Auf der Hauptversammlung der Deutschen Bank am Donnerstag geht es hoch her: Kapitalismuskritiker haben sich Zugang zur Veranstaltung geschafft und die Vorstände mit Protestrufen provoziert. Beim Konkurrenten Commerzbank sorgt eine Aufstufung für gute Laune bei den Anlegern.
Wie verlautete, handelt es sich bei den Demonstranten um Unterstützer der Blockupy-Bewegung. „Deutsche Waffen, deutsches Geld morden mit in aller Welt“, riefen die etwa zwölf Aktivisten minutenlang. Deutsche-Bank-Co-Chef Anshu Jain blieb gelassen und reagierte nicht auf die Rufe. Aufsichtsrats-Chef Paul Achleitner forderte die rund ein Dutzend Aktivisten auf, den Saal zu verlassen - und ließ sie schließlich vom Sicherheitspersonal aus dem Raum führen. Vor der Festhalle forderten zudem Unterstützer von Attac, WWF und dem Dachverband der Kritischen Aktionäre eine andere Geschäftspolitik der Deutschen Bank.
1.000 Rechtsstreitigkeiten
Nachdem die Demonstranten ruhig waren, standen auf der Hauptversammlung unter anderem die juristischen Auseinandersetzungen im Fokus. Die Deutsche Bank ist aktuell in etwa 1.000 Rechtsstreitigkeiten mit einem Streitwert von jeweils mehr als 100.000 Euro verwickelt. Dazu kämen etwa 180 Verfahren der Aufseher weltweit, führte Finanzvorstand Stefan Krause am Donnerstag aus. Darunter sind zum Beispiel diverse Ermittlungen zu Manipulationen von Referenzzinsen (Libor) und Devisenkursen.
Für drohende juristische Niederlagen hat der Konzern derzeit noch 1,8 Milliarden Euro zurückgestellt. Die Bank rechnet mit weiteren Belastungen. Die Rechtskosten könnten im laufenden Jahr wie 2013 bei drei Milliarden Euro liegen, hatte die Bank erst am Montag gewarnt.
Commerzbank-Aktie aufgestuft
Die Deutsche-Bank-Aktie (plus 0,3 Prozent) zählt am Donnerstag ebenso zu den Gewinnern wie die Aktie der Commerzbank (plus 0,4 Prozent). Neil Smith, Analyst beim Bankhaus Lampe, hat die Aktie von „Verkaufen“ auf „Halten“ hochgestuft, das Kursziel allerdings von zwölf auf 11,50 Euro gesenkt. Der Titel sei nun angemessener bewertet, schreibt Smith in seiner Studie. Der Vorsteuergewinn des ersten Quartals habe unter den Konsensschätzungen gelegen. Abweichungen hätten sich unter dem Strich durch geringere Erträge ergeben. Eine ebenfalls geringere Risikovorsorge im Kreditgeschäft habe dies aber wieder ausgeglichen.
Noch keine Wende
Sowohl bei der Commerzbank- als auch bei der Deutschen-Bank-Aktie hat sich das charttechnische Bild zwar aufgehellt. Von einer nachhaltigen Wende zum Guten zu sprechen ist allerdings noch viel zu früh. Wer sehr mutig ist und auf eine Kurserholung bei der Commerzbank-Aktie setzen möchte, sichert seine Position aber mit einem Stopp knapp unterhalb des letzten Tiefs bei 10,66 Euro ab. Bei der Deutschen Bank sollte eine weitere Konsolidierung abgewartet werden.
(Mit Material von dpa-AFX)