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13.02.2007 DER AKTIONÄR

Herausforderung Klimawandel

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Interview mit Hilmar Platz, Mitglied des Vorstandes der Kayenburg AG und Mitverfasser der „Öko-Invest-Solaraktienstudie 2007“. DER AKTIONÄR sprach mit dem Branchenspezialisten über künftige Chancen wie auch Herausforderungen in der Solarbranche. Daneben verriet Herr Platz seine persönlichen Favoriten unter den Solartiteln.

Interview mit Branchenspezialist Hilmar Platz, Mitglied des Vorstandes der Kayenburg AG und Mitverfasser der „Öko-Invest-Solaraktienstudie 2007“.

DER AKTIONÄR: Warum untersuchen Sie gerade die Solarbranche regelmäßig und so umfangreich?

HILMAR PLATZ: Das Interesse für Umweltthemen ist bei mir persönlich seit vielen Jahren recht ausgeprägt. Bereits 1978 las ich mit sehr großem Interesse einen Spiegelartikel mit dem Titel „Strom aus dem All – Sonnenenergie statt Kernkraft?“, der vieles der tatsächlichen Entwicklung vorweggenommen hat. Auf das Thema Nutzung der Sonne als Energiequelle bin ich dann durch den Bau meines Hauses gestoßen. Da stellte sich für mich die Frage, wie kann umweltbewusst gebaut und gleichzeitig auf natürliche Energiequellen zurückgegriffen werden, die CO² frei sind. Da bot sich die Sonne als Energiequelle für solarthermische und für Photovoltaik-Anwendungen an.

Herr Platz, was macht die Solarbranche für Anleger so interessant?

Wie Sie sehen, ist die Idee, mich intensiv mit Photovoltaik auseinanderzusetzen ganz praktisch entstanden. Auf der anderen Seite eröffnet sich als Beobachter der Solarindustrie eine Fülle neuartiger Entwicklungen, die in der Gesamtheit nur schwer greifbar sind: dynamische, junge Unternehmen, zukunftsweisende Geschäftskonzepte, neue Technologien und durch die Veröffentlichung von Branchenanalysen das Interesse auf ein Umweltthema zu lenken, das uns alle betrifft, die umweltfreundliche Gewinnung von Energie. Die Themen regenerative Energien, Klimawandel und die Folgen oder das Thema Wasser sind die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft schlechthin. Dass Investoren mit diesen Themen ethisch orientiert Geld verdienen können ist ebenfalls eine interessante Facette.

Deutschland liegt beim Thema Solar klar vorne – wird das so bleiben?

Wie Max Deml und ich in der Solaraktienstudie 2007 geschrieben haben, werden deutsche Unternehmen auch in der Zukunft eine große Rolle spielen, dies gilt insbesondere für die Photovoltaikbranche, in Zukunft sicherlich auch verstärkt für die Solarthermie. Eines wird jedoch immer offensichtlicher: Der Trend zur Größe, der Trend zur Rückwärtsintegration und die zunehmende Expansion ins Ausland halten unvermindert an. Die deutschen Unternehmen, allen voran Conergy, Q-Cells und SolarWorld, definieren bisher in vielerlei Hinsicht die Trends in der Industrie … und finden zunehmend erfolgreiche Nachahmer, vor allem in Asien. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass in der Solaraktienstudie 2008 die Anzahl asiatischer Unternehmen höher sein wird als die Anzahl deutscher Unternehmen, die im Index vertreten sein werden.

Welche Rolle spielt dabei das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG)?

Das EEG spielte sicherlich in der Anfangsphase der Expansion der Photovoltaikindustrie eine große Rolle. Die PV-Industrie hatte hohe Vorleistungen zu erbringen, um die PV-Technologien auf eine industrielle Basis zu stellen. Die Kalkulierbarkeit der Einspeisevergütungen spielte hier eine erhebliche Rolle. Das EEG in Deutschland hat mittlerweile für viele Länder Europas und darüber hinaus Modellcharakter und wird kopiert. Und dies ist für eine noch junge Industrie wichtig. Es müssen kalkulierbare Rahmenbedingungen für die Nutzer der Sonnenenergie gegeben sein, als auch für die Industrie. Ein Blick auf die führenden Unternehmen zeigt, dass die relative Bedeutung des deutschen Marktes beständig abnimmt. Conergy strebt bis 2008 nur mehr eine Inlandsquote am Umsatz von 50 Prozent an. In eine ähnliche Richtung gehen SolarWorld, Q-Cells. Auch mittelgroße PV-Unternehmen, wie die Solar-Fabrik AG, wird in ca. zwei Jahren bereits 50 Prozent des Umsatzes im Ausland machen. Eben ein Megatrend.

Welche Solartitel zählen zu Ihren persönlichen Favoriten?

Langfristig bleiben Unternehmen wie SolarWorld, Q-Cells oder REC (Norwegen) in Europa erste Wahl. Investments müssen jedoch immer vor den jeweiligen Bewertungsniveaus gesehen werden. Nach der jüngsten Euphoriephase Ende Januar und Anfang Februar 2007 sind die von uns errechneten Kurspotenziale weitestgehend erreicht bzw. überschritten. Aus Performance-Sicht sollten sich Investoren hüten, steigenden Kursen unlimitiert nachzulaufen. Dennoch: Investments in ausgewählte PV-Aktien machen Sinn, wenn der Investor eine konsequente und langfristige Anlagestrategie verfolgt.

Wie sehen Sie die teilweise enormen Bewertungsaufschläge der Solaraktien?

Mittlerweile verfügen die führenden deutschen PV-Aktien wieder über Bewertungsniveaus, die am oberen Ende der Bewertungsspannen gemessen am KGV oder an den Enterprise-Value-Bewertungen liegen. Dies gilt insbesondere für die großen Unternehmen der ersten Reihe. In der Gruppe der mittelgroßen, diversifizierten PV-Unternehmen lässt sich mit der Solar-Fabrik AG durchaus noch ein moderat bewertetes Unternehmen finden. Viele Kapitalmarktteilnehmer stufen die Solar-Fabrik immer noch als Modulhersteller ein, doch mittlerweile ist das Unternehmen mit Verarbeitungsstandorten in Indien und Malaysia/Singapur vertreten und könnte auf der Umsatz- wie auch Ertragsseite für positive Überraschungen sorgen.

Mit welchen Problemen muss sich die Branche künftig auseinandersetzen (Stichwort „Silizium“)?

Der Zugriff auf solare Rohstoffe bleibt nach wie vor ein großes Thema. Es zeichnet sich jedoch ein Trend ab, dass man durch den Zugriff auf metallurgisches Silizium eine weitere Rohstoffquelle auftun kann. Für die Unternehmen bleibt die Herausforderung und Chance des technologischen Fortschritts bestehen. So ist die weitere Verminderung des Einsatzes von Silizium pro Watt ein Thema. Dünnschichttechnologien der unterschiedlichen Ausprägungen müssen teilweise noch den „industrial proof of concept“ erbringen, neue technologische Optionen wie die Konzentratortechnologie müssen den Beweis der industriellen Umsetzung erbringen. Auch im Bereich der Dünnschichttechnologien muss die Industrie auf wertvolle Rohstoffe für die Beschichtung zurückgreifen, teilweise auch in Konkurrenz mit der Flachbildschirmindustrie etc. Unter Umständen steht die PV-Industrie in wenigen Jahren vor einer weiteren Revolutionierung, dann wenn die Möglichkeit besteht, auf Basis der organischen PV eine preiswerte Form der PV-Energiegewinnung industriell zu etablieren. Für uns bietet die PV noch viele ungenutzte Chancen. Auch das ist ein Treibsatz für die zukünftige Unternehmens- und Aktienkursentwicklung.

Viele Firmen haben langfristige Lieferverträge geschlossen – sehen Sie hier Probleme in Bezug auf einen Preisverfall?

Die Langfristverträge bieten vor allem den großen Unternehmen die Chance solare Rohstoffe im industriellen Maßstab mit gewissen Ausfallwahrscheinlichkeiten zu sichern. Dies beinhaltet eine ganze Kaskade an Nebenbedingungen: Die Zulieferer müssen die in den Vertragswerken angekündigten Produktionskapazitäten tatsächlich aufbauen können, um entsprechende Quantitäten und Qualitäten zu liefern. Es gibt vor allem in der Gruppe der kleineren PV-Unternehmen eine Reihe an Wettbewerbern wie Sunways oder auch aleo solar, die auf eine übermäßige Sicherung von Silizium auf Basis von teuren Langfristverträgen verzichtet haben. Im Falle von Sunways hat sich diese Strategie bisher nicht ausgezahlt, da das Unternehmen immer wieder Chargen auf den extrem teuren Spotmärkten aufkaufen musste. Auswirkungen auf den Preisverfall sehe ich durch die Langfristverträge nicht vordergründig. Dass über den Zeitablauf Preisrückgänge einkalkuliert worden sind, ist klar, da auch die Produktionskapazitäten der solaren Rohstofflieferanten zunehmen werden. Wechselwirkungen wie der zunehmende technologische Fortschritt, als ein abnehmender spezifischer Verbrauch an Silizium oder anderen Ausgangsmaterialien zur Herstellung von Solarzellen könnte eventuell mehr Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen.

Welche Rolle spielt die hochgelobte Dünnschichttechnologie wirklich?

Unternehmen wie die Phönix SonnenStrom AG setzten seit geraumer Zeit auf die unterschiedlichen Dünnschichttechnologien und machen damit in der Praxis gute Erfahrungen. Schlussendlich stellen die unterschiedlichen Dünnschichttechnologien komplementäre Technologien zu den siliziumbasierten Verfahren dar. Es sprechen einige Argumente dafür, dass Dünnschichttechnologien in Freiflächenanlagen Vorteile bieten. Sollte es gelingen, dass mithilfe von Dünnschichttechnologien ähnlich hohe Wirkungsgrade wie mit siliziumbasierten Systemen erzielt werden können, was bisher nicht der Fall ist, dann könnte der Marktanteil dieser Technologien spürbar zunehmen. Die Investoren sollten meines Erachtens die Umsatz- und Ertragsentwicklung dünnschichtbasierter Unternehmen wie Evergreen Solar Inc. oder First Solar Inc. genau beobachten. Diese Unternehmen liefern eine gute Indikation hinsichtlich der Ertragspotenziale, wenn sie sich im profitablen Bereich etabliert haben.

Die Branche schreit förmlich nach einer Konsolidierung – welche Unternehmen werden im Mittelpunkt stehen?

Dies ist eine spannende Frage. Die jüngsten Mitteilungen der Branche, ausgehend von Q-Cells, zeigen, dass die Industrie sich in einer dynamischen Phase der Repositionierung befindet. Durch die Beteiligung von Q-Cells an Renewable Energy Corporation, Norwegen, ist faktisch eine der mächtigsten Solartechnologiegruppen entstanden. Auch die SolarWorld AG zeigte bereits 2006 mit der Übernahme der kristallinen Shell-Solar-Aktivitäten, dass nicht nur auf organisches Wachstum, sondern auch auf akquisitorisches Wachstum gesetzt wird. Die Welle der Rückwärtsintegration ausgehend von der Solar-Fabrik AG mit dem Ausbau der Produktionsstandorte in Asien oder durch Conergy mit der Megainvestition in Frankfurt an der Oder für mehr als 250 Millionen Euro macht deutlich, dass die Rückwärtsintegration ein wegweisendes Thema ist. Das Conergy-Konzept wiederum ist ein klassisches „M & A“-Konzept. Übernahmen sind integrale Bestandteile der Unternehmensstrategie, wie die jüngste Übernahme des zweitgrößten kanadischen Solarunternehmens zeigt. Auch die SOLON AG verfolgt eine vielversprechende Strategie der gezielten Beteiligungen und Übernahmen. Eng könnte es für Unternehmen werden, deren Kapitaldecke zu dünn ist, um überproportional durch Übernahmen zu wachsen, oder deren Kapitaldecke zu dünn ist, um das organische Wachstum zu finanzieren. Diese Unternehmen können sich in der Zukunft allenfalls als Nischen-Player behaupten.

Herr Platz, vielen Dank für das Gespräch.

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