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15.12.2018 Maximilian Völkl

CO2-Zertifikate: Schmutziges Geschäft, starke Rendite

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Bereits 2005 hat die EU den Emissionsrechtehandel eingeführt. Unternehmen wie RWE, die viel CO2 verbrauchen, müssen seitdem Zertifikate erwerben, um weiter Kohlenstoffdioxid in die Luft pumpen zu dürfen. Das ehrgeizige Ziel: Die Industrie soll so angehalten werden, den Ausstoß zu begrenzen, um den fortschreitenden Klimawandel zu stoppen. Doch die niedrigen Preise für die Zertifikate verhinderten lange den Erfolg des Projekts. Inzwischen hat sich das geändert. Anfang 2017 setzte eine Preisrallye bei den Emissionsrechten ein. Erstmals seit 2005 kosteten die Zertifikate im August dieses Jahres wieder über 20 Euro.

Wie funktionieren die Zertifikate?

Mit den CO2-Zertifikaten legt die EU eine Obergrenze für den CO2-Ausstoß fest, die nicht überschritten werden darf. Bis 2012 wurden die Emissionsrechte den Unternehmen teils kostenlos zugeteilt. Seit 2013 werden alle Zertifikate von den Staaten versteigert. In der Folge können diese beispielsweise über die Leipziger Stromböse EEX ganz normal gehandelt werden. Unternehmen können ihre Rechte so wieder veräußern oder weitere Zertifikate erwerben. Doch auch Banken sind im Auftrag von Kunden oder zur Absicherung aktiv, Anleger können sich aus spekulativen Gründen beteiligen.

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Über viele Jahre funktionierte der Handel allerdings nicht wie gewünscht. Und das aus einem einfachen Grund: Die Obergrenze der Gesamtemissionen war viel zu großzügig festgelegt worden. Aufgrund des Überangebots gab es die Rechte noch 2013 für unter 2,50 Euro zu haben. Für Unternehmen fehlte somit der Anreiz, die Emissionen herunterzufahren. Doch nun hat sich die Situation geändert – auch weil die EU neue Mechanismen ergriffen hat.

Wirkungsvolle Maßnahmen

Aktuell wird die Obergrenze für die Emissionen noch Jahr für Jahr um 1,74 Prozent gesenkt. Doch ab 2021 wird das Angebot um jeweils 2,2 Prozent verringert. Hauptauslöser für die steigenden Preise ist jedoch die sogenannte Marktstabilitätsreserve (MSR) – das sind Zertifikate, die jährlich vom Markt genommen werden. Bislang gehen zwölf Prozent der überschüssigen Zertifikate in diesen MSR-Fonds, ab 2019 soll der Anteil noch einmal verdoppelt werden. Der Fonds leert sich erst, wenn die Gesamtanzahl der Zertifikate im Markt in einem Jahr unter die Marke von 400 Millionen fällt oder deren Preis mehr als dreimal so hoch ist wie der Durchschnittspreis der vorangegangenen beiden Jahre. Experten rechnen damit, dass es wegen der MSR zu einem großen Versorgungsengpass kommen wird.

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Deutlicher Kursanstieg

Um die Klimaschutzziele zu erreichen, sind langfristig Preise von 50 Euro je CO2-Zertifikat nötig. Bei diesem Preis dürften Stein- und Braunkohlekraftwerke aus dem Markt gedrängt werden, so eine Analyse von Carbon Tracker, einem auf Klimawandel und Finanzmärkte spezialisierten Thinktank. Bis Ende des Jahres seien laut der Initiative wegen des anstehenden Defizits Preise von 25 Euro möglich. Berenberg hält bis 2030 sogar einen Preis von 100 Euro je Tonne für realistisch.

So verwundert es auch nicht, dass sich die Zertifikate bereits seit Anfang 2017 vervierfacht haben.
Selbst aus der Versorgerbranche werden Forderungen nach höheren Preisen laut. In einem Aufruf fordern die Unternehmen einen Mindestpreis – 2020 soll die Tonne CO2 mindestens 20 Euro kosten, bis 2030 der Preis auf 60 Euro angehoben werden. Unterzeichnet haben unter anderem E.on, EnBW und Nordex, aber auch EDF aus Frankreich oder Orsted aus Dänemark. „Ein Mindestpreis für CO2-Emissionen unterstützt und beschleunigt die Dekarbonisierung, indem er die Menge an kohlebasierter Erzeugung schneller mindert und gleichzeitig den Wechsel von Kohle zu Gas erheblich schneller herbeiführt“, erklärt EnBW-Chef Frank Mastiaux den Sinn des Vorstoßes. Klar ist: Bereits heute belastet der deutliche Anstieg der Zertifikate die Bilanzen der Betreiber der Braunkohlekraftwerke.

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Spannendes Instrument

Um die Klimaziele nicht zu gefährden, müssen die Zertifikate noch deutlich teurer werden – und wenn dies dank politischer Unterstützung gelingt. Anleger können mit dem Commerzbank-Schein mit der WKN CJ4XRB auf eine Fortsetzung der Rallye setzen. Die Preise für die Emissionsrechte sind jedoch sehr volatil. Mutige wagen eine langfristige Spekulation ohne Stopp.

Dieser Text ist in leicht veränderter Form in DER AKTIONÄR 49/18 erschienen. Welche Aktien Anleger zudem für die nächsten zehn Jahre halten sollten, erfahren sie hier.

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