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13.06.2018 Nikolas Kessler

Grünes Licht für 85-Milliarden-Deal – Startschuss für neue Übernahmewelle?

Die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner durch den Telekomriesen AT&T ist trotz Widerstands der US-Regierung genehmigt worden. Der 85 Milliarden Dollar schwere Megadeal verstoße nicht gegen das Wettbewerbsrecht, urteile ein US-Bundesgericht am Dienstag. Nicht nur die Aktie von Time Warner selbst feiert diese Entscheidung.

Rund ein halbes Jahr später als ursprünglich geplant ist der US-Telekomriese AT&T endlich am Ziel: Das Unternehmen hat von einem US-Bundesgericht in Washington am Dienstagabend grünes Licht für die Übernahme des Medienkonzerns Time Warner bekommen. Vorausgegangen war dem Urteil ein sechswöchiger Prozess, nachdem die US-Regierung gegen die Fusion geklagt hatte.

Die Kartellwächter hatten befürchtet, dass die gebündelte Marktmacht von AT&T und Time Warner Nachteile für Rivalen und Kunden bringt und so dem Wettbewerb und den Verbrauchern schadet. Das Justizministerium habe dies aber nicht ausreichend belegt, befand Richter Richard Leon. Das Gericht winkte die Fusion nun ohne Auflagen durch – eine krachende Niederlage für Trump, auch persönlich.

Schlappe für US-Präsident Trump

Der US-Präsident hatte bereits im Wahlkampf angekündigt, die Fusion verhindern zu wollen – wohl auch, weil die Time-Warner-Tochter CNN häufig kritisch über ihn berichtet. Der Nachrichtensender ist ein zentraler Protagonist in Trumps privatem Twitter-Krieg mit den „Fake-News-Medien“.

Der im Oktober 2016 beschlossene Milliarden-Deal zwischen AT&T und Time Warner sollte eigentlich bis Ende 2017 abgeschlossen sein, entwickelte sich wegen der Kartellrechtsklage aber zur Hängepartie. Bereits in der nächsten Woche soll die Fusion nun abgeschlossen werden. Besonders bei Time Warner ist die Erleichterung über die Entscheidung groß: Die Aktie kann am Mittwoch rund vier Prozent zulegen.

Signalwirkung für künftige Übernahmen?

Die Kartellrechtsklage hatte auch deshalb für Aufsehen gesorgt, weil AT&T und Time Warner im Kerngeschäft keine direkten Konkurrenten sind. Solche vertikalen Fusionen gelten wettbewerbsrechtlich traditionell als weniger bedenklich. Das Urteil könnte nun Signalwirkung für künftige Fusions- und Übernahmepläne in den USA haben – einige Beobachter sehen darin sogar mit dem Startschuss für eine regelrechte Übernahmewelle, speziell im umkämpften Mediensektor. 

So hatte der Kabelnetzbetreiber Comcast im Vorfeld bereits angekündigt, im Falle einer Entscheidung zugunsten der Time-Warner-Übernahme durch AT&T ein Gebot für große Teile des Unterhaltungskonzerns 21st Century Fox abgeben zu wollen. Da Walt Disney bereits ein Angebot für Teile des Konkurrenten abgegeben hat, wird mit einem Bieterwettstreit gerechnet – die Aussicht darauf treibt die Fox-Aktie heute um rund acht Prozent nach oben.

Auch die Aktien weiterer US-Medienkonzerne wie CBS, Viacom oder Lionsgate ziehen in Erwartung einer weiteren Branchenkonsolidierung an. Selbst die Aktie von Netflix kann weiter zulegen, obwohl dem Streaming-Riesen nach dem Urteil mittel- und langfristig womöglich härtere Konkurrenz droht. 

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