belassen werden.

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