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08.02.2019 Markus Horntrich

Gerry Weber: Investor gefunden, weiterer Schritt zur Rettung – jetzt Vervielfacher wie bei …

Nach dem jüngsten Insolvenzantrag des Modeherstellers Gerry Weber hat das Unternehmen mit einem Investor eine Brückenfinanzierung in Höhe von zehn Millionen Euro für die Tochtergesellschaft Hallhuber vereinbart. Damit ist ein weiterer Schritt zum Fortbestand der Gruppe unternommen. Entscheidend ist aber die Gläubigergunst.

Die zurückliegenden Jahre waren bei Gerry Weber von einem schmerzlichen Niedergang geprägt. Die Umsatzmilliarde im Blick wurden in Expansionswut neue Geschäfte eröffnet, als der Markt bereits zu drehen begann. Durch E-Commerce verirrten sich in die stationären Geschäfte immer weniger Kunden. Der Trend war eindeutig, es lief entweder Luxus oder billig. Es litten vor allem Marken im mittleren Preissegment - wie Gerry Weber.
Der Umsatz fiel von 920,8 Millionen Euro 2014/15 auf zuletzt unter 800 Millionen. Statt 52 Millionen Euro Gewinn steht für das Geschäftsjahr 2017/18 ein Verlust von rund 200 Millionen Euro. Rund 200 Millionen Euro Schulden muss der Konzern bis März 2025 ablösen. Ein Schuldscheinen über 31 Millionen, der eigentlich im November fällig gewesen wäre und nur bis Januar gestundet war, war letztendlich der ausschlaggebende Punkt für die Insolvenz. Die wiederum schützt den Konzern vor der Fälligkeit.

Die erfolgreiche Suche nach einem Investor für die Tochter Hallhuber ist ein weiterer kleiner Schritt zum Turnaround. „Mit den nun zur Verfügung stehenden Mitteln aus der Brückenfinanzierung wird der laufende Geschäftsbetrieb von Hallhuber bis auf Weiteres sichergestellt", hieß es in der Ad-hoc-Mitteilung von Gerry Weber in der Nacht zum Freitag.

Der Name des Investors wurde nicht genannt. Wird die vereinbarte Kaufoption für Hallhuber gezogen, bleibt Gerry Weber der Mitteilung zufolge nach eigener Wahl entweder mit 14 Prozent an Hallhuber beteiligt oder mit 12 Prozent zuzüglich eines Barkaufpreises in Höhe von 500.000 Euro. Die Kaufoption könne erst nach Erfüllung verschiedener Bedingungen gezogen werden, die voraussichtlich im Mai 2019 vorlägen.

Wie stehen die Erfolgschancen?

Natürlich lässt sich von externer Seite wenig über den potenziellen Erfolg eines solchen Schrittes sagen. Dafür sind zu viele Faktoren für Erfolg und Misserfolg verantwortlich. Es müssen neue Investoren gefunden werden, die Gläubiger überzeugt werden und dazu natürlich ein schlüssiges Fortführungskonzept präsentiert werden. Ein Vorteil für Gerry Weber: In der Gläubigerversammlung geht es am Ende nicht darum, dass Einzelinteressen möglichst bedient werden. In der Gläubigerversammlung gelten Mehrheitsbeschlüsse. Es kommt letztlich vor allem darauf an, ob die Gläubiger dem Insolvenzplan zustimmen und neuen Strategie des Managements folgen.

Wenn es klapp, winken hohe Gewinne. Es allerdings einen Präzendenzfall, der ähnlich vorgegangen ist, wie aktuell Gerry Weber: Paragon. Der Automobilzulieferer aus Delbrück war ebenfalls hochverschuldet und wählte Ende 2009 den Weg der Planinsolvenz. Entscheidend ist dabei die Finanzierungsstruktur. Bei einem Planverfahren bekommen die Gläubiger eine bestimmte Quote sofort ausgezahlt und verzichten im Gegenzug auf den Rest ihrer Forderungen; das Unternehmen kann dann mit deutlich reduzierter Verschuldung weiterarbeiten. Bei Paragon war es so, dass die anerkannten Forderungen mit einer Quote von 12,7 Prozent befriedigt wurden. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass bei Gerry Weber eine ähnlich günstige Konstellation realisierbar ist, ein Forderungsverzicht von 40 bis 60 Prozent ist nach Einschätzung des AKTIONÄR ist aber unerlässlich.

Was mit Gerry Weber bei einem erfolgreichen Planverfahren passieren kann, zeigt der untenstehende Vergleich mit Paragon. Dabei wurde für die Gerry-Weber-Aktie die Zeitachse in die Vergangenheit verschoben und die jeweiligen Tiefpunkte zum Zeitpunkt der Insolvenzmeldung übereinandergelegt. Die Paragon-Aktie setzte nach einer kurzen Seitwärtsphase bereits vor der Entscheidung in der Gläubigerversammlung zur Rallye an und hatte sich im Anschluss daran, also innerhalb eines guten Jahres nach Insolvenzanmeldung vervielfacht.

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Die Aktie von Gerry Weber fiel in Folge der Nachricht vom Insolvenzantrag zwischenzeitlich auf nur 40 Cent. Das Allzeithoch bei 40 Euro datiert von Juni 2014. Aktuell steht der Kurs bei 57 Cent. Die Aktie ist sicherlich nichts für Anleger mit schwachen Nerven, allerdings ist es eine Wette auf eine ähnliche Entwicklung wie bei Paragon. Das Risiko steht fest: aus den aktuell 57 Cent können 0 Cent werden. Die Chance ist aber da, dass sich ein Wetteinsatz in homöopathischer Dosis lohnen könnte. Die Summe, die eingesetzt wird, sollte man geistig jedoch abschreiben können.

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