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24.10.2006 DER AKTIONÄR

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Für die Besitzer von Aktien von Online-Kasinos hat das vierte Quartal mit verheerenden Verlusten begonnen. Auslöser für den Kurssturz war der sogenannte Unlawful Internet Gambling Enforcement Act, der Ende September überraschend den US-Kongress passierte und demnächst von Präsident George W. Bush unterzeichnet werden soll. Im Kern untersagt das neue Gesetz Kreditkartenfirmen, Gelder an die Anbieter von Online-Glücksspielen zu transferieren.

Das US-Verbot für Online-Glücksspiele hat einen Verkaufssturm in der Branche ausgelöst. Die Panikreaktion der Anleger eröffnet nun Chancen, denn zumindest eine Aktie wurde völlig zu Unrecht abgestraft.

Für die Besitzer von Aktien von Online-Kasinos hat das vierte Quartal mit verheerenden Verlusten begonnen. Auslöser für den Kurssturz war der sogenannte Unlawful Internet Gambling Enforcement Act, der Ende September überraschend den US-Kongress passierte und demnächst von Präsident George W. Bush unterzeichnet werden soll. Im Kern untersagt das neue Gesetz Kreditkartenfirmen, Gelder an die Anbieter von Online-Glücksspielen zu transferieren. Ein herber Schlag für die Gambling-Branche, die rund die Hälfte ihres letztjährigen Umsatzes von 9,6 Milliarden Euro in den Vereinigten Staaten erzielte.

Die Reaktion der Anleger fiel heftig aus: Die Aktien von Partygaming, dem nach Marktkapitalisierung größten Glücksspielanbieter, haben bislang 65 Prozent an Wert verloren, die von Sportingbet und 888 Holdings 64 beziehungsweise 30 Prozent. Insgesamt verdampften in der Branche quasi über Nacht mehr als 5,5 Milliarden Euro an Börsenwert. Risikofreudige Anleger spekulieren auf eine Gegenreaktion, die aber könnte ausbleiben. Denn mit Partygaming und 888 Holdings haben bereits zwei prominente Vertreter ihren Rückzug aus dem US-Geschäft beschlossen. „Die Entwicklung ist ein herber Rückschlag für unser Unternehmen“, sagte Mitch Garber, Chef von Partygaming, dessen 900.000 US-Kunden 2005 rund 80 Prozent zum Gesamtumsatz beitrugen und das zum Jahresbeginn einen Marktanteil von etwa 50 Prozent bei Online-Poker besaß.

Andy Brough von Schroder Investment Management in London sieht mittelfristig allerdings Potenzial für Partygaming. „2,5 Milliarden Menschen in Indien und China besitzen eine höhere Affinität zum Glücksspiel als die Amerikaner. Wenn die Firma ihr Geschäftsmodell in den Fernen Osten transferieren kann, dann stellt sich auch das Wachstum wieder ein.“ Auch andere Experten wähnen Chancen in Asien. Der asiatische Markt ist in den letzten Jahren um das Fünffache gewachsen und könnte bereits 2010 dieselbe Größe erreichen, die der US-Markt Ende 2005 besaß.

Partygaming verfügt nach dem Börsengang im Juni 2005 mit 290 Millionen Dollar über ausreichend finanzielle Reserven und ist somit nicht akut pleitegefährdet. Allerdings brechen dem Unternehmen nun vier Fünftel der Einnahmen weg – wie sich das auf die Gewinne auswirkt, ist noch unklar. Inwiefern sich der Konzern neue Märkte erschließen kann, steht ebenfalls noch in den Sternen. Gleiches Bild bei 888 Holdings, die rund die Hälfte der Einnahmen in den USA erzielen. Die schweren Kursverluste haben zwar dazu geführt, dass sich die Kennzahlen beider Aktien deutlich reduziert haben – das 2007er-KGV von Partygaming beträgt auf Basis der noch gültigen Schätzungen gerade einmal 4, das von 888 Holdings 6 –, angesichts der anstehenden Restrukturierung der Geschäfte besitzen sie aber keinerlei Aussagekraft.

Wie so oft, wenn Panik unter den Anlegern ausbricht, geraten auch Aktien mit in den Abwärtssog, die nur entfernt oder gar nicht von den Nachrichten betroffen sind. So brach die Notierung der AKTIONÄRS-Empfehlung Gigamedia (Ausgabe 34/06) binnen zwei Tagen um mehr als 20 Prozent im Wert ein. Was die Investoren übersehen haben: Gigamedia erzielt seine Umsätze außerhalb der USA und ist somit von der neuen Gesetzesregelung überhaupt nicht betroffen. Wer schnell reagierte, konnte die Titel zuletzt zu acht Euro einsammeln. Eine exzellente Kaufgelegenheit, denn das Papier dürfte mittelfristig wieder in Richtung der alten Jahreshochs laufen. Bei Cryptologic stellt sich die Situation etwas anders dar. Der Entwickler vom Gamling-Software erwirtschaftet rund 30 Prozent seines Umsatzes in Amerika. Zukünftige Wachstumsimpulse kommen hier aber aus Asien, sodass die Auswirkungen durch den Wegfall des US-Geschäfts auf die Bilanz schlimmstenfalls mittelfristiger Natur sein werden. Durch den Kursrückgang ist die Aktie attraktiv bewertet, zudem verfügt Cryptologic über hohe Barreserven.

In manchen Fällen, wie bei Partygaming und 888 Holdings, könnte es einige Zeit dauern, bis die Umsatzausfälle aus dem US-Geschäft ausgeglichen werden könnten. Für Gigamedia hält DER AKTIONÄR hingegen an seiner Kaufempfehlung fest. Risikofreudige Investoren können sich zudem eine Position bei Cryptologic aufbauen.

Erschienen in DER AKTIONÄR Ausgabe 43/2006.

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