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30.09.2014 Stefan Limmer

Euro im Sturzflug – diese Aktien profitieren

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Der Euro steht in diesen Tagen unter massivem Verkaufsdruck. Beim aktuellen Stand von weniger als 1,26 Dollar macht der Kursverlust im Vergleich zum Jahreshoch von gut 1,39 Dollar schon fast zehn Prozent aus. Auch gegenüber anderen wichtigen Währungen lässt der Euro nach – sogar im Vergleich zum seinerseits schwächelnden Britischen Pfund.

Zinsen auf Rekordtief

Grund für die Euroschwäche ist die expansive Geldpolitik im Euroraum. Auf der jüngsten Notenbanksitzung senkte die Europäische Zentralbank (EZB) den Leitzins auf ein neues Rekordtief von 0,05 Prozent. EZB-Präsident Mario Draghi gab außerdem ein neues Kaufprogramm bekannt, das auf mit Krediten besicherte Wertpapiere (ABS) und sogenannte „gedeckte Anleihen“ wie Pfandbriefe abzielt. Zudem kochten zuletzt die Gerüchte über eine frühere Straffung der US-Geldpolitik wieder hoch – was die Euro-Investoren weiter verunsichert.

Deflationsgefahr nimmt zu

Den Eurokurs zu drücken ist mittlerweile ein erklärtes Ziel der EZB, wie zuletzt auch Österreichs Notenbankchef Ewald Nowotny betont hat. Ein bemerkenswerter Kurswechsel der Währungshüter: Zentrales Ziel war bislang die Bekämpfung der Inflation, Wechselkurspolitik stand bis jetzt nicht auf der Agenda. Doch Inflation ist für Jahre nicht in Sicht – im Gegenteil: Es droht eine Deflation, eine gefährliche Spirale aus Preisverfall und schrumpfender Wirtschaft, die mit allen Mitteln verhindert werden soll – auch mit der Schwächung der eigenen Währung. Für Sparer ist der Währungskurs kaum von Bedeutung, für sie zählen in erster Linie die Zinsen. Für die exportlastige deutsche Wirtschaft sieht die Situation dagegen anders aus. Der starke Euro dämpfe zuletzt das Wachstum und schmälerte die Gewinne.

Das Problem für deutsche Konzerne, die einen großen Teil ihres Umsatzes in den USA erzielen: Wenn auf dem Auslandsmarkt Umsätze steigen und Gewinne sprudeln, der Dollar aber schwächer wird, dann bleibt bei der Umrechnung in Euro davon weniger oder gar nichts übrig. Die Schwächung des Euro dürfte somit wie ein kleines Konjunkturprogramm wirken.

Um von einem weiter fallenden Euro zu profitieren, brauchen Anleger somit nicht zwangsweise auf eine Devisenspekulation zu setzen. Als Alternative bieten sich Aktien an, die einen großen Teil ihres Gesamtumsatzes in den Vereinigten Staaten generieren. Hierzu zählen Fresenius Medical Care (FMC), KWS Saat, MTU Aero Engines und SAP.

Relative Stärke par excellence

Fresenius Medical Care (FMC) erzielte im vergangenen Jahr stolze 65 Prozent seiner Umsätze in Nordamerika. Neben dem Triebwerksbauer MTU Aero Engines zählt der Dialysespezialist damit zu den deutschen Konzernen, die am stärksten in den USA engagiert sind. Der Umsatz stieg im abgelaufenen Quartal um sechs Prozent auf 3,835 Milliarden Dollar, wie die größte Fresenius-Tochter Ende Juli mitteilte. „Im zweiten Quartal ist unser Umsatz wieder stärker gewachsen als zu Jahresbeginn“, so FMC-Chef Rice Powell – doch mit einem schwächeren Euro wäre noch deutlich mehr möglich gewesen. Den Ausblick bestätigte FMC. Auch langfristig ist man bei dem DAX-Konzern äußert zuversichtlich. Bis 2010 soll der Umsatz von zuletzt 15 auf über 20 Milliarden Dollar klettern. Als eine der wenigen Aktien hat FMC im schwachen Marktumfeld während des Sommers Relative Stärke bewiesen und notiert am Jahreshoch. Der schwächere Euro sorgt nun für zusätzliche Kursfantasie.

Auf Jahreshoch

Das Saatgutunternehmen KWS Saat hat laut Analyst Dr. Heinz Müller von der DZ Bank in der Vergangenheit häufig unter dem starken Euro gelitten. Das Blatt sollte sich nun wenden. Verstärken dürfte sich der positive Effekt der Euroschwäche noch durch die Tatsache, dass die Experten in den nächsten drei Jahren mit einem starken Wachstum sowohl in Nord- als auch insbesondere Südamerika rechnen. Das laufende Geschäftsjahr wird jedoch ein Übergangsjahr. Nach den ersten neun Monaten geht der SDAX-Konzern davon aus, dass wegen negativer Währungseffekte der Betriebsgewinn im Vergleich zum Vorjahr um elf Prozent auf rund 134 Millionen Euro sinken soll. Zuvor ging das Management lediglich von einem Gewinnrückgang um acht Prozent auf 140 Millionen Euro aus. Aufgrund der positiven Aussichten haben die Marktteilnehmer die Gewinnwarnung jedoch gut verkraftet. Zuletzt kletterte die Aktie auf ein neues Jahreshoch.

Auftragsflut für Triebwerksbauer

Der Triebwerksbauer MTU Aero Engines profitiert von einer Auftragsflut der Flugzeugbauer. Die großen der Branche, Boeing und Airbus, sowie die Regionaljetbauer Bombardier und Embraer sammelten zuletzt haufenweise Bestellungen für neue Jets ein. Bei MTU wuchs der Auftragsbestand im ersten Halbjahr um acht Prozent auf 9,4 Milliarden Euro. Damit sei die Produktion rechnerisch drei Jahre lang ausgelastet, so Vorstandsvorsitzender Reiner Winkler. „Da ein Großteil des Neugeschäfts bei MTU in Dollar abgerechnet wird, dürfte der schwache Euro dem Konzern zugutekommen“, so Wolfgang Donie von der NordLB gegenüber dem AKTIONÄR. Der Analyst geht in seiner jüngsten Studie davon aus, dass der Triebwerksbauer ein operatives Ergebnis von 319 Millionen Euro erzielt, nach 320 Millionen Euro im Vorjahr. Den fairen Wert der Aktie sieht Donie bei 78 Euro. Am heutigen Dienstag sorgte zudem eine positive Studie der Privatbank Berenberg für gute Stimmung unter den Anlegern. Analyst Andrew Gollan stufte MTU von "Hold" auf "Buy" nach oben und erhöhte das Kursziel von 71,80 auf 74,80 Euro.

Leidenszeit vorüber

Fast 30 Prozent des Gesamtumsatzes von 17 Milliarden Euro erzielte SAP im abgelaufenen Geschäftsjahr in den USA. Dementsprechend hat sich der starke Euro auf das Ergebnis ausgewirkt. „SAP hat seit dem ersten Quartal 2013 unter dem Währungsgegenwind gelitten, was sich negativ auf die Gewinnentwicklung von Anfang 2013 bis einschließlich dem zweiten Quartal ausgewirkt hat“, so Knut Woller von der Baader Bank gegenüber dem AKTIONÄR. Für die weitere Entwicklung zeigt sich der Analyst jedoch zuversichtlicher: „Auf Basis der aktuellen Euroschwäche sollte der Währungsgegenwind ab dem dritten Quartal 2014 wieder in einen Rückenwind drehen. Dies sollte sich positiv auf die Gewinnentwicklung von SAP auswirken.“ Die horizontale Unterstützung bei 57 Euro hat zuletzt gehalten. Dort dürften die Bullen wieder das Steuer übernehmen. 

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