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16.10.2017 Andreas Deutsch

Hans A. Bernecker: Tesla ist keine Gefahr, Bitcoin brauche ich nicht

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Tesla

In ein paar Wochen wird Hans A. Bernecker 80 Jahre alt. Der Herausgeber der Actien-Börse denkt nicht im Traum daran, von der Börse zu lassen. Im AKTIONÄR-Interview erklärt er, warum er langfristig bullish ist.

DER AKTIONÄR: Herr Bernecker, die Wahl ist vorbei. Wie es aussieht, wird Deutschland in den kommenden vier Jahren von Schwarz-Gelb-Grün regiert. Wie geht es Ihnen damit?

Hans A. Bernecker: Ich sehe das ganz entspannt. Wichtig ist, dass es keine sozialistische Mehrheit gibt, sondern eine bürgerliche. Denn bürgerliche Mehrheiten waren in der Geschichte der Bundesrepublik immer gut für den DAX.

Sie haben also keine Angst, dass die Grünen den wirtschaftsfreundlichen Kurs blockieren?

Nein. CDU/CSU und FDP sind sich einerseits ihrer Verantwortung für das Land bewusst, deswegen werden sie den Grünen einige Zugeständnisse machen, vor allem in der Klimaschutzpolitik. Andererseits wissen die Grünen, wann es genug ist mit Forderungen. Ich halte etwa Cem Özdemir für einen besonnenen Menschen, der genau weiß, was er tut, und der weiß, wann Schluss ist.
Ich kann mir gut vorstellen, dass Özdemir Integrationsminister wird. Er als Deutsch-Türke wäre dafür bestens geeignet. So kann er zeigen, wie Integration in Deutschland aus Sicht der Grünen funktionieren soll.

Wie bewerten Sie den Einzug der AfD in den Bundestag? Wie schwer ist der Imageschaden für Deutschland?

Man darf da nicht hysterisch sein. Dass die AfD in den Bundestag eingezogen ist, bedeutet für diese Partei, dass sie künftig noch mehr in der Öffentlichkeit stehen wird. Ein Mann wie Alexander Gauland muss sich nun besser überlegen, was er sagt. Er kann im Bundestag nicht so reden wie auf einer Parteiveranstaltung.
Die AfD wird trotzdem dafür sorgen, dass es im Bundestag Radau geben wird. Aber dem Bundestag tut es auch gut, wenn ein paar mehr hitzige Debatten geführt werden. Ich erinnere mich noch gut an Bundestagssitzungen in den 50er-Jahren. Was wurde da heftig debattiert! Das war noch Streitkultur. Aber: Man muss sachlich bleiben und höflich miteinander umgehen. Das muss man auch von der AfD erwarten können.

Kommen wir auf den Markt zu sprechen. Die Aktien von RWE und E.on haben nach der Wahl deutlich verloren. Sind das die ersten „grünen Opfer“?

Abwarten. Ich halte einen schnellen Ausstieg aus der Kohle für unwahrscheinlich. Was ich mir vorstellen kann, ist, dass sich die Regierung bemüht, die Förderung von Kohle umweltverträglicher zu machen, und hier investiert. Dann wäre allen geholfen. Augenmaß ist gefragt, keine Schnellschüsse. Aber auch hier bin ich entspannt. Man wird sich schon einigen können und niemandem schaden.

Müssen sich die Autobauer warm anziehen? FDP und Grüne sehen die Industrie in der Pflicht und erwarten, dass die Konzerne reinen Tisch machen.

Ja, das sind sie ja auch. Aber auch hier erwarte ich Augenmaß. Ich bin mir sicher, dass die FDP darauf drängen wird, den Skandal sachlich aufzuarbeiten – ohne bitterböse Rhetorik. Natürlich ist der Dieselskandal alles andere als schön, aber wenn sich Politiker hinstellen und die Automanager Verbrecher nennen, dann ist das noch nicht zielführend. Ich habe FDP-Politiker immer als intelligente Sachkenner kennengelernt, auch in dieser Sache erwarte ich von ihnen Vernunft.

Wie schätzen Sie die deutschen Autokonzerne aus Investorensicht derzeit ein?

Es ist für mich die interessanteste Comeback-Story, die der deutsche Markt zu bieten hat. Nachdem die Aktien wegen der Dieselaffäre eingebrochen sind, liegt das KGV aktuell nur bei 7. Der DAX kommt auf ein KGV von 12,5. Es gibt also eine merkliche Unterbewertung. Eine Chance.

Sie haben keine Angst vor Tesla?

Warum sollte ich? Tesla ist keine Gefahr, eher eine Motivation für die anderen. Tesla macht vor, wie es sein sollte, BMW und Co machen es nach, möglicherweise besser. BMW wird mit seinen E-Modellen gut dastehen, da bin ich mir sicher. Bei dem Münchener Konzern redet man nicht so viel, sondern macht einfach. Das gefällt mir.

Welche Risiken sehen Sie für den Markt?

Das Hauptrisiko für den Markt ist die sehr hohe Bewertung der Tech-Riesen Apple, Facebook und Co. Die Marktkapitalisierung dieser Unternehmen beträgt insgesamt knapp 4.000 Milliarden Dollar. Davon sind rund 1.000 Milliarden Dollar Luft. Jeder Fonds ist mittlerweile in den Werten investiert, viele auf Kredit. Das ist gefährlich. Wenn die Luft langsam aus der Blase entweicht, ist es in Ordnung. Platzt die Blase mit einem Knall, hat das schwerwiegende Folgen.

Wo stünde der DAX dann?

Wahrscheinlich 1.000 Punkte tiefer.

Und dann?

Dann kann man sofort wieder kaufen. Es ist aber auch völlig normal, dass es in Haussephasen solche Rücksetzer gibt. Wenn Unternehmen wie Jungheinrich oder Kion in ein paar Monaten 50 oder 60 Prozent zulegen, dann muss es auch mal krachen. Jeder, der an der Börse investiert, sollte das wissen – und es sollte ihm nichts ausmachen!

Herr Bernecker, wo steht der DAX am Ende des Jahrzehnts?

Deutlich über 15.000 Punkten.

Was halten Sie von Bitcoin?

Das ist für mich kein ernsthaftes Investment-Thema. Hier zeigt sich aber, dass sich Währungen und Märkte nicht ungestraft aus politischen Gründen in Situationen pressen lassen, die den Bedingungen der realen Wirtschaft widersprechen.

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