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13.09.2016 Florian Söllner

"Oh Gott" - Hans-Olaf Henkel zu DAX, Merkel, Trump, BMW, Euro und AfD

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Hans-Olaf Henkel spricht im AKTIONÄR-Interview Klartext. Henkel war Chef von IBM Europa und bis Ende 2000 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Der Vater von vier Kindern hat ein grünes Herz ("Ökomanager des Jahres") und ist Mitglied bei Amnesty International. Henkel wurde im Mai 2014 ins Europäische Parlament gewählt und ist mittlerweile Mitglied der neuen Partei ALFA. Gerade hat er das Buch „Deutschland gehört auf die Couch!" vorgestellt.

Herr Henkel, Sie sind ein harter Kritiker von Angela Merkel. Was muss sich ändern? Welche drei Sofortmaßnahmen würden Sie als Bundeskanzler anordnen?

1. Friedrich Merz bitten, CDU-Vorsitz und Kanzlerschaft sofort zu übernehmen. 2. Ab jetzt wieder zu Maastricht zurückkehren und das nächste Mal Griechenland aus dem Euro aussteigen lassen, dafür dem Land einen großzügigen Erlass der bereits vergebenen Kredite und direkten und indirekten Bürgschaften einzuräumen, denn das Geld ist sowie schon weg. 3. Offiziell die Willkommens - Politik für beendet erklären! Dies würde nicht nur verhindern, dass sich weiterhin Millionen der Illusion hingeben in Deutschland ein gutes Leben führen zu können. Es würde auch dazu führen, dass nicht weiter so viele Menschen im Mittelmeer ihr Leben lassen. Es würde Deutschland nicht weiter sozial und finanziell überfordern. Als Nebenprodukt dieser drei Entscheidungen könnte sich die CDU schnell wieder erholen und die AfD entsprechend zu einer Splitterpartei relegieren. 

Doch wirtschaftlich geht es Deutschland gut.

Ich sehe das nicht so positiv. Erstens ist das deutsche Wachstum weit unter dem weltweiten Wachstum. Und zweitens profitiert die Exportindustrie von einem aus deutscher Sicht unterbewerteten Euro. Dieser wirkt wie ein süßes Gift, denn steigende Energiekosten durch die Energiewende, höhere Abgaben aufgrund neuer Sozialleistungen werden dadurch kaschiert. Außerdem: die Folgen eines aus der Sicht des Südens überbewerteten Euros trägt nicht die Exportindustrie, sondern tragen alle Steuerzahler. Schließlich bedroht die dem Einheitseuro geschuldete Negativzinspolitik der EZB den Finanzsektor. Es fehlen in der Politik Leute mit wirtschaftlicher Erfahrung und ökonomischem Verstand.

Der DAX entwickelt sich relativ gut. Würden Sie jetzt kaufen?

Die desolate Negativzinspolitik lässt mich verstärkt auf die Aktien schauen. Die sinkende Attraktivität des Standortes Deutschland auf der einen Seite und die gute Qualität der deutschen Manager auf der anderen lässt mich besonders solche deutschen Unternehmen präferieren, deren Märkte und Investitionen in zunehmendem Maße außerhalb Deutschlands liegen.

Wie lange bleiben die Zinsen unten?

Orientiert man sich an den japanischen Erfahrungen, muss man sich auf einige Jahre einer im weltweiten Vergleich dahinsiechenden Eurozone und Nullzinsen einstellen.

Wie viel Verantwortung trägt Angela Merkel in der Flüchtlingskrise – es gibt Stimmen, die sagen, die Massen wären nicht aufzuhalten gewesen.

Sie hat nicht die Fluchtursachen, den Push-Faktor, zu vertreten, aber einen großen Anteil am Pull-Faktor. Sie hat Deutschland außerdem in Europa total isoliert. Nicht einmal die ehemalige moralische Supermacht Schweden die jetzt von Deutschland abgelöst wurde,  folgt ihr noch; nur Jean-Claude Juncker, der ihr sein Amt verdankt.

Hat die Regierung das Thema nun im Griff?

Nein, sie hat sich von Erdogan erpressbar gemacht. Er hat das Thema buchstäblich im Griff. Er kann den Hahn schnell wieder aufdrehen.

Sie hatten schon vor einem Jahr im AKTIONÄR-Interview ("Die große Flüchtlings-Milchmädchenrechnung") gewarnt - waren jedoch in der Minderheit. Wieso hat Deutschland später als die meisten anderen Länder erkannt, dass neben friedlichen Menschen auch Terroristen und Vergewaltiger ins Land kommen?

Das liegt auch an unseren Medien. So haben ARD und ZDF monatelang vor allem mögliche positive Aspekte der Flüchtlingspolitik und tagelang über die Exzesse zu Sylvester in Köln gar nicht berichtet.

Werden die ins Land geströmten Wirtschafts- und Kriegsflüchtlinge den Wohlstand mehren?

Einige bestimmt. Aber wenn die Wirtschaft, deren Vertreter die Willkommenspolitik Merkels erste über den grünen Klee lobten, dann aber nur ein paar Dutzend bei sich einstellten, dann darf man bezweifeln, dass das insgesamt aufgeht.

Doch führt die Willkommens-Kultur nicht zu einem höheren Ansehen von Deutschland bei ausländischen Investoren und damit auch positiven Effekten?

Nein, ganz im Gegenteil. Hier im Europäischen Parlament erlebe ich nur noch Kopfschütteln.

Die deutsche Wirtschaft ist sehr abhängig von der deutschen Autoindustrie – wird diese die Modernisierung und Elektrifizierung des Autos bewältigen?

Es kommen nicht nur der Trend zur Elektromobilität, sondern auch noch neue Konkurrenten und neue Anwendungen, Stichwort selbstfahrendes Auto, auf die Hersteller zu. Das Neue im Vergleich zu früheren Umwälzungen ist, dass alles auf einmal passiert. Ich bin dennoch sicher, dass unsere Hersteller auch diesmal die Nase vorn haben werden.

Was halten Sie von Donald Trump und Hillary Clinton – wen bevorzugen Sie?

Oh Gott, das ist so wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Allerdings, Cholera kann man überleben, Pest kaum, also dann doch eher Clinton, aber auch nur mit sehr langen Zähnen.

Vielen Dank für das Interview!

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