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13.06.2005 DER AKTIONÄR

Europa bläst zur Aufholjagd

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Die EU will zukünftig die europäische Biotech-Branche besser unterstützen. Welche Unternehmen werden von der Brüsseler Initiative profitieren? DER AKTIONÄR präsentiert vier Kaufkandidaten.

Die EU will zukünftig die europäische Biotech-Branche besser unterstützen. Welche Unternehmen werden von der Brüsseler Initiative profitieren? DER AKTIONÄR präsentiert vier Kaufkandidaten.

Von Frank Phillipps

Die Musik in der Biotech-Branche spielt in den USA. Dort sind nicht nur die meisten und die größten Unternehmen zu finden, auch das Gros der weltweiten Forschungsgelder - mittlerweile bereits rund 50 Prozent - wird dort investiert. Kein Wunder also, dass immer mehr Medikamente, darunter Blockbuster wie das Krebsmittel Avastin von Genentech, in den USA bis zur Marktreife entwickelt werden.

Doch nach dem Willen der Europäischen Union soll dies nicht mehr lange so bleiben. Erst kürzlich kündigte der deutsche EU-Kommissar Günter Verheugen eine Initiative zur Förderung europäischer Biotech-Firmen an. Um die Forschungsgelder in Europa zu halten, sollen viele bürokratische Hindernisse beseitigt werden. Den Unternehmen will Brüssel bei den Gebühren entgegenkommen und eine bessere Beratung anbieten. Zudem sollen die Kompetenzen der europäischen Zulassungsbehörde EMEA ausgeweitet werden. Damit könnten die Prüfzeiten für neue Medikamente verkürzt und damit auch die Kosten gesenkt werden. Neben den deutschen Firmen wie Morphosys oder Medigene könnten auch andere europäische Unternehmen von einer stärkeren Unterstützung durch die EU profitieren.

In Deutschland sind vor allem Morphosys, Medigene und GPC Biotech mögliche Profiteure. Insbesondere beim Antikörperspezialisten Morphosys bietet sich derzeit eine gute Chance zum Einstieg. Nach einer Konsolidierung bringen derzeit gute Nachrichten den Kurs wieder auf Trab. So meldeten die Münchener in der letzten Woche eine weitere Zusammenarbeit mit der US-Biotech-Firma Immunogen. Diese wird in den kommenden zwölf Monaten auf Morphosys' Antikörperbibliothek zugreifen. Morphosys wird dafür Lizenzzahlungen in bisher unbekannter Höhe erhalten. der aktionär erneuert deshalb seine Kaufempfehlung vom April dieses Jahres.

Aus der Schweiz ist für Anleger vor allem die Aktie von Actelion interessant. Das Unternehmen aus Allschwil hat mit Tracleer bereits ein Medikament auf den Markt gebracht, das im letzten Jahr rund 278 Millionen Euro zum Umsatz beisteuerte. Tracleer, das 2002 auf den Markt kam, wird zur Behandlung von Überdruck in der Lungenarterie eingesetzt. Die Fantasie, die von dem Präparat ausgeht, liegt jedoch darin begründet, dass Tracleer derzeit in weiteren klinischen Studien auf seine Tauglichkeit bei anderen Indikationen wie etwa offenen Geschwüren oder Lungenfibrose getestet wird. Im dritten und vierten Quartal will Actelion entsprechende Ergebnisse aus klinischen Studien der dritten und entscheidenden Phase präsentieren. Dies sollte auch dem Aktienkurs weiteren Auftrieb geben. Fazit: Kaufen!

In Wien wagte im März dieses Jahres die Firma Intercell den Sprung aufs Parkett. Das IPO glückte und spülte rund 52 Millionen Euro in die Unternehmenskasse. Genutzt werden soll das Geld vor allem, um die Entwicklung der beiden Produktkandidaten voranzutreiben. Besonders vielversprechend erscheint dabei ein experimenteller Wirkstoff zur Behandlung von Hepatitis C, der sich derzeit in Phase II der klinischen Studien befindet. Da die gängige Hepatitis-C-Therapie mit Interferonen oft nur bescheidene Behandlungserfolge bringt, ist die Nachfrage nach innovativen Medikamenten groß. Groß könnten auch die Kursgewinne mit der Aktie sein, sofern die Entwicklung planmäßig verläuft. Auf dem aktuellen Niveau ist das Papier ein Kauf.

Irlands Pharma- und Biotech-Szene hat in letzter Zeit vor allem durch den spektakulären Fehlschlag mit dem MS-Medikament Tysabri für Aufsehen gesorgt. Die unerwarteten Nebenwirkungen, wegen derer das Präparat vom Markt genommen werden musste, sorgten für herbe Kursverluste bei der Aktie des Mitentwicklers Elan. Ebenfalls auf der Grünen Insel daheim ist die kleine Biotech-Firma Trinity Biotech, die sich auf Diagnostika spezialisiert hat. Mit ihren Test-Kits zur Feststellung von Infektions- oder Autoimmunerkrankungen hat die Firma bereits die Gewinnzone erreicht. Die Marktkapitalisierung, die derzeit bei rund 80 Millionen Dollar liegt, ist allein durch den Umsatz für das laufende Jahr gedeckt. Sehr spekulativ eingestellte Anleger mischen ihrem Depot einige Trinity-Aktien bei.

Auch wenn es noch einige Zeit dauern wird, bis die Biotech-Firmen Europas der Konkurrenz aus Übersee auf Augenhöhe begegnen können, finden Anleger in der "Alten Welt" bereits jetzt lohnende Investments. In Deutschland lockt aktuell das Morphosys-Papier zum Einstieg, in der Schweiz sind die Aktien von Actelion erste Wahl. Auch Intercell, der Börsendebütant aus Österreich, dürfte den Investoren in Zukunft noch einige Freude bereiten. Investoren mit einer sehr hohen Risikobereitschaft können sich einige Aktien von Trinity Biotech als Beimischung ins Depot legen. Der liquideste Handel mit den Papieren der Iren findet an der US-Börse Nasdaq statt.

 

Artikel aus DER AKTIONÄR (24/05).

 

 

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